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Orcas in Gefangenschaft

Orcas in Gefangenschaft

Orcas, auch bekannt als Schwertwale, werden seit 1961 in Gefangenschaft gehalten. Sie sind die wehrlosen Opfer einer grausamen Industrie, die dafür verantwortlich ist, dass Dutzende frei lebende Orcas ihren Familien entrissen wurden und zu einem Leben in künstlich zusammengesetzten Gruppen verdammt sind, das nichts mit ihrem früheren Leben zu tun hat.

Derzeit gibt es mindestens
Orcas in Gefangenschaft
davon wurden
in freier Wildbahn gefangen
und
in Gefangenschaft geboren
(Stand 19. Oktober 2023)

Mindestens 166 Orcas wurden seit 1961 in freier Wildbahn gefangen

Seit der bahnbrechenden Dokumentation Blackfish, die die traurige Realität eines Orca-Lebens in Gefangenschaft zeigt, sinkt die Akzeptanz für Delfinarien und das, obwohl die Delfinarienindustrie alles dafür tut, diese negative Publicity zu verhindern bzw. zu entkräften. Mittlerweile ist immer mehr Menschen auf der ganzen Welt bewusst, dass Delfinarien alles andere als eine heile Welt sind. So kamen in den vergangenen Jahren immer mehr Vorfälle ans Licht: dokumentierte "Unfälle", Erkrankungen, Fehlgeburten und frühzeitige Todesfälle, die zeigen, dass Delfinarien nichts anderes als grausame Zirkusse sind.

  • 133 der 166 bisher gefangen genommenen Orcas sind mittlerweile tot.
  • In freier Wildbahn werden männliche Orcas durchschnittlich ca. 30 Jahre alt (maximal 50 - 60 Jahre), weibliche Orcas werden durchschnittlich ca. 46 Jahre alt (maximal 80 - 90 Jahre).
  • Mindestens 177 Orcas sind bisher in Gefangenschaft gestorben, nicht mitgezählt tot geborene Babys und Fehlgeburten.
  • SeaWorld hält 18 Orcas in drei Einrichtungen in den Vereinigten Staaten. Mindestens 44 Orcas sind in SeaWorld Parks gestorben (Tot- und Fehlgeburten nicht eingerechnet).
  • Eine der wohl bekanntesten und berüchtigtsten Fangaktionen fand 1970 bei Penn Cove in Washington State statt. Damals wurden 80 Orcas der Southern Resident Population eingekreist. Sieben wurden eingefangen und an Delfinarien verkauft, fünf starben noch vor Ort. Heute gilt diese Population als bedroht. Lolita, die letzte Überlebende dieser Fangaktionen, verstarb im August 2023 im Miami Seaquarium in den USA nach über 50 Jahren in Gefangenschaft.
  • Mindestens 29 Orcas wurden zwischen 2012 und 2018 in Russland gefangen. 15 von ihnen wurden nach China transportiert und einer befindet sich in einem Delfinarium in Moskau. Zehn im Jahr 2018 illegal gefangene junge Schwertwale wurden zwischen Juni und August 2019 wieder in ihren natürlichen Lebensraum im Ochotskischen Meer zurück gebracht. Ein weiterer ist vor der Freilassung verstorben.

Die Geschichte von Corky

Einer der in Gefangenschaft gehaltenen Orcas ist Corky. Sie wurde am 11. Dezember 1969 im Alter von ca. drei Jahren ihrer Familie und ihrem natürlichen Lebensraum entrissen und wird seither im San Diego SeaWorld Park gehalten. Keines ihrer sieben Babys, die in Gefangenschaft geboren wurden, hat überlebt. Corky stammt aus der Population der Northern Residents, die vor der Küste British Columbias (Kanada) leben. Sie können eine Patenschaft für ein Mitglied dieser Population übernehmen und tragen so zum Schutz von Corkys Verwandtschaft bei.

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Orcas, die der Wildnis entrissen wurden

Die Jagd auf Orcas in Penn Cove

Im August 1970 wurden in Penn Cove (nahe des Puget Sound in Washington State, USA) mehr als 80 Orcas aus der Population der Southern Residents zusammengetrieben. Sieben von ihnen wurden eingefangen und an Delfinarien verkauft. Mindestens fünf Orcas erstickten in den Netzen, die anderen wurden wieder freigelassen oder entkamen. Ein junger, weiblicher Orca wurde am Tag der Fangaktion in Penn Cove, ca. 60 Kilometer Luftlinie entfernt bei Bainbrigde Island, gestrandet aufgefunden. Sie wurde erst in das Seattle Marine Aquarium gebracht, dann aber nach Deutschland transportiert. In München wurde sie als Orca –Attraktion "Wally" beim Oktoberfest ausgestellt und mehrmals täglich in einer Show präsentiert. Einen Tag nach dem Oktoberfest, am 4. Oktober 1971, starb Wally an Herzversagen. Die Population der Southern Resident Orcas ist auch aufgrund dieser Fangaktionen heute vom Aussterben bedroht. 

Von den in Penn Cove gefangenen Schwertwalen überlebte Tokitae (besser bekannt unter dem Show-Namen "Lolita") am längsten in Gefangenschaft. Sie wurde 53 Jahre lang im Miami Seaquarium in Florida in einem Betonbecken gehalten. Lange Gerichtsverfahren, die die Freilassung von Lolita forderten, waren erfolglos. Mit einem Besitzerwechsel des Miami Seaquariums im März 2023 gab es erstmals Pläne, sie in ein Meeresrefugium zu bringen. Jedoch starb Lolita/Tokitae am 18. August 2023 unerwartet an einem Nierenleiden, noch bevor sie die Reise in ihre Heimatgewässer antreten konnte. Tokitaes Mutter ist vermutlich der Orca "Oceano Sun" (L-25), die ungefähr 1930 geboren wurde. Sie und die anderen Familienmitglieder der Southern Residents schwimmen noch immer durch die Gewässer, aus denen Tokitae damals entrissen wurde. 

Trotz der langen Zeit in Gefangenschaft benutzte Tokitae noch lange die charakteristischen Rufe ihrer Familiengruppe. Im Jahr 2005 wurden die Southern Residents als bedrohte Art anerkannt und sind seither durch den US Endangered Species Act geschützt. Erst 2015 wurde auch Tokitae offiziell dieser Status zugesprochen.

Zwischen 1965 und 1973 wurden insgesamt 45 Mitglieder der Southern Residents eingefangen und in Delfinarien gebracht. Mindestens 13 weitere Familienmitglieder starben bereits während der Fangaktionen. Nur Corky, ein Mitglied der Northern Resident Orca Population, lebt bereits länger in Gefangenschaft. Sie wurde 1969 ihrem natürlichen Lebensraum entrissen und wird seither im SeaWorld-Park in San Diego gehalten.

Das folgende Video zeigt erschreckende Aufnahmen der brutalen Fangaktionen. Es beinhaltet auch das erste Interview mit dem Taucher John Crowe, der bei der Aktion in Penn Cove dafür verantwortlich war, die Körper der toten Schwertwale verschwinden zu lassen, die die stressige und brutale Fangaktion nicht überlebt hatten. Auf diese Weise wurden die verstorbenen Individuen nicht zur Fangquote gezählt.

Vielen Dank an Baby Wild Films für die Erlaubnis, dieses Video zeigen zu können.

Orcafänge in Russland

Seit 2012 wurden 29 Schwertwale in russischen Gewässern gefangen. Nur drei von ihnen verblieben in Russland, um im Moskvarium in Moskau einem zahlenden Publikum zur Unterhaltung präsentiert zu werden. Mindestens 15 der gefangenen Orcas wurden nach China exportiert, auch sie zu Unterhaltungszwecken in den dort mittlerweile zahlreichen Delfinarien.

2018 sorgte das russische "Walfgefängnis" weltweit für Schlagzeilen. Mindestens elf Orcas und 90 Belugas landeten in einem Zwischenlager in Srednyaya Bay in der Nähe von Vladivostok. Sie waren illegal ihrem natürlichen Lebensraum entrissen worden. Ein Schwertwal und ein Beluga verschwanden. Es ist nicht klar, ob sie entkommen konnten oder verstorben sind. Eine Gruppe internationaler Organisationen und Wissenschaftler:innen, darunter WDC, forderten die russischen Behörden auf, die Orcas und Belugas wieder frei zu lassen. Daraufhin bekam eine Gruppe russischer und internationaler Wissenschaftler:innen im März 2019 Zugang zu den provisorisch errichteten Becken. Sie äußerten nach diesem Besuch große Bedenken über den Gesundheitszustand der gefangenen Individuen, denen schlechte Haltungsbedingungen und kalte Witterungsbedingungen immer mehr zusetzten.

Die Expert:innen kamen zu der Einschätzung, dass die Orcas und Belugas mit guter Vorbereitung wieder in ihre Heimatgewässer zurückgebracht werden könnten. Die ersten beiden Orcas wurden im Juni 2019 ins Ochotskische Meer entlassen. Drei weitere folgten im Juli und August und die letzten beiden in einer weiteren Aktion Ende August. Zwischen Juni und Oktober wurden 37 Belugas freigelassen, Mitte November waren alle Belugas wieder im Ozean.

Das Far East Russia Orca Projekt (FEROP), mitbegründet von WDC-Forscher Erich Hoyt, studiert seit 1999 die Orca-Populationen in russischen Gewässern. Zusammen mit anderen Expert:innen aus aller Welt fordert FEROP einen Stopp der Orca-Fänge vor Russland, da es keine ausreichenden Informationen zur Größe und Struktur der Schwertwal-Populationen vor Ort gibt und somit nicht bekannt ist, welche Auswirkungen die Fänge haben.

 

Orcas

Orcafänge in Island und Japan

Zwischen 1976 und 1989 wurden mindestens 54 Schwertwale in isländischen Gewässern gefangen und an Delfinarien auf der ganzen Welt verkauft. 17 dieser Orcas wurden in SeaWorld-Parks in den USA gebracht. Die Fangaktionen in Island hatten begonnen, nachdem diese Praxis Mitte der 1970er-Jahre im Pazifischen Nordwesten der USA verboten wurde.

Die beiden bekanntesten Orcas, die vor Island gefangen wurden, waren Keiko und Tilikum. Keiko wurde durch die "Free Willy"-Filme bekannt und wurde 2002 wieder in seine Heimatgewässer ausgewildert. Tilikums Schicksal wurde im Film "Blackfish" beleuchtet. Er starb am 6. Januar 2017 nach 34 Jahren in Gefangenschaft.

Im Jahr 1997 wurden in Taiji, Japan, zehn Orcas gefangen. Fünf von ihnen wurden in Gefangenschaft gebracht, fünf mussten ohne ihre Familienmitglieder wieder ins offene Meer zurückkehren. Im Juni 1997 waren zwei der gefangenen Orcas bereits verstorben. Die drei anderen folgten in den Jahren 2004, 2007 und 2008. Obwohl die Fangaktionen mit einer Genehmigung für "Forschungszwecke" stattfanden, wurden alle Schwertwale einem zahlenden Publikum zur Unterhaltung präsentiert.

Orca Tilikum bei SeaWorld

(C) Paul Wigmore

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(C) WDC Rob Lott

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