Antrag auf Notfallpetition: Schutz Nordatlantischer Glattwale vor Schiffskollisionen

WASHINGTON – Ein Verbund aus Naturschutzgruppen hat Ende September bei der US-Behörde NOAA einen Antrag auf eine Notverordnung eingereicht. Dieser soll die vom Aussterben bedrohten Nordatlantischen Glattwale vor tödlichen Kollisionen mit Schiffen entlang der Ostküste der USA schützen.
Der Antrag greift eine ähnliche Petition aus dem Jahr 2022 auf. Sie wurde mit der Begründung abgelehnt, dass die Behörde sich selbst gerade auf die Veröffentlichung einer aktualisierten Geschwindigkeitsregelung konzentriere. Fast ein Jahr später hat die Behörde diese Regelung, die zusätzliche Geschwindigkeitsbegrenzungen und eine Ausweitung der Geltungsbereiche vorsieht, jedoch noch nicht erlassen. Laut verschiedenen Berichten halten sich Schiffe nicht an die derzeit gültigen, freiwilligen Geschwindigkeitsbegrenzungen.
"Die Glattwalpopulation kann kein weiteres Zögern verkraften und das sollte sie auch nicht müssen", sagte Kristen Monsell, Leiterin der Meeresrechtsabteilung der gemeinnützigen Naturschutzorganisation Center for Biological Diversity. "Schon ein einziger weiterer Zusammenstoß mit einem Schiff bringt diese Wale dem Aussterben näher. Geschwindigkeitsbegrenzungen können das verhindern. Die Behörde kann sich nicht länger zurücklehnen und nichts tun, während die Glattwale in großer Gefahr sind".
In dem Antrag fordern verschiedene Umweltorganisationen die NOAA auf, eine aktualisierte Regelung bis zum 15. November, dem Beginn der Kalbungssaison 2024, zu erlassen. So sollen die Nordatlantischen Glattwale (auch Nordkaper genannt) auf ihrer Wanderung zum und vom Kalbungsgebiet im Südosten der USA geschützt werden: Im Februar 2021 rammte ein Schiff vor der Küste Floridas ein Glattwal-Muttertier und ihr Neugeborenes und tötete es.
"Vor nur sieben Monaten wurde ein weiterer Glattwal vor Virginia Beach getötet, doch auf dem Wasser hat sich nichts geändert", sagte Erica Fuller, leitende Anwältin der gemeinnützigen Organisation Conservation Law Foundation aus Neuengland. "Die Fischereiabteilung von NOAA Fisheries hat eine strenge Regelung vorgeschlagen und die Rechtsabteilung hat deutlich gemacht, dass sie alles tun wird, um diese durchzusetzen. Leider haben Interessengruppen im Kongress inzwischen eine Kampagne mit Fehlinformationen ins Leben gerufen, die droht, die Schutzmaßnahmen zu verzögern. Wir fordern die Behörden dringend auf, sofort zu handeln.“

Glattwal, der durch eine Schiffskollision getötet wurde © Center for Biological Diversity
Schiffsunfälle sind eine der beiden Hauptbedrohungen für die Existenz von Glattwalen im Nordatlantik; die andere sind das Verfangen in kommerziellen Fischereigeräten. Seit 2017 wurden mindestens 16 Glattwale durch Schiffsunfälle getötet oder verletzt. NOAA selbst hat erklärt, dass der Verlust durch menschliche Einflüsse von auch nur einem Wal pro Jahr die Zukunft der Art gefährden kann. Die Behörde hat außerdem festgestellt, dass die derzeitigen Vorschriften nicht ausreichen, um die Wale angesichts der sich verändernden Verbreitung der Glattwale zu schützen. Trotzdem wurden seit zehn Jahren keine neue Regelung eingeführt.
"Es gibt derzeit keine technischen Lösungen, die Kollisionen besser verhindern könnten als eine Verlangsamung der Fahrt. Aus demselben Grund gibt es im Straßenverkehr in der Nähe von Schulen Geschwindigkeitsbegrenzungen", sagt Regina Asmutis-Silvia, Geschäftsführerin von WDC. "Scheibenwischer und Tagfahrlicht verbessern die Sicherheit im Straßenverkehr, aber nicht so sehr, dass wir Autos erlauben, an Schulen vorbeizurasen, und das Gleiche gilt für Kollisionen mit Schiffen. Es gibt keinen besseren Weg, sowohl Bootsfahrer als auch Wale zu schützen, als langsamer zu fahren, wenn sich Glattwale in einem Gebiet saisonal aufhalten."
Wissenschaftler:innen des New England Aquarium haben kürzlich festgestellt, dass es weniger als 340 Nordatlantische Glattwale gibt, darunter nur etwa 70 fortpflanzungsfähige Weibchen. Die Population ist im Vergleich zu den Vorjahren weiter zurückgegangen, und Glattwale bringen nur alle drei bis zehn Jahre Junge zur Welt.
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