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Lolita © Rob Lott

Die Geschichte von Orca Lolita

Die Geschichte von Orca Lolita

Lolita gehört zur Population der Southern Resident Orcas. Sie wurde ihrer Familie und ihrem natürlichen Lebensraum 1970 bei den berüchtigten Fangaktionen in Penn Cove (USA) entrissen. 2023 starb sie nach über 50 Jahren in Gefangenschaft im Miami Seaquarium.

Die Southern Resident Orcas

Die Southern Residents sind eine vom Aussterben bedrohte Orca-Population, die an der Westküste der USA und Kanadas lebt. Der kritische Zustand der Gemeinschaft ist auch auf die Fangaktionen in Penn Cove zurückzuführen. Allein im August 1970 wurden dort 80 Individuen zusammengetrieben, sieben von ihnen wurden in Gefangenschaft gebracht und mindestens fünf weitere starben bei den Fangaktionen.

 

Letzte Überlebende

Ein junges Orca-Weibchen wurde nach der Fangaktion am 8. August 1970 ins Miami Seaquarium gebracht und Lolita genannt. Sie wurde mit dem bereits dort in Gefangenschaft lebenden männlichen Orca Hugo in einem kleinen Betonbecken vergesellschaftet. Hugo wurde 1968 gefangen und gehörte zum selben Orca-Clan wie Lolita, wie sich später herausstellte. Hugo starb im Jahr 1980 an einem Gehirn-Aneurysma. Er hatte wiederholt mit dem Kopf gegen die Beckenwand geschlagen. Am 18. August 2023 starb Lolita an einem Nierenleiden. Sie war die letzte Überlebende von den insgesamt 45 Orcas der Southern Residents, die zwischen 1965 und 1973 gefangen wurden. Im Jahr 2005 wurden die Southern Residents als bedrohte Art anerkannt und sind seither durch den US Endangered Species Act geschützt. Erst 2015 wurde auch der gefangen gehaltenen Lolita offiziell dieser Status zugesprochen.

 

Drei Namen

Bevor sie ins Miami Seaquarium gebracht wurde, erhielt das junge Orca-Weibchen von einem Tierarzt den Namen "Tokitae". Er bedeutet "Schöner Tag, schöne Farben" in einer der indigenen Sprachen der Region, in der sie gefangen wurde. Für die Shows im Miami Seaquarium erhielt sie den Spitznamen "Lolita". Die Trainer:innen und Angestellten nennen sie jedoch nach wie vor Tokitae oder Toki in der Kurzform.

Ihren dritten Namen "Sk’aliCh’elh-tenaut" bekam sie vom Stamm der Lummi, die die Southern Resident Orcas als ihre "Verwandten und Vorfahren im Wasser" ansehen.

Fakten zu Lolita

  • Lolita wurde 1966 in freier Wildbahn geboren.
  • Seit 1970 lebte sie in Gefangenschaft.
  • Lolita ist nach Corky der Orca, der am zweitlängsten in Gefangenschaft überlebt hat.
  • Sie wurde seit dem Tod von Orca Hugo ohne weitere Artgenossen gehalten.
  • Am 18. August 2023 ist Lolita mit 56 Jahren an einem Nierenversagen im Miami Seaquarium gestorben.
Lolita © Rob Lott
Lolita © Rob Lott
Lolita in ihrem kleinen Becken. © Rob Lott
Lolita in ihrem kleinen Becken. © Rob Lott

Das kleinste Becken der Welt

Lolita wurde mehr als 50 Jahre in einem Becken gehalten, das an der tiefsten Stelle nur sechs Meter und an der längsten Stelle 24 Meter misst. Diese Maße entsprechen nicht einmal den Vorgaben der US-Behörden.

In freier Wildbahn hätte Lolita ihre Tage zusammen mit ihrer Familie, mit Nahrungssuche, Spielen und Ruhen verbringen und dabei nicht selten mehr als 100 Kilometer zurücklegen können. Ihre Mutter hat in ihrem Lebensraum an der Westküste der USA und Kanadas wohl schon um die 5,6 Millionen Kilometer zurückgelegt und ist heute vermutlich ungefähr 93 Jahre alt.

2023: Lolita stirbt im Miami Seaquarium

Nachdem sich der Gesundheitszustand von Lolita bereits über zwei Tage verschlechtert hat, ist der Orca am Nachmittag des 18. August 2023 im Miami Seaquarium in Folge eines Nierenleidens gestorben.

 

2023: Darf Lolita bald nach Hause?

In einer weiteren Pressekonferenz am 30. März 2023 kündigten der Besitzer des Miami Seaquariums, zuständige Regierungsvertreter:innen sowie Vertreter:innen der NGO "Friends of Toki" Pläne an, die eine Rückkehr von Tokitae in ihre Heimatgewässer im Pazifischen Nordwesten ermöglichen sollen. Details wurden noch nicht bekannt gegeben, aber man plante einen Transport von Tokitae in ein Meeresrefugium innerhalb der nächsten zwei Jahre, hieß es bei der Konferenz.  

 

2022: Keine Shows mehr mit Publikum

Der neue Besitzer des Miami Seaquariums, "The Dolphin Company" aus Mexico, bekommt zwar weiterhin eine Lizenz den Park zu betreiben, Lolita und Delfin Lii dürfen aber nicht mehr einem zahlenden Publikum in Unterhaltungsshows präsentiert werden. Im Park werden noch mehr als 20 weitere Delfine gehalten. Für sie gilt das Show-Verbot allerdings nicht. Im März 2022 gab das neue Management zusammen mit Vertreter:innen der zuständigen Behörden auf einer Pressekonferenz bekannt, dass Lolita einer unabhängigen medizinischen Untersuchung unterzogen werden kann und nach einer guten Lösung für ihre Zukunft gesucht werde. Seit Dezember 2022 gibt es regelmäßig unabhängige Gesundheits-Checks, deren Ergebnisse auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

 

2021: Alarmierender Bericht

Lolita teilte sich seit dem Tod von Orca Hugo das Becken mit mehreren Delfinen, zuletzt mit einem Weißstreifendelfin namens Lii. 2021 veröffentlichte das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) einen alarmierenden Bericht über die Haltungsbedingungen im Miami Seaquarium, in dem Mängel, wie schmutziges Wasser, schlechtes Futter und kaputte Gerätschaften dokumentiert wurden. Außerdem wurde mehrmals entgegen tierärztlicher Anweisung gehandelt. Beispielsweise nahm Lolitas Trainer keine Rücksicht auf ihre Kieferverletzung und lies sie Sprünge ausüben, von denen der damalige Tierarzt explizit von abgeraten hatte. Noch dazu herrscht Personalmangel, der unzureichende Pflege sowie schlechte Buchführung verursacht. Dies hat unter anderem zur Folge, dass Delfine zusammengehalten werden, die einander mit aggressivem Verhalten begegnen. Dies führte bereits zu Vorfällen, bei denen Delfine verletzt und sogar getötet wurden.

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