Start der Walfangsaison in Island verzögert sich

Die diesjährige Walfangsaison in Island könnte sich um mehrere Wochen verzögern, da eine Lizenz, die das Unternehmen Hvalur hf. benötigt, abgelaufen ist. Eine neue Genehmigung wurde von den Behörden noch nicht erteilt. Das könnte das Ende des isländischen Walfangs bedeuten.
Traditionell startet der Walfänger Kristján Loftsson die Walfangsaison um den 17. Juni, dem isländischen Tag der Unabhängigkeit. Um die angelandeten Wale zerteilen und verarbeiten zu dürfen, ist eine spezielle Genehmigung der isländischen Gesundheitsbehörde nötig, die jedoch zum 1. Mai ausgelaufen war. Loftsson hat für sein Unternehmen Hvalur hf. deshalb eine Verlängerung beantragt – doch der Überprüfungsprozess zieht sich in die Länge.
Um die Jagd dennoch pünktlich starten zu können, hatte das Walfangunternehmen um eine Befreiung von der Lizenz beim Umweltministerium ersucht. Diese wurde jedoch abgelehnt. In der Entscheidung des Ministeriums heißt es, man weise dieses Ansuchen zurück, da die Gesundheitsbehörde die Lizenzangelegenheit derzeit bearbeite und die Regierung sich nicht einmische, wenn andere Institutionen mit einer Angelegenheit bereits betraut sind. Darüber hinaus besteht laut Umweltministerium kein hinreichend klarer Bedarf, auf die Betriebslizenz des Unternehmens zu verzichten. Hvalur hf hat nun zwei Wochen Zeit Einspruch zu erheben, oder den Antrag beim Gesundheitsamt zurückziehen.
Die Aussicht, dass Hvalur hf. eine Erneuerung der Lizenz innerhalb der nächsten Tage erhält, sind gering. Die Behörde benötigt Daten zur Verarbeitung und Entsorgung von Abfällen der Wal-Produkte. Darunter fallen beispielsweise Messwerte zur Abwasserbelastung und Kennzeichnungen der Walerzeugnisse. Hvalur hf. hat diese Informationen umgehend bereitgestellt, jedoch hat das Gesundheitsamt angekündigt, den Prozess unter der üblichen und rechtmäßigen Vorgehenweise zu bearbeiten. Außerdem soll der Ausgabevorschlag für eine neue Lizenz so bekanntgegeben werden, dass die Öffentlichkeit die Möglichkeit hat, Einwände abzugeben.
Luke McMillan, WDC-Kampagnenleiter, hat mitverfolgt, wie sich die lokale Meinung zum Walfang in Island in letzter Zeit geändert hat: "In Reykjavik habe ich einen bemerkenswerten Stimmungsumschwung in der Öffentlichkeit beobachtet, der die Regierung unter Druck setzt, Änderungen zu veranlassen. Wir stehen kurz davor, den isländischen Walfang zu beenden, was durch diese bahnbrechende Verzögerung noch verstärkt wird. Das verschafft uns und den Walen Zeit – doch wir dürfen uns nicht ausruhen, sondern müssen den Druck auf die isländische Regierung weiter hoch halten. Ich danke den weltweiten Aktivist:innen und Unterstützer:innen für ihren unermüdlichen Einsatz in dieser kritischen Phase, in der wir uns bemühen, die Wale vor den tödlichen Harpunen von Hvalur hf zu retten."
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Hintergrund
Gemeinsam mit unserer Partner-Organisation Hard To Port, die den Walfang in Island im letzten Jahr dokumentiert hat, haben wir auf Verstöße gegen das Tierschutzgesetz bei der Finnwaljagd aufmerksam gemacht. Regierungsvertreter:innen wurden mit mit Beweisen konfrontiert, dass in vielen Fällen die Sprengladungen der Harpunen nicht detonieren, wenn sie auf die Finnwale abgefeuert werden. Die isländische Fischereiministerin Svandís Svavarsdóttir erließ daraufhin eine Verordnung, die die Überwachung der Walfänge durch Veterinärbeamte von Bord aus verpflichtend machte. Der Bericht der Veterinärbehörde MAST wurde inzwischen veröffentlicht. Er enthüllt erschreckende Zahlen und beweist durch Videomaterial die enorme Grausamkeit der Jagd – unter anderem leiden einige Wale nach dem Beschuss mit einer Harpune noch bis zu zwei Stunden.
Finnwale werden von der International Union for Conservation of Nature (IUCN) als "gefährdet" eingestuft. Trotzdem wurden im vergangenen Jahr 148 Finnwale bei der isländischen Jagd getötet. Angesichts der geringen Nachfrage nach dem Fleisch und der wissenschaftlichen Belege für die wichtige Rolle der Wale bei der Bekämpfung des Klimawandels macht es keinen Sinn, mit diesem grausamen Abschlachten fortzufahren.
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