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Meeresrefugien

Eine Alternative zu Delfinarien?

Ein Refugium ist kein Delfinarium, sondern soll ehemals gefangenen Walen und Delfinen ein Leben in einer natürlicheren Umgebung ermöglichen oder eine Übergangssituation zum Leben in Freiheit sein.

Was passiert mit Walen und Delfinen, wenn ein Delfinarium geschlossen wird?

Weltweit werden mehr als 3.600 Wale und Delfine in Gefangenschaft gehalten. Wenn wir die Haltung von Meeressäugern in Delfinarien für immer beenden wollen, dann brauchen wir Orte, an denen sie auf ihre Auswilderung und ein Leben in Freiheit vorbereitet werden können.

Wale und Delfine, die ihr Leben in Gefangenschaft verbringen müssen, verlernen viele ihrer natürlichen Fähigkeiten (z.B. Jagen, Tauchen oder kraftvolles Schwimmen). Die Konsequenz ist, dass manche dieser Meeressäuger nicht mehr ohne weiteres im Meer überleben würden, wenn man sie einfach freilassen würde. Doch wie sollen diese Refugien aussehen?

Was ist ein authentisches Meeresrefugium?

Ein Meeresrefugium ist ein sicherer Ort für Wale und Delfine wie beispielsweise eine natürliche Bucht, geschützt vor Stürmen, Schiffsverkehr und Verschmutzung. Im Refugium wird für die Gesundheit und das Wohlergehen der Meeressäuger gesorgt.

Ihr tägliches Leben können und sollen sie weitestgehend selbst bestimmen. Natürliches Verhalten wird gefördert, die Tiere treten nicht mehr in Shows auf und werden nicht gezüchtet. Die Beobachtung durch Besucher:innen wird streng kontrolliert oder erfolgt aus der Ferne.

Eine komplexe Aufgabe

Meeresrefugien zu errichten ist ein komplexes Unterfangen. Einen geeigneten Ort zu finden, die finanziellen Mittel für die Umsetzung aufzubringen und den sicheren Transport der Delfine zu gewährleisten, sowie den Gesundheitszustand der Tiere zu verbessern und stabil zu halten stellt eine große Herausforderung dar.

Die Expert:innen

Um unsere Vision von Meeresrefugien in die Tat umzusetzen, arbeitet WDC mit einer Reihe von Expert:innen zusammen, die sich mit Fragestellungen wie Gesundheit, Transport, Logistik, Genehmigungen und Finanzierung auseinandersetzen. Fundierte Studien und Tests sind notwendig, um einen geeigneten Ort für ein Refugium zu finden, der allen Anforderungen entspricht (sowohl, was das Wohl der Wale und Delfine betrifft als auch die gesetzlichen Voraussetzungen). Beispielsweise müssen Wasserqualität und Meeresströmungen überprüft werden, bevor weitere Schritte unternommen werden können.

Ein Dokument, welche Kriterien für den Aufbau eines authentischen Meeresrefugiums wichtig sind, finden Sie auf der Webseite der Dolphinaria Free Europe Koalition, mit denen wir eng zusammenarbeiten.

Die Bucht in Klettsvik Bay, Island, bevor das Beluga-Refugium errichtet wurde. © Rob Lott
Die Bucht in Klettsvik Bay, Island, bevor das Beluga-Refugium errichtet wurde. © Rob Lott

Rückzugsort

Es ist möglich, dass einige Wale und Delfine sich nicht mehr auswildern lassen, z.B. weil sie überlebenswichtige Fähigkeiten nicht wieder erlernen können. Für diese Individuen wird das Meeresrefugium einen dauerhaften Rückzugsort bieten, an dem sie ausreichend Platz und Ruhe finden sollen.

WDC und das Sea Life Trust Beluga Refugium

Im Jahr 2012 kaufte Merlin Entertainments das Changfeng Ocean World Aquarium in Shanghai. Dort fanden zu diesem Zeitpunkt dreimal täglich Unterhaltungs-Shows mit Belugas statt.

Auch Merlin ist davon überzeugt, dass Wale und Delfine nicht artgerecht in Gefangenschaft gehalten werden können. So entstand die Idee, das weltweit erste Beluga-Refugium zu erschaffen. WDC berät den Sea Life Trust (der für die Umsetzung verantwortlich ist) bei der Verwirklichung dieses Vorhabens.

Das Refugium für die Belugas “Little White” und “Little Grey” ist eines der größten Projekte dieser Art, und hoffentlich Vorbild für viele weitere Projekte, die folgen werden.

Umzug nach Island

Nachdem ein geeigneter Ort in Island feststand und die umfangreichen Tests zur Beschaffenheit der vorgesehenen Bucht abgeschlossen wurden, begann im Mai 2018 der Bau des Refugiums auf der Insel Heimaey im Süden Islands. Die beiden Belugas „Little White“ und „Little Grey“ wurden im Juni 2019 in das Refugium transportiert. Mehr über den Transport erfahren Sie hier.

Nach einiger Zeit in den Pflegebecken an Land zogen die Belugas am 7. August 2020 in den Pflegebereicht der Bucht um. Little White und Little Grey waren nun nach neun Jahren zum ersten Mal wieder im Ozean. Im September 2020 konnten die beiden Belugas dann die Meeresbucht erkunden, die ihnen zukünftig ein Zuhause bieten wird.

Zuvor wurden Untersuchungen des Standorts anhand strenger Anforderungskriterien durchgeführt, um die bestmögliche Umgebung für die Belugas zu gewährleisten. Dazu gehörten Analysen des Meeresbodens und der Wasserqualität sowie der Lärmbelastung, um Stress für Little White und Little Grey so gut wie möglich zu vermeiden. Auch Wellenaktivität und Seegang wurden untersucht, um sicherzustellen, dass die Bedingungen nicht zu rau sind.

Wir werden weiterhin regelmäßig über dieses aufregende Projekt berichten, damit Sie die Fortschritte von Little White und Little Grey bei ihrer weiteren Eingewöhnung im Meeresrefugium verfolgen können.

Sanctuary logo

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Infografik_Belugas_Transport-01
Little Grey und Little White, die ersten Belugas für das Sanctuary © WDC/PA/SLT
Belugas Little Grey und Little White © WDC/PA/SLT

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