UN beschließt Hochsee-Abkommen zum Schutz der Weltmeere

Bei den "High Seas Treaty"-Verhandlungen der UN in New York kam es am Wochenende zu einer historischen Abstimmung für den Schutz des Ozeans.
Nach zwei Wochen intensiver Gespräche liegt der finale Text zu einem Hochsee-Abkommen vor, auf den sich die UN-Mitgliedsstaaten geeinigt haben:
Der größte Teil der Weltmeere sind internationale Gewässer. Diese sogenannten "Hochsee"-Gebiete liegen jenseits der ausschließlichen Wirtschaftszonen der Länder und sind weiter als 370 Kilometer von der nächsten Küste entfernt. Bisher war die Hochsee ein weitgehend rechtsfreier, kaum geschützter Raum.
Ein Meilenstein für die Verhandlungen ist der Beschluss, dass Entscheidungen künftig nicht mehr im Konsensprinzip, sondern bereits mit einer Dreiviertelmehrheit getroffen werden können. Zwar gibt es Abkommen für verschiedene Teile der Weltmeere, wie den Antarktisvertrag oder für den Tiefseebergbau. Beschlüsse in diesen Gremien erforderten jedoch meist einen Konsens der Mitgliedstaaten, was einzelnen Ländern die Möglichkeit einer Blockade zugunsten eigener Interessen gab und seit vielen Jahren z.B. den Fortschritt in der Ausweisung von antarktischen Meeresschutzgebieten verhindert hat. Mit dem neuen Abkommen wird somit die Einrichtung von Meeresschutzgebieten in der Hochsee erleichtert.
Im Dezember 2022 wurde bei der UN-Artenschutzkonferenz in Montréal beschlossen, dass bis 2030 mindestens 30 Prozent der Hohen See unter Schutz gestellt werden sollen. Ohne ein verbindliches Abkommen zum Schutz der Hohen See standen die Chancen auf eine Umsetzung jedoch schlecht.
"Nach fast 20 Jahren haben sich die Vereinten Nationen endlich auf ein Hochsee-Abkommen geeinigt. Die Bedeutung dieses Abkommens kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden, denn ohne diesen Beschluss wäre es unmöglich, die 30x30-Ziele wirksam umzusetzen", erklärt Ed Goodall, der bei WDC das Programm zum Grünen Wal managet. "Die Länder müssen diesen Fortschrittsgedanken jetzt weitertragen und Meeresschutzgebiete ausweisen und umsetzen. Nur so können wir die biologische Vielfalt und natürliche Kohlenstoffsenken wiederherstellen. Wir haben keine Zeit zu verlieren, um den Schaden, den wir unserer Erde zugefügt haben, rückgängig zu machen".
Mit dem neuen Abkommen werden für alle Aktivitäten auf hoher See Umweltverträglichkeitsprüfungen sowie Ausgleichszahlungen für die Nutzung mariner Ressourcen eingeführt. Die Mitgliedsstaaten verpflichten sich zudem zu einer umfangreichen Berichterstattung, was die Transparenz und die Nachvollziehbarkeit von Maßnahmen und der Einhaltung der Regeln erhöht. Das neue Abkommen legt auch fest, dass es künftig eine jährliche Vertragsstaatenkonferenz (COP) geben wird, in der konkrete Maßnahmen zum Schutz und der nachhaltigen Nutzung der Hohen See und der Tiefsee verhandelt und beschlossen werden.
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