Die Geschichte von Orca Lolita
Lolita gehört zur Population der Southern Resident Orcas. Sie wurde ihrer Familie und ihrem natürlichen Lebensraum 1970 bei den berüchtigten Fangaktionen in Penn Cove (USA) entrissen. Seither wird sie im Miami Seaquarium in Florida gehalten.
Die Southern Residents sind eine vom Aussterben bedrohte Orca-Population, die an der Westküste der USA und Kanadas lebt. Der kritische Zustand der Gemeinschaft ist auch auf die Fangaktionen in Penn Cove zurückzuführen. Allein im August 1970 wurden dort 80 Individuen zusammengetrieben, sieben von ihnen wurden in Gefangenschaft gebracht und mindestens fünf weitere starben bei den Fangaktionen.
Letzte Überlebende
Ein junges Orca-Weibchen wurde nach der Fangaktion am 8. August 1970 ins Miami Seaquarium gebracht und mit dem bereits dort lebenden männlichen Orca Hugo in einem kleinen Betonbecken gehalten. Hugo wurde 1968 gefangen und gehörte zum selben Orca-Clan wie Lolita, wie sich später herausstellte. Hugo starb im Jahr 1980 an einem Gehirn-Aneurysma. Er hatte wiederholt mit dem Kopf gegen die Beckenwand geschlagen. Von den insgesamt 45 Orcas der Southern Residents, die zwischen 1965 und 1973 gefangen wurden, lebt heute somit nur noch Lolita. Im Jahr 2005 wurden die Southern Residents als bedrohte Art anerkannt und sind seither durch den US Endangered Species Act geschützt. Erst 2015 wurde auch der gefangen gehaltenen Lolita offiziell dieser Status zugesprochen.
Drei Namen
Bevor sie ins Miami Seaquarium gebracht wurde, erhielt das junge Orca-Weibchen von einem Tierarzt den Namen „Tokitae“. Er bedeutet „Schöner Tag, schöne Farben“ in einer der indigenen Sprachen der Region, in der sie gefangen wurde. Für die Shows im Miami Seaquarium erhielt sie den Spitznamen „Lolita“. Die Trainer:innen und Angestellten nennen sie jedoch nach wie vor Tokitae oder Toki in der Kurzform.
Ihren dritten Namen „Sk’aliCh’elh-tenaut“ bekam sie vom Stamm der Lummi, die die Southern Resident Orcas als ihre „Verwandten und Vorfahren im Wasser“ ansehen.
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Lolita wurde 1966 geboren.
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Lolita lebt seit 1970 in Gefangenschaft.
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Lolita ist der am zweitlängsten in Gefangenschaft überlebende Orca.
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Lolita wird ohne weitere Artgenossen gehalten.
Alarmierender Bericht
Seit dem Tod ihres Gefährten Hugo wird Lolita ohne weitere Artgenossen gehalten. Sie teilte sich das Becken mit mehreren Delfinen, zuletzt mit einem Weißstreifendelfin namens Lii. 2021 veröffentlichte das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) einen alarmierenden Bericht über die Haltungsbedingungen im Miami Seaquarium, in dem Mängel, wie schmutziges Wasser, schlechtes Futter und kaputte Gerätschaften dokumentiert wurden. Außerdem wurde mehrmals entgegen tierärztlicher Anweisung gehandelt. Beispielsweise nahm Lolitas Trainer keine Rücksicht auf ihre Kieferverletzung und lies sie Sprünge ausüben, von denen der damalige Tierarzt explizit von abgeraten hatte. Noch dazu herrscht Personalmangel, der unzureichende Pflege sowie schlechte Buchführung verursacht. Dies hat unter anderem zur Folge, dass Delfine zusammengehalten werden, die einander mit aggressivem Verhalten begegnen. Dies führte bereits zu Vorfällen, bei denen Delfine verletzt und sogar getötet wurden.
2022: Keine Shows mehr mit Publikum
Der neue Besitzer des Miami Seaquariums, „The Dolphin Company“ aus Mexico, bekommt zwar weiterhin eine Lizenz den Park zu betreiben, Lolita und Delfin Lii dürfen aber nicht mehr einem zahlenden Publikum in Unterhaltungsshows präsentiert werden. Im Park werden noch mehr als 20 weitere Delfine gehalten. Für sie gilt das Show-Verbot allerdings nicht. Im März 2022 gab das neue Management zusammen mit Vertreter:innen der zuständigen Behörden auf einer Pressekonferenz bekannt, dass Lolita einer unabhängigen medizinischen Untersuchung unterzogen werden kann und nach einer guten Lösung für ihre Zukunft gesucht werde. Anwesend waren auch Vertreter:innen der NGO-Koalition „Friends of Lolita“, die sich für Lolitas Rückkehr in ihre Heimatgewässer einsetzen.
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