Das alarmierende Schicksal von Buckelwal „Moon“

Moon wurde bei einer Kollision mit einem Schiff stark verletzt. Sie ist ein trauriger Beweis dafür, dass wir Wale und Delfine auch vor unseren Verkehrsmitteln besser schützen müssen.
In den Küstengewässern vor British Columbia konnten Forscher:innen die Buckelwaldame mit dem Namen "Moon" in den letzten zehn Jahren beim Fangen von Krill beobachten. Wie sie es von ihrer Mutter gelernt hat, frisst sie sich eine dicke Fettschicht an, um auf die jährliche Wanderung nach Hawaii vorbereitet zu sein. Dort, in den wärmeren Gewässern an der Küste Mauis, gebären Buckelwale traditionell ihren Nachwuchs. Vor zwei Jahren wurde Moon zur großen Freude vieler Beobachter:innen mit ihrem ersten Kind gesichtet!
Auch Ende 2022 ist die Buckelwaldame wieder in Richtung Hawaii gestartet. Die diesjährige Überwinterung wird allerdings wohl ihre letzte sein. Einige Wochen vor Beginn der fast 5.000 km langen Reise filmte eine Drohne Moon mit völlig verdrehtem Rückgrat: Der gesamte hintere Teil ihres Rumpfes war zu einer unnatürlichen "S"-Form gekrümmt. Der Bruch von Moons Rückgrat ist vermutlich das Resultat einer Kollision mit einem Schiff.
Sie muss den ganzen Weg nach Hawaii unter großen Schmerzen und allein durch den Einsatz ihrer Brustflossen absolviert haben. Von der Fettschicht, die sie eigentlich mitbringen sollte, ist nichts mehr übrig. In diesem Zustand ist ihr Tod wahrscheinlich nur noch eine Frage der Zeit. Aufgrund ihrer Größe gibt es keine Möglichkeit, Moon zu helfen. So schrecklich dieses Schicksal auch ist, es ist kein besonders überraschendes: In den letzten Monaten wurden an der Küste von British Columbia immer wieder Buckelwale an Land gespült, die mit Schiffen kollidiert waren. Man könnte meinen, v.a. große Schiffe seien für die Wale nicht zu übersehen bzw. zu überhören. Trotzdem bemerken sie Schiffe in ihrer Nähe oft gar nicht. Das liegt daran, wie der Schall der Schiffsmotoren sich unter Wasser ausbreitet: Schiffslärm wird bei großen Schiffen vor allem nach unten sowie von der Schiffsschraube nach hinten abgestrahlt. Je nachdem wo sich der Wal befindet, gelangt der Schall also gar nicht an ihn heran. Aber selbst, wenn das Schiff von den Walen wahrgenommen wird, wird es nicht unbedingt als Gefahr erkannt.
Überall auf der Welt sind Kollisionen von Schiffen mit Walen inzwischen ein großes Problem: Jeder dritte Todesfall unter den noch 400 verbleibenden Individuen des Nordatlantischen Glattwales wird z.B. durch eine Schiffskollision verursacht. Im Übrigen können dabei nicht selten auch Menschen (stark) verletzt werden.
Was kann getan werden, um die Lage zu ändern?
Die Verlegung von Schiffsrouten oder eine bessere Schulung des Personals sind Möglichkeiten. Auch Frühwarnsysteme, die bereits in einigen Gegenden im Einsatz sind, können Leben retten. Die einfachste und effektivste Maßnahme sind allerdings Geschwindigkeitsbegrenzungen für Schiffe: Aus wissenschaftlichen Studien ist bekannt, dass das Kollisionsrisiko zwischen Schiffen und Walen mit der Geschwindigkeit des Schiffes exponentiell ansteigt. Ab einer Geschwindigkeit von zehn bis 13 Knoten (ca. 20-25 km/h) ist – zumindest bei großen Schiffen – der tödliche Ausgang einer Kollision für den Wal praktisch vorprogrammiert. Deswegen setzt sich WDC weiterhin gerade für die Umsetzung solcher Begrenzungen ein. Qualen, wie sie Moon gerade leidet, dürfen sich nicht wiederholen, da sie vermeidbar sind!
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