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Seiwale (C) Gaete Rhucke
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Grace, der Seiwal ist tot – es ist Zeit, den Walfang zu beenden

Alpinocat

Stellen Sie sich einen Wal vor… einen Seiwal, die Farbe seines Körpers irgendwo zwischen Blau und Stahlgrün. Entlang seines Kopfes verläuft ein einzelner Grat von der Spitze seiner Schnauze zu zwei Blaslöchern auf dem Kopf. Hoch auf seinem Rücken befindet sich eine sichelförmige Rückenflosse. Es ist ein weiblicher Seiwal. Mit 15 Metern Länge und 29 Tonnen Gewicht stellt sie ihre männlichen Kollegen an Größe in den Schatten. Da wir Menschen Lebewesen gerne Namen geben, nenne ich sie Grace.

Trotz ihres riesigen Körpers schwimmt sie anmutig durch die Gewässer vor Hokkaido, Japan. Wenn sie nicht frisst, kann sie sehr verspielt sein. Grace bewegt sich sehr schnell, wenn sie es will, und steigert ihre Geschwindigkeit plötzlich und rapide. Vom kommerziellen Walfang hart getroffen, sind Grace und ihre Artgenossen vom Aussterben bedroht.

Plötzlich ertönt ein ohrenbetäubender Knall. Dann, ein scharfer Schmerz, als eine mit einer Granate bestückte Harpune ihre Haut durchbohrt, in ihren Körper eindringt und in Grace explodiert. Ihr kostbares, freies Leben endet in unvorstellbaren Qualen, ein weiterer Gigant der Ozeane verloren. Grace ist tot.

Dies ist tatsächlich passiert.

Und es geschah nicht vor langer Zeit oder im letzten Jahrhundert.

Es geschah 35 Jahre, nachdem die Welt dem Internationalen Walfangmoratorium zugestimmt und das Töten von Walen zu kommerziellen Zwecken verboten hat.

Es geschah letzten Monat, am 8. November 2021.

Und es wurde stolz von Kyodo Senpaku, einem japanischen Walfangunternehmen, verkündet.

Das Jahr 2021 neigt sich dem Ende zu und es ist nicht nur das Ende eines unruhigen Jahres für uns alle, die von der Pandemie betroffen sind. Es ist auch das Ende eines schlechten Jahres für die Hunderte von Walen, die den Harpunen kommerzieller Walfänger*innen in Norwegen und Japan zum Opfer fielen. Es ist auch das dritte Jahr, in dem Japan Wale außerhalb der Regulierung durch die Internationale Walfangkommission (IWC – das Gremium, das den Walfang reguliert) jagt.

Während Norwegen seine Walfangsaison mit einer Rekordzahl von 575 getöteten Zwergwalen beendete, feierten japanische Walfänger*innen unter anderem die Schlachtung und den Verkauf gefährdeter Seiwale. Die Regierungen beider Länder scheinen bestrebt, die weltweiten Bemühungen zum Schutz und zur Erhaltung der verbleibenden Riesen des Ozeans auf unserem Planeten zu verhöhnen.

Allein zwischen Juni und November dieses Jahres töteten japanische Walfänger*innen 187 Brydewale, 25 Seiwale und weit über 100 Zwergwale.

Trotz sinkender Nachfrage und sehr geringem Interesse am Verzehr von Walfleisch, versucht die Walfangindustrie sowohl in Norwegen als auch in Japan den Appetit der Bürger*innen (und Tourist*innen) in beiden Ländern wiederzubeleben, um viel Geld zu verdienen. Japans Befürworter*innen des Walfangs wollen das alternde industrielle Walfangschiff Nisshin Maru – ein schwimmendes Schlachthaus – durch ein moderneres und noch effektiveres Tötungswerkzeug ersetzen.

Kyodo Senpaku gab mit Stolz bekannt, dass die Nisshin Maru zum ersten Mal seit der Wiederaufnahme des kommerziellen Walfangs im Juli 2019 rohes Seiwalfleisch – das Fleisch von Grace – angelandet hat, das auf dem Shimonoseki-Fischmarkt versteigert wurde, um in Geschäften und Restaurants in der Stadt verkauft zu werden.

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Kein Wal hat es verdient harpuniert zu werden. Mit Ihrer Spende können wir uns für den Schutz von Walen wie Grace einsetzen.

Was mich besonders schmerzt ...

Dies passierte in einem Jahr, in dem Menschen auf der ganzen Welt auf der Klimakonferenz der Vereinten Nationen (COP26) in Glasgow zusammengekommen sind, um Lösungen für die Klima- und Artensterbenskrise zu finden. Diese Krisen betreffen jedes einzelne Lebewesen auf unserem Planeten. Es ist auch das Jahr, in dem WDC sein Projekt "Der Grüne Wal" ins Leben gerufen hat. Damit wollen wir die Rolle der Wale als "Klimagiganten" ins Zentrum weltweiter Schutzbemühungen stellen – denn Wale sind unsere Verbündeten im Kampf gegen die Klimakatastrophe und der Schlüssel zur Artenvielfalt der Ozeane.

Grace, der Seiwal, hätte ein langes, wildes und freies Leben führen sollen. Sie hätte weiterhin eine sehr wichtige Rolle in unserem Leben spielen sollen, indem sie Nährstoffe in einen Wald aus schwimmendem Phytoplankton bringt, der etwa die Hälfte unseres Sauerstoffs liefert, den größten Teil des Kohlenstoffs des Ozeans speichert und die Basis für gesunde Fischpopulationen ist. Grace hätte dem Ozean weiter helfen können, Sauerstoff zu produzieren, den Klimawandel zu bekämpfen und die Fischpopulationen zu erhalten. Sie hatte ein langes und erfülltes Leben verdient und kein Mensch hatte das Recht, ihr das zu nehmen.

Grace hätte mehr als 60 Jahre alt werden, viele Kinder und Enkel gehabt haben können, die den Ozean und unsere Welt bereichert hätten. Stattdessen wurde sie getötet, damit rohes Seiwalfleisch-Sashimi und Carpaccio auf einer "Verkostungsparty" serviert werden konnten. Um den Präsidenten von Kyodo Senpaku zu zitieren: "Wir wollen die Nachfrage steigern und den Großhandelspreis erhöhen, indem wir die Menschen über den hohen Nährwert und die Köstlichkeit von rohem Walfleisch informieren."

Für das kommende Jahr hat die japanische Fischereibehörde erneut eine Tötungsquote von 349 Walen festgelegt – die das Harpunieren von 25 Seiwalen, 187 Bryde- und 137 Zwergwalen erlaubt.

In Gedenken an Grace und die Millionen anderer Wale, die ihr kostbares Leben durch menschliche Gier verloren haben, werden wir weiterkämpfen – um ihretwillen und um unseretwillen. Sogar Walfänger*innen brauchen lebende Wale. Ihr Leben und die Zukunft unseres Planeten hängen davon ab. Es ist höchste Zeit, diese Wahrheit zu akzeptieren.

Unterstützen Sie unsere Arbeit!

Wir setzen uns weltweit in verschiedenen Projekten für Wale und Delfine ein.

Über Astrid Fuchs

Astrid Fuchs leitet bei WDC Deutschland den Bereich Policy und strategische Entwicklung. Daneben koordiniert sie die EU-Arbeit und betreut die Bereiche Walfang und Delfinarien.

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