Nachwuchs weckt Hoffnung für bedrohte Southern Residents

Ein Lichtblick in diesem ungewöhnlichen Jahr war die Nachricht, dass Tahlequah wieder schwanger war. Vor zwei Jahren berührte das Orca-Weibchen viele Herzen, als sie tagelang um den Verlust ihres neugeborenen Nachwuchses trauerte.
Jetzt feiern wir sogar zwei Neugeborene in der bedrohten Population …
Im Juli tauschten Forscher*innen Fotos von Tahlequah im Spätstadium ihrer Schwangerschaft aus und stießen damit weltweit großes Bangen um das Überleben des Nachwuchses an. Glücklicherweise brauchten wir nicht allzu lange warten, denn Anfang September wurde Tahlequah mit ihrem Nachwuchs gesichtet. Das Orca-Baby wirkt laut Zentrum für Walforschung "gesund und gut entwickelt". Außerdem wurde bestätigt, dass es sich bei dem neuen Kleinen um einen Jungen handelt, nachdem Walbeobachter*innen charakteristische Geschlechts-Merkmale auf seinem Bauch entdeckt hatten.
Mit dieser Nachricht atmete die ganze Welt erleichtert auf. Doch die Freude hörte damit nicht auf! Erst letzte Woche wurde eine weitere frohe Botschaft verkündet: Die gefährdete Orca-Population hat noch ein zweites Baby zur Welt gebracht.
Tahlequah (J35) gehört zu den Southern Resident Orcas. Diese einzigartige Population lebt vor der Westküste der USA und Kanadas und ist akut vom Aussterben bedroht. Am schlimmsten trifft sie der Nahrungsmangel (ihre Hauptnahrung ist der Königslachs), Umweltverschmutzung sowie Lärm und Schiffsverkehr.
Für die Southern Residents ist jeder Nachwuchs ein neuer Hoffnungsschimmer und zeigt, wie widerstandsfähig die Population noch ist. Doch leider sind gesunde Nachkommen in den letzten Jahren allzu selten geworden: Fast 70% der festgestellten Schwangerschaften scheitern. Auch wenn ein schwangeres Orca-Weibchen Grund zur Freude ist, ist nie garantiert, dass wir am Ende ein gesundes Junges neben der Mutter schwimmen sehen werden. Nachrichten von schwangeren Orcas stimmen mich stets hoffnungsvoll, machen mich aber auch sehr nervös – fast so, als würde ich bis zum Schluss den Atem anhalten. Die Nachricht, dass es jetzt sogar zwei gesunde Neugeborene in der Gruppe gibt freut mich wahnsinnig – was für eine Erleichterung! Die Orcas werden ihr Bestes geben, um für das Überleben ihrer Population zu kämpfen. Aber es liegt an uns dafür zu sorgen, dass sie die Ressourcen bekommen, die sie zum Überleben brauchen.

Tallequahs Sohn (J57). (C) Sara Hysong-Shimazu
Am ersten Septemberwochenende kam die gesamte Population der Southern Residents in einem "Superpod" zusammen: Ob sie wohl die Geburt von Talequahs Nachwuchs feierten? Solch ein Ereignis hat auf jeden Fall seit 2016 nicht mehr stattgefunden. Früher waren diese großen Zusammenkünfte ein regelmäßiges Ereignis während des Sommers. Die Population kehrte gemeinsam zu ihren traditionellen Nahrungsgründen in der Salischen See zurück. Doch da der Bestand des Königslachses, ihre Hauptnahrung, immer weiter zurück geht, verbringen die Orcas weniger Zeit in ihren typischen Regionen. Sie müssen nun weite Strecken zurücklegen, um Nahrung zu finden.
Das erste Septemberwochenende verbrachte ich hauptsächlich damit, Updates zu den Geschehnissen zu lesen (am meisten berührte mich dieser Facebook-Post unserer Freunde vom Orca Behavior Institute über Tahlequahs neues Baby und den Superpod als Begrüßungskommitee). Ich schrieb freudige Nachrichten an Bekannte und sah mir Fotos des bezaubernden Babyorcas an. Doch kam ich nicht umhin darüber nachzudenken, was als Nächstes kommt: Was müssen wir tun, um sicherzustellen, dass diese beiden Neugeborenen alles haben, was sie brauchen, um gesund und behütet aufzuwachsen? Tahlequahs Sohn hat bereits so viel Glück, von einer so fürsorglichen Mutter und in einer unglaublich widerstandsfähigen Familie geboren worden zu sein. Dass wir diese intimsten Momente und die Freude der Southern Residents erleben dürfen, ist ein unglaubliches Privileg.
WDC setzt sich in den USA zusammen mit lokalen Organisationen für den Schutz der Southern Residents ein. Oberstes Ziel ist es, den Orcas wieder genug Nahrungsgründe bieten zu können. Unter anderem wird auf politischer Ebene für eine Ausweitung des kritischen Lebensraums der Orcas sowie für den Abriss von Dämmen gekämpft, die den Lachsen den Weg zu ihren Laichgründen versperren.
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