US-Regierung lehnt strengere Schutzmaßnahmen für bedrohte Glattwale ab

Die US-Regierung unter Biden hat einen Dringlichkeitsantrag zum Schutz der vom Aussterben bedrohten Nordatlantischen Glattwale abgelehnt. Dabei geht es um Kollisionen mit Schiffen in ihren Aufzucht-Gebieten vor der Südostküste der Vereinigten Staaten. Die Entscheidung der zuständigen Behörde, keine Sofortmaßnahmen zu ergreifen, gefährdet die gesamte Zukunft der Art.
Im November reichten Naturschutzgruppen, darunter auch WDC, einen Antrag auf eine Notfallregelung zum Schutz der Nordatlantischen Glattwale vor Schiffskollisionen ein. Demnach sollen Geschwindigkeitsbegrenzungen des National Marine Fisheries Service (NMFS) in Zukunft auf größere Gebiete und schon für Schiffe ab 10,6 Metern ausgeweitet werden. Bislang gilt die Regelung nur für Schiffe ab einer Länge von 19,8 Metern, die ihre Geschwindigkeit zu bestimmten Zeiten auf maximal 18,5 Kilometer pro Stunde drosseln müssen. NMFS hat allerdings festgestellt, dass die bisherigen Geschwindigkeitsregelungen nicht ausreichen, um die Bedrohung für die Nordkaper langfristig und effektiv zu reduzieren.
Als Begründung für die Ablehnung des Dringlichkeitsantrags gab der NMFS an, er verfüge nicht über die Zeit und die Mittel, um die Notverordnungen wirksam umzusetzen. Beamte der Behörde versicherten, dass sie mit Schiffsbetreiber:innen zusammenarbeiten, um freiwillige Geschwindigkeitsbegrenzungen zu erreichen – doch bislang haben sich die freiwilligen Bemühungen nicht als ausreichend wirksam erwiesen.
Die Notfallverordnung würde dazu beitragen, Vorfälle wie im Jahr 2021 zu verhindern: Damals wurde ein Glattwalbaby vor Florida durch den Zusammenstoß mit einem Schiff getötet und die Mutter wahrscheinlich tödlich verletzt.
Nordatlantische Glattwale gehören mit rund 340 Individuen zu den am stärksten gefährdeten Meeressäugern der Welt. Darunter sind nur etwa 70 fortpflanzungsfähige Weibchen und jedes davon bringt nur alle drei bis zehn Jahre Junge zur Welt. Der Nachwuchs wird zwischen November und April, in den vermutlich einzigen Aufzucht-Gebieten an der amerikanischen Südostküste, geboren und gesäugt.
Doch die Region ist zu einer Todeszone geworden: Schiffskollisionen sind, neben Verwicklungen in kommerziellen Fischereigeräten, eine der beiden Hauptbedrohungen für die Nordkaper. Schwangere Weibchen und Mütter mit säugenden Neugeborenen verbringen viel Zeit nahe der Wasseroberfläche. Damit sind sie einem besonders großen Risiko ausgesetzt, von Schiffen angefahren zu werden.
[shariff]
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