Unser Einsatz für Wale und Delfine bei der Bonner Konvention
Viele Wal- und Delfin-Arten unternehmen lange Wanderungen und stoßen dabei auf vom Menschen verursachte Hindernisse: Von Fischernetzen und Unterwasserlärm bis hin zu Meeresverschmutzung oder Walfang – die Gefahren sind vielfältig. Vor kurzem habe ich bei einem Zusammentreffen von Wissenschaftler:innen aus aller Welt teilgenommen, bei dem es darum ging, wandernde Arten vor diesen Gefahren zu schützen.
Arten ohne Grenzen
Ein Wal oder Delfin kann von einer Hemisphäre zur anderen reisen oder einen Tag in zwei unterschiedlichen Ländern beginnen und beenden. Anders als wir, haben Meeressäuger weder Reisepässe noch Probleme mit Grenzkontrollen. Was die wandernden Arten am freien Reisen hindert, sind wir Menschen.

Bedrohungen navigieren
Was tun wir also, um ihnen zu helfen? Die sogenannte "Convention of Migratory Species" (CMS), besser bekannt als das Übereinkommen zur Erhaltung wandernder wild lebender Tierarten oder auch als "Bonner Konvention" umfasst 133 Länder (Vertragsparteien), die sich zum Ziel gesetzt haben, wandernde Vogel-, Land- und Wasserarten zu schützen. Es ist die höchste globale Ebene, auf der Entscheidungen getroffen werden und WDC ist regelmäßig dabei: Wir beraten Entscheidungsträger:innen, sprechen Empfehlungen aus und fordern Schutzmaßnahmen für Wale und Delfine ein. Es ist eine höchst umfangreiche Aufgabe – aber unendlich wichtig!
Die im Rahmen der CMS aufgestellten Pläne kommen tagtäglich zum Einsatz, die Zusammentreffen der Vertragsparteien ("Convention of the Parties", kurz COP) finden jedoch nur alle drei Jahre statt. Auf solchen COPs werden die Erhaltungszustände der einzelnen Arten bewertet und Strategien erarbeitet, um die am stärksten bedrohten Arten besser zu schützen. Es wird außerdem festgelegt, welche Arten in die CMS-Liste aufgenommen werden und in welchen "Anhang" (Appendix) sie eingestuft werden: Eine Aufnahme in Anhang l bietet einer Art das höchste Schutzniveau, Anhang ll signalisiert die Notwendigkeit einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zur Verbesserung und Sicherung ihres Erhalts.
Ein Wettlauf gegen die Zeit
Gerade bin ich von einer Sitzung des Wissenschaftsausschusses der Konvention zurückgekehrt – ein Kollektiv von Wissenschaftler:innen aus der ganzen Welt, die die Regierungen der Mitgliedsländer in ihrer Arbeit beraten. Die Sitzung begann mit einer düsteren Nachricht: Das weltweite Risiko des Artensterbens nimmt zu; die Populationen der Arten, um die es bei der CMS geht sowie alle wandernden Arten gehen drastisch zurück.
Jede wandernde Fisch-, Vogel- oder Säugetierart spielt eine zentrale Rolle in ihrem Ökosystem, rückläufige Populationen beeinträchtigen die Natur und das Klima also massiv. Ein gutes Beispiel liefern Wale – sie sind wahre Klimahelden! Je mehr Wale es gibt, desto mehr Phytoplankton gibt es, und desto mehr Kohlenstoff wird der Atmosphäre entzogen. Daher ist die Wiederherstellung und der Erhalt ihrer Populationen von entscheidender Bedeutung für die Zukunft unseres Planeten. Trotzdem werden jährlich Tausende Wale getötet, um mit dem Verkauf ihres Fleisches Geld zu verdienen. Wir müssen anfangen, die Bedeutung jedes einzelnen Individuums zu verstehen.

Die Reise geht weiter
Die CMS hat durch ihr erfolgreiches globales Arbeitsprogramm, an dessen Überarbeitung wir mitwirken, eine gute Bilanz in Sachen Wale und Delfine vorzuweisen. Während des diesjährigen Treffens haben wir Wissenschaftler:innen uns auf ein spezielles Problem in Westafrika konzentriert: Die wachsende Abhängigkeit vom Wal- und Delfin-Fleisch als Nahrungsquelle. Die Nachfrage ist auf einem historischen Hoch und wir müssen jetzt handeln, um zu verhindern, das Delfin-Populationen oder sogar ganze Arten aussterben. Das ist zum Beispiel das Schicksal des Kamerun-Flussdelfins, einer von nur zwei Arten, die ausschließlich in Afrika vorkommen. Als direkte Folge der Jagd ist er in Kamerun mittlerweile verschwunden. Schon auf einer früheren CMS-Tagung habe ich auf die dringende Notwendigkeit des Schutzes dieser wunderschönen Art hingewiesen – und wir werden uns weiterhin für sie einsetzen.
Beim diesjährigen Treffen des Wissenschaftsausschusses ging es außerdem um zwei Delfin-Arten aus Südamerika: Der La-Plata-Delfin und der Lahille-Delfin, eine kürzlich anerkannte Unterart des Großen Tümmlers. Beide kommen in den Küstengewässern Brasiliens und Uruguays vor und umfassen nur noch weniger als 600 Individuen. Die Gespräche auf dem Treffen haben erwirkt, dass beide Arten für eine "Konzertierte Aktion" zugelassen wurden. Das bedeutet, dass die entsprechenden Länder nun zusammenarbeiten müssen, um die akute Bedrohung abzuwenden.

Auch eine Art, die uns etwas näher ist, kam zur Sprache: der Ostseeschweinswal. Wir haben den Ausschuss erfolgreich davon überzeugen können, dringende Maßnahmen zu empfehlen, um den Rückgang der Schweinswale in den Ostseeanrainerstaaten aufzuhalten. Denn nur durch koordinierte und gemeinsame Maßnahmen kann ihre Zukunft gesichert werden.
Bis zur CMS COP14, dem nächsten Treffen der Regierungsdelegierten im Februar 2024, gibt es noch viel zu tun. Ihre Unterstützung ermöglicht es uns, auf globaler Ebene weiter für Entscheidungen einzustehen, die Wal- und Delfin-Populationen weltweit schützen und erhalten.
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