Schutz für wandernde Arten
Manche Wal- und Delfinarten wandern über tausende von Kilometern durch Gewässer verschiedener Länder, um ihren Zielort zu erreichen. Andere leben in bestimmten Gewässern wie dem Mittelmeer, das zu unterschiedlichen Ländern gehört. Hält sich eine Gruppe am Morgen noch in Frankreich auf, können sie am Nachmittag bereits in Italien sein und einen Snack auf dem Weg nach Monaco vertilgen.
Wale und Delfine sind täglich unzähligen Gefahren ausgesetzt: Sie verfangen sich in Fischernetzen, werden von Schiffen verletzt oder verwechseln Plastikmüll mit Nahrung. Eine weitere große Gefahr stellt die Jagd durch den Menschen dar, entweder um ihr Fleisch zu verkaufen oder um sie für den Rest ihres Lebens in Gefangenschaft zu halten. Dort langweilen sie sich und erleiden einen langsamen Tod, während sie uns Menschen unterhalten sollen. Dank eines Abkommens der Vereinten Nationen werden wichtige Schritte unternommen, um Wale und Delfine zu schützen, die von Ort zu Ort wandern um Nahrung zu suchen, ihren Nachwuchs großzuziehen oder mit Familienmitglieder und Freunden zusammen zu sein.
Die Bonner Konvention (Convention on Migratory Species/CMS) ist ein internationales Abkommen und wird vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen getragen. Die unterzeichnenden Staaten (124 insgesamt) verpflichten sich, Maßnahmen zum Schutz von wandernden Tierarten in der Luft, auf dem Land oder im Wasser zu ergreifen. Durch das Erlassen von Initiativen zur Arterhaltung und die Zusammenarbeit der Staaten wird sichergestellt, dass dabei zahlreiche Gefahren angemessen berücksichtigt werden.
Die Mitgliedsstaaten treffen sich alle drei Jahre bei der Conference of the Parties (COP), um den Schutzstatus einer Art und die Gefahren für diese zu beurteilen. Dabei wird auch diskutiert, wie man die am meisten gefährdeten Arten besser schützen kann. Die diesjährige Konferenz fand zum ersten Mal in Asien statt, weshalb wir im Rahmen der COP12 nach Manila gereist sind.
Vom Walhai bis zur Giraffe, vom Geier bis zum Schimpansen – viele Arten haben Verbündete, die über sechs Tage hinweg diskutierten um eine Reihe von Beschlüssen auszuarbeiten und Entscheidungen zu treffen. Es wurden weitere Arten ins Verzeichnis aufgenommen, was zu verbesserten Schutz- und Erhaltungsmaßnahmen dieser Arten führt. Das Motto der Konferenz lautete „Ihre Zukunft ist unsere Zukunft“ und unterstreicht, dass unsere Lebenswelten eng miteinander verbunden sind.
Aus Sicht der Wal- und Delfinschützer standen wichtige Punkte auf der Tagesordnung. WDC freut sich, dass jeder Punkt, den wir aktiv eingebracht haben oder in den wir im Rahmen des Treffens involviert waren, genehmigt und angenommen wurde. Hier einige Highlights:
- Obwohl der Konsum von Wal- und Delfinfleisch in den meisten Ländern illegal ist, werden jährlich tausende Kleinwale und Delfine wegen ihres Fleisches getötet. Dies ist eine schwerwiegende Bedrohung, über deren Ausmaße noch nicht allzu viel bekannt ist. Mit dem angenommenen Beschluss zu „Aquatic Wild Meat wird globale Aufmerksamkeit für das Problem geschaffen. Der Beschluss ermutigt andere Länder dazu, die grausame Jagd auf Kleinwale und Delfine zu beenden.
- Ein weiteres Problem betrifft die Interaktionen von Mensch und Meeressäuger im Wasser. Viele Wal- und Delfinpopulationen dürften unter dem verantwortungslosen Verhalten der Menschen leiden, die mit den Tieren schwimmen möchten. Das Treffen hat dazu einen Regulierungsbeschluss mit Richtlinien erlassen.
- Ein Highlight des letzten Treffens im Jahr 2014 in Ecuador war die Annahme einer Resolution, in der der Lebendfang von Walen und Delfinen zu kommerziellen Zwecken verboten wurde. WDC arbeitete gemeinsam mit Monaco daran, dass der Beschluss angenommen wurde. Beim diesjährigen Treffen wurden zusätzliche Richtlinien beschlossen, um Staaten auf nationaler Ebene bei der Entwicklung und Stärkung von Gesetzen zu unterstützen, die Lebendfänge in ihren Gewässern verbieten. Strikte Maßnahmen zu Import und internationalem Transit von lebenden Individuen können dadurch ergriffen werden.
- Ein wichtiger Erfolg der COP in Ecuador (2014) war die Annahme einer Resolution zur Beziehung zwischen Artenschutz und der Kultur von Walen und Delfinen. Seit dem letzten Treffen arbeitet WDC mit einem Team internationaler Experten zusammen, um Arten und Populationen zu identifizieren, die besonders von individuellen Maßnahmen profitieren würden, weil sie spezifische kulturelle Bedürfnisse haben. Nun konnten Maßnahmen zum Schutz von Pottwal-Gruppen im osttropischen Pazifik beschlossen werden. Diese unterscheiden sich durch ihre unterschiedlichen, gruppenspezifischen Dialekte.
- Auch für Atlantische Delfine wurde zusammen mit Staaten, in deren Gewässern sich diese Delfinart aufhält, individuelle Schutzmaßnahmen beschlossen. Zum selben Zweck hat auch Brasilien einen Beschluss zu Walen im Südatlantik erlassen. Wichtig ist dabei, dass den Walen eine besondere Rolle im Ökosystem zugesprochen wurde: Sie helfen dabei, den Nährstoffkreislauf in den Ozeanen aufrecht zu erhalten. Walpopulationen im Südatlantik wurden durch den jahrzehntelangen kommerziellen Walfang stark beeinträchtigt, mit einer Folgewirkung auf die gesamte marine Flora und Fauna.
- Andere wichtige Beschlüsse betreffen die Themen Beifang, Meereslärm, Meeresverschmutzung und Meeresschutzgebiete/IMMA‘s. Die Vertragspartner wollen sich verstärkt dafür einsetzen, den Beifang sowie dessen Auswirkungen auf die Meeresbewohner zu reduzieren, da er unumstritten die größte Gefahr darstellt. Zudem wurden Richtlinien festgelegt, um den Meereslärm in den Ozeanen möglichst niedrig zu halten. Plastik war ebenfalls ein wichtiger Programmpunkt: Die Problematik von Einwegplastik, Geisternetzen und Mikroplastik wurde diskutiert und als ernsthafte Bedrohung für die marine Umwelt angesehen, vor allem für Wale und Delfine, die Plastik versehentlich verschlucken – oft mit tödlichen Folgen.
Es war ein unglaublich wichtiges und erfolgreiches Treffen für den Wal- und Delfinschutz. Einige der Resultate werden weitreichende und hoffentlich lebensverändernde Folgen für einzelne Individuen, wenn nicht für ganze Populationen und Arten mit sich bringen.
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