Der chinesische Flussdelfin, auch Jangtse-Delfin und Baiji genannt, ist die erste Delfinart, die vom Menschen ausgerottet wurde.
Der Fluss Jangtsekiang war über 20 Millionen Jahre lang die Heimat des chinesischen Flussdelfins, doch dann verschwand diese Art innerhalb von 50 Jahren komplett aus dem Flusssystem. Im Jahr 2007 wurde der Jangtse-Delfin offiziell als ausgestorben erklärt, nach dem eine sechswöchige Expedition im Jahr zuvor erfolglos versucht hatte, ein Individuum dieser Art zu finden. Auch zuvor hatte es keine bestätigten Sichtungen mehr gegeben.

Männlich | Weiblich | Kalb | |
---|---|---|---|
Maximale Länge | 2,3 m | 2,6 m | 0,9 m |
Maximalgewicht | 167 kg | 167 kg | unbekannt |
IUCN-Kategorie: CR (vom Aussterben bedroht), wahrscheinlich ausgestorben
In Übereinstimmung mit der Roten Liste der IUCN führen wir den Baiji als "wahrscheinlich ausgestorben", obwohl es ziemlich sicher ist, dass diese Art leider nicht mehr existiert.
Wie sahen Chinesische Flussdelfine aus?
Der Baiji hatte einen stämmigen Körper mit breiten, abgerundeten Flossen. Der Kopf war klein mit einer markanten Melone und einem sehr langen, schmalen Schnabel, der an der Spitze leicht nach oben gerichtet war. Die Augen des Baiji waren winzig und höher auf dem Kopf positioniert als bei anderen Delfinarten. Die Rückenflosse war klein und dreieckig mit einer breiten Basis und bafand sich im hinteren Drittel des Körpers. Baijis waren auf dem Rücken im Allgemeinen bläulich-grau gefärbt und gräulich-weiß auf der Körperunterseite.
Wie sah ihr Alltag aus?
Chinesische Flussdelfine lebten in kleinen Gruppen von bis zu sechs Individuen. Die größte Gruppe, die beobachtet werden konnte, bestand aus 16 Delfinen. Sie zeigten ein eher unauffälliges Verhalten an der Wasseroberfläche und vermieden den Kontakt mit Booten. Aufgrund ihres schlechten Sehvermögens und der meist schlechten Sicht im Fluss und den angrenzenden Seen waren die Flussdelfine bei der Kommunikation, Orientierung, Futtersuche und Vermeidung von Gefahren auf die Echoortung angewiesen. Dies wurde jedoch zunehmend schwieriger, da es in ihrem Lebensraum immer lauter wurde. Die menschliche Nutzung des Jangtse-Flusses nahm rapide zu, aus Hunderten von Booten wurden Tausende von lauten Schiffen, die den Fluss als Wasserstraße nutzen. Das Leben für die verbleibenden Individuen war schon sehr schwierig, als 1994 auch noch mit dem Bau des Drei-Schluchten-Staudamms begonnen wurde, eines hydroelektrischen Staudamms von unglaublichem Ausmaß. Der Bau dauerte mehrere Jahre und verursachte enorme Umweltschäden, zerstörte Lebensräume von Wildtieren und löschte ganze Arten aus. Somit war das Schicksal des Baiji besiegelt.
Männliche Baiji wurden im Alter von ungefähr vier Jahren geschlechtsreif, Weibchen mit ungefähr sechs Jahren. Die Schwangerschaft dauerte zehn bis elf Monate und es wurde alle paar Jahre einzelnes Baby geboren. Die Lebenserwartung dieser Delfinart betrug vermutlich ungefähr 24 Jahre.
Wovon ernährten sie sich?
Diese Delfinart ernährte sich von verschiedenen Süßwasserfischen.
Wo lebten sie?
Der Jangtse-Delfin lebte ausschließlich im Fluss Jantsekiang in China. Dabei handelt es sich um den längsten Fluss Asiens und den drittlängsten Strom weltweit. Die Süßwasser-Delfine waren vorwiegend im Hauptfluss des Mittel- und Unterlaufs zu finden sowie in zwei großen Verbindungsseen – Dongting und Poyang.
Die Baiji wurden meistens in der Nähe von Sandbänken gesichtet. Diese entstehen, wo Nebenflüssen in den Hauptfluss münden und Sedimente abgelagert werden. Die Sandbänke erzeugen Strudel im Wasser, die nährstoffreich sind und somit Fische anziehen. Die Delfine bevorzugten diese Gebiete für die Nahrungssuche. Auch bei Fischer:innen sind die Gebiete beliebt.
Der Verlust einer Art
Der Baiji wurde als einzige Art der Familie Lipotidae zugeteilt, da sich Teile seines Skeletts sowie Magenanatomie von allen anderen Wal- und Delfinarten unterschieden. Der Magen war zum Beispiel in drei Bereiche unterteilt.
Die Familie der Lipotidae hatte sich während des Evolutionsprozesses vor etwa 20 Millionen Jahren von den anderen Flussdelfinen abgespalten und ist mit dem Aussterben des Baiji nun von der Erde verschwunden.

Verbreitungskarte

Der Untergang des Baiji
Das Jangtse-Flussbecken in China beherbergt etwa zwölf Prozent der Weltbevölkerung. Die rasante wirtschaftliche Entwicklung des Flussgebiets führte zu einer erheblichen Verschlechterung der Lebensqualität für die Baiji und sie sahen sich einer Reihe von Bedrohungen durch menschliche Aktivitäten ausgesetzt, insbesondere Beifang und Zerstörung von Lebensräumen. So starben jedes Jahr weitaus mehr Delfine als geboren wurden und es gab einen außerordentlich schnellen Rückgang der Baiji-Zahlen. Vor 1950 gab es ungefähr noch 6.000 Baiji, in den 1980er Jahren nur noch 300. 1997 waren es schätzungsweise nur noch 13 Individuen und der Baiji war der am stärksten gefährdete Delfin der Welt. Im Jahr 2007 erklärten Wissenschaftler:innen den Baiji für ausgestorben, nachdem sie bei einer umfangreichen Suche kein einziges Individuum im Jangtse sichten konnten.
Überfischung und Beifang
Die Fischbestände im Jangtse-Fluss wurden durch Überfischung drastisch reduziert wodurch die Flussdelfine immer weniger Nahrung finden konnten.
Die Baiji fielen immer wieder verschiedenen Fischereimethoden im Fluss zum Opfer: sie blieben an den Haken der Langleinen-Fischerei hängen, verfingen sich in Netzen und wurden durch Stromschläge getötet, die beim Elektrofischen ausgesendet wurden. In den 1970er und 1980er Jahren fand man in 50 – 60 % der toten Delfine Hakenspuren und es wurden Hakenreste in ihren Mägen gefunden.
Konstruktion von Dämmen
Der geeignete Lebensraum für den chinesischen Flussdelfin wurde durch den Bau von industriellen Dämmen und des Ausbaus von Häfen entlang des Flusses stark reduziert. Die Dämme unterbrachen den natürlichen Flusslauf, reduzierten den Fischreichtum und verhinderten, dass sich die Delfine frei im Fluss bewegen konnten.
Der Bau des ersten Damms am Hauptstrom des Jangtse begann 1970. Die im Fluss flussaufwärts lebenden Baiji wurden dort isoliert. Unterhalb des Damms wurden die Lebensräume zerstört, einschließlich der von den Baiji bevorzugten Sandbänke. Der Bau des Drei-Schluchten-Staudamms begann 1994. Dieses riesige Projekt verursachte enorme Umweltschäden und besiegelte das Schicksal der Baiji.
Schiffsverkehr
Immer mehr Boote und Schiffe auf dem Fluss führten dazu, dass mehr und mehr Baiji verletzt und durch Kollisionen getötet wurden. Bis 1992 gab es 221 Häfen entlang des Jangtse. Im Jahr 2006 zählten die Mitglieder des Baiji-Expeditionsteams 19.830 große Seeschiffe und 1.175 Fischereifahrzeuge im Untersuchungsgebiet zwischen Yichang und Shanghai.
Hilfe für bedrohte Arten
Leider werden weitere Wal- und Delfinarten das Schicksal des Baiji teilen, wenn nicht schnelle und effektive Maßnahmen ergriffen werden. WDC setzt sich mit Projekten und Kampagnen dafür ein, diese bedrohten Arten zu schützen:
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Die verbleibenden Flussdelfin-Arten sind alle durch menschliche Aktivitäten bedroht.
Hauptbedrohungen...
- Bejagung - In einigen Ländern werden Flussdelfine gejagt und als Köder für die Fischerei verwendet.
- Meeresverschmutzung – Giftige Chemikalien aus Plastik, Müll und Öl reichern sich in den Flussdelfinen an und bedrohen ihre Gesundheit und die Fortpflanzungsfähigkeitoxic chemicals from plastics, litter and oil spills build up in orcas, seriously harming their health and their ability to have young.
- Fischerei – Flussdelfine verfangen sich versehentlich in Fischernetzen oder Angelleinen, was zu Verletzungen oder sogar zum Tod führt.
- Lebensraumverlust - Es gibt immer weniger sicheren und sauberen Lebensraum für die Flussdelfine, da ihre Verbreitungsgebiete zunehmend von Menschen genutzt werden.
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