Meine unvergessliche Begegnung mit den Walen, für deren Schutz wir uns einsetzen
Seit ich im Juni 2021 WDC beigetreten bin, habe ich ein dunkles Geheimnis bewahrt: Trotz meiner Ehrfurcht und Bewunderung für Wale, meiner Arbeit und all der Vorträge zu ihrem Schutz und ihrer Erhaltung sowie zahlreichen Walbildern, die zuhause meine Wände schmücken, hatte ich nie noch nie in meinen Leben einen echten Wal gesehen. Zeitweise fühlte ich mich dadurch schon etwas heuchlerisch. Ich hatte viele Geschichten von den ersten Begegnungen mit Walen von anderen gehört und fragte mich immer, ob ich das gleiche Gefühl haben würde, wenn meine Zeit endlich gekommen war.
Ich wurde nicht enttäuscht ...

Mutter Natur hat mich schon immer dazu verleitet, die Welt zu entdecken. Ich konnte mich in Felstümpeln an der Südküste Englands für Krabben faszinieren oder ging auf der anderen Seite des Planeten auf Erkundungstour in feuchten Regenwäldern. Aber ein Ort, von dem ich nie dachte, dass ich ihn besuchen würde, war Alaska. Nachdem ich als Teenager von dem nomadischen Soloabenteuer von Chris McCandless in der Wildnis Alaskas verzaubert worden war, hielt ich diesen Ort mit seiner rauen und kraftvollen Natur für weit außerhalb meiner Reichweite.
Als ich mich dem Ort Juneau in Alaska näherte, war die Landschaft eine der schönsten, die ich je gesehen habe. Zu meiner Rechten lagen zahllose schneebedeckte, namenlose Berge mit Gletschern, die sich langsam ihren Weg durch riesige Gletscherspalten ins Meer bahnten und sie mit ihren lebensspendenden Mineralien aquablau färbten. Hänge in sattem Grün und viele Bäume mit – wie ich später herausfand – unzähligen Weißkopfseeadlern. Zu meiner Linken der Nordpazifik: die von Gletschern gespeisten, artenreichen Gewässer, die Buckelwale jeden Sommer zum Fressen aufsuchen – und der Grund, warum ich hier war.

Seit zwei Jahren arbeiten wir eng mit Dr. Heidi Pearson von der University of Alaska Southeast an ihrem bahnbrechenden Forschungsprojekt zusammen. Dabei geht es darum, zu verstehen, wie Buckelwale in Alaska zu einem gesunden Ozean (und damit zu einem gesunden Planet Erde) beitragen. Das Projekt startete während der Pandemie und unser Kontakt zu Heidi war vor allem auf Videomeetings beschränkt, die aufgrund der Zeitverschiebung für sie meist in die frühen Morgenstunden fielen. Daher war es großartig, sie nun endlich persönlich zu treffen und die Arbeit, die sie und ihr Team leisten, mit eigenen Augen zu sehen.

Ich hätte nie gedacht, dass mich mein Job einmal in eine begehbare Gefriertruhe voller "Walkacke" führen würde, aber so war es – und da ich immer neugierig bin, kann ich bestätigen, dass der Kot genauso übel riecht, wie man es sich vorstellt. Vielleicht ist das aber ein kleiner Preis für die lebensspendende Substanz, die der Walkot ist. WDC unterstützt Projekte wie dieses, um unser Verständnis auszuweiten, wie Wale zur Vitalität der Meeresumwelt und zur Bekämpfung der Klimakrise beitragen. Die Arbeit von Heidi ihrem Team, in Zusammenarbeit mit der Universität von Vermont und der Alaska Whale Foundation ist von entscheidender Bedeutung, um die politischen Entscheidungsträger:innen von der dringenden Notwendigkeit zu überzeugen, die Wale nicht nur um ihrer selbst willen zu schützen, sondern auch um unsere Zukunft zu sichern.

Während meines Aufenthalts in Alaska ging es auch darum, wie wir die Mittel für Schutzprojekte aufbringen können, die die Natur so dringend benötigt. Die Menschen haben der Natur erheblichen Schaden zugefügt. Aber wir haben auch die Möglichkeit, den Schaden wiedergutzumachen und unseren Umgang mit der Natur in etwas Positives zu verwandeln. Wir müssen nur dazu bereit sein, die Art und Weise zu ändern, wie wir die Dinge in den letzten Jahrzehnten getan haben. Die Gespräche in Alaska gaben mir die Hoffnung, dass sich die Welt durch Vordenker:innen aus verschiedenen Branchen zusammenschließen kann, um das Richtige zu tun.

Save the whale. Save the world.
Helfen Sie uns mit Ihrer Spende, Forschungsprojekte wie dieses zu fördern.
Nichts kann einen auf diese Momente im Leben vorbereiten, wenn man etwas zum ersten Mal erlebt. Ich konnte nicht stillsitzen. Ich spürte eine kindliche Vorfreude durch meinen Körper rauschen, als wir mit dem Boot auf das offene Meer fuhren, um nach Buckelwalen Ausschau zu halten. Von Erzählungen wusste ist, dass man manchmal stundenlang wartet, nur um in der Ferne eine kleine Fluke auf die Wasseroberfläche klatschen zu sehen. Daher war ich völlig überrascht, dass bei unserer Ausfahrt nur wenige Minuten vergingen, bis wir den Standort der gemeldeten Buckelwale erreichten. Majestätische Giganten tauchten aus dem Wasser auf, rissen ihre Mäuler auf während die Sommersonne Alaskas ihre Haut glitzern ließ – dazu eine Kakophonie von kreisenden Möwen, die versuchten sich auch den ein oder anderen Hering zu schnappen. Wahnsinn. Sofortige Freudentränen. Sogar jetzt, wenn ich mich an dieses Erlebnis erinnere, kommen die Emotionen wieder hoch! Die Natur ist einfach unglaublich. Ich war so überwältigt und glücklich, dass ich mich in diesem Moment in die Zeit zurückversetzt fühlte, als ich ein siebenjähriger Junge war, der an einem Sommertag mit offenem Mund auf die Turmfalken starrte, die über den Klippen in meiner Nähe schwebten – dieses Gefühl, einfach nur WOW!

Und sie kamen immer wieder. Sie holten ein paar Minuten lang Luft und tauchten dann nacheinander ab, sodass ihre weißen Fluken immer wieder aufblitzten. Ich hätte bis zum Ende der Zeit bleiben und ihnen zusehen können, aber es ist wichtig, dass wir ihnen ihren Freiraum lassen. Also überließen wir sie nach einer Weile ihrem scheinbar endlosen Festmahl. Sie verschwanden in der Ferne, warfen ihre Fluken in die Höhe und bließen Luft in den Himmel, während wir weiterzogen.

Am nächsten Tag gab es Berichte, dass sich Orcas in der Gegend aufhielten. Ok – ruhig bleiben, Ed. Offenbar kommen sie nur einmal im Monat vorbei und Heidi sagte, sie habe sie an diesem Morgen vom Fenster ihrer Wohnung aus gesehen. Ich versuchte, ein unangebrachtes Maß an Eifersucht zu unterdrücken. Aber es kam, wie es kommen musste und bei unserer Ausfahrt – passenderweise am Welt-Orca-Tag – haben wir sie gefunden. Eine kleine Gruppe, die den Sockeye-Lachsen hinterherjagte, miteinander spielte und die mit dem schwärzesten Schwarz und dem weißesten Weiß durch das Wasser flitzte. Der Moment, als ich die aufsteigende schwarze Rückenflosse eines älteren Männchens sah, das nur wenige Meter vom Boot entfernt durch das Wasser gleitete, ist einfach unbeschreiblich. Natürlich kamen mir sofort wieder die Tränen. Ich griff nach meiner Kamera und versuchte, einen Moment festzuhalten, von dem ich wusste, dass er mich nicht mehr loslassen würde, bis ich diese Welt verlasse. Die Gruppe hatte ein Junges bei sich, das noch ein wenig orangefarben war. Die Orca-Populationen leiden auf der ganzen Welt, und einige von ihnen sind inzwischen vom Aussterben bedroht, da sie keine Babys mehr bekommen können. Dieses wunderschöne, unschuldige kleine Orca-Baby zu sehen, das seiner Mutter folgt und lernt, sich im Leben zurechtzufinden, gab mir die Hoffnung, die ich wirklich brauchte.

Mein Beruf ist manchmal hart. Die Liste der schrecklichen Dinge, die wir dem Meer und seinen unschuldigen Bewohnern antun, ist lang und entmutigend. Ich schäme mich nicht, zuzugeben, dass es mich frustriert, jeden Tag mit so vielen traurigen Geschichten konfrontiert zu werden. Ich habe immer dafür plädiert, Zeit in der Natur zu verbringen, um sich vom Stress des Lebens zu erholen. Sei es bei einem Waldspaziergang mit moos- und flechtenbewachsenen Bäumen, die Jahrhunderte überdauert haben. Oder bei einem Spaziergang entlang der Küste, bei dem man in Felspfützen schaut und sich von den grünen und violetten, wogenden Armen einer Anemone hypnotisieren lässt. Die Begegnung mit Buckelwalen und Orcas in Alaska ist ähnlich, aber auf einer anderen Ebene – diese Erlebnisse habe ich wirklich gebraucht. Ich bin mir nicht sicher, ob mir klar war, wie sehr.
Jetzt, da ich wieder zu Hause in Großbritannien im Nordostatlantik bin, kann ich die Augen schließen und diese Momente noch einmal erleben: den Geruch der frischen Seeluft in Alaska, das zufriedene Trompeten eines glücklichen Buckelwals, der in der Ferne einen Hering gefangen hat; und die schwarz-schimmernde Flosse eines Orcas, die lautlos durch das Wasser gleitet. Diese Erlebnisse werden mich in stressigen oder frustrierenden Momenten auffangen, da bin ich sicher. Sie werden mich dazu bringen, zusammen mit meinen Kolleg:innen bei WDC alles dafür zu tun, um die Wale zu retten. Wozu ist das Leben sonst da, als dafür zu sorgen, dass die unendlichen Wunder und die Schönheit der Natur noch lange in der Zukunft fortbestehen können?

Dr. Heidi Pearson möchte ich besonders für ihre Gastfreundschaft in Juneau danken und auch den wunderbaren Menschen, die mein Leben an diesen Tagen verändert haben.
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