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Die „Schule des Wal-Essens“: Japans Strategie, den Appetit auf Walfleisch zu steigern

Trotz der Rückkehr zum kommerziellen Walfang hat sich in Japan an der geringen Nachfrage von Walfleischprodukten wenig geändert. Um Walfleisch langfristig wieder als Teil der japanischen Esskultur zu verankern, hat die Walfangindustrie unter anderem Kinder ins Auge gefasst.

Erst vor wenigen Tagen berichteten wir über die Auktion in Shimonoseki, Japan, bei der rohes Fleisch von Seiwalen für einen neuen Rekordpreis versteigert wurde. Shimonoseki ist seit Jahrzenten ein Stützpunkt für Walfangschiffe und einer der zentralen Anlaufstellen für die Walfleischverarbeitung.

Nach der Wiederaufnahme des kommerziellen Walfangs im Jahr 2019 hatte die Regierung erwartet, dass sich der Walfleischmarkt in Japan wieder beleben würde. Der inländische Verbrauch lag im Jahr 2020 bei ungefähr 2.000 Tonnen. Verglichen mit 230.000 Tonnen im Jahr 1962, der Hochzeit des Walfleischkonsums in Japan, ist die Nachfrage weiterhin verschwindend gering – zumindest bisher. Der Präsident von Kyodo Senpaku sagte: "Erstmal streben wir einen Konsum von 5.000 Tonnen an. Wir möchten einen Beitrag dazu leisten, Japan vor einer möglichen Nahrungsmittelkrise zu bewahren und unsere Selbstversorgung zu verbessern. Zu diesem Zweck werden wir die Fangzahlen erhöhen." Die japanische Fischereibehörde kündigte außerdem an, dass sie erreichen möchte, bis 2024 weitere Walarten zur Jagd freigeben zu lassen.

Um die Jagd weiter ausdehnen zu können ist außerdem ein Nachfolger für das Walfang-Mutterschiff Nisshin Maru im Bau, welches im Frühjahr 2024 fertiggestellt werden soll. Das Nachfolgemodell soll noch größer und effizienter werden. Zudem wird zur Verbesserung der Hygienebedingungen das Walschlachtdeck nach innen verlegt. Die Umstellung auf Elektroantrieb und eine effizientere Produktkühlung verkauft man an dieser Stelle als Beitrag zur Nachhaltigkeit.

Die japanische Regierung plant also kurzfristig mehr als die doppelte Menge an Konsum zu erzeugen, ohne dass eine entsprechende Nachfrage an den Produkten vorhanden ist. Um die Nachfrage in Japan zu erhöhen, investiert die Walfang-Lobby viel Geld in Werbeaktionen und Events, die den Appetit auf Walfleisch wieder anregen sollen. Der Präsident von Kyodo Senpaku sagte dazu: "Wir wollen sicherstellen, dass der Wert von Walfleisch als Teil der japanischen Esskultur in Japan allen bekannt ist − und wir wollen Japans Walfang schützen."

Laut Aussage von Joji Morishita, Professor für internationale Meerespolitik an der Tokyo University of Marine Science and Technology, plant man dazu unter anderem zunächst in Gegenden wie Shimonoseki und Nagasaki, die eine traditionelle Verbindung zu Walen haben, das Image "Hier kannst Du auf jeden Fall Walfleisch essen!"  zu etablieren. Die Strategie, das Walfleisch Tourist:innen anzubieten, wird effektiv sein − sagt Morishita. Und tatsächlich sind in japanischen Medien zunehmend Artikel und Berichte zu Kampagnen und Veranstaltungen zu lesen. So hat beispielsweise die Stadt Nagasaki, in der immer noch eine größere Menge Walfleisch konsumiert wird, den November zum "Walmonat" erklärt und veranstaltet bereits seit 2008 die jährliche "Nagasaki Past and Present Whale Cuisine Fair". In diesem Monat werden 39 Bars und andere Lokale ihre Walgerichte mit Bannern mit der Aufschrift "Wir servieren Wal − Nagasaki, die Stadt der Wale" bewerben. "Wir wollen Nagasakis wichtige Esskultur schützen", so ein Beamter der Stadt.

Besonderes Augenmerk scheint die Walfangindustrie bei der Umsetzung ihrer Strategie auf die jüngere Generation zu legen.

Die Esskultur, die in Japan grundsätzlich von starker Bedeutung ist, ist eng mit dem Meer und dessen Schätzen verwoben. Umso wichtiger ist es daher für die Walfangindustrie, dass auch die jüngsten Mitglieder der Gesellschaft die Bedeutsamkeit der Verbindung zwischen nationaler Identität und der auf dem Meer basierenden Esskultur verinnerlichen und so für dessen Fortbestehen sorgen. In diesem Zusammenhang wird scheinbar alles versucht, um Walfleisch als unverzichtbaren Teil der traditionell japanischen Küche in den Köpfen der Bevölkerung zu verankern. Vergangenen Samstag fand zu diesem Zweck in Yokohama ein "Fisch-Kultur" Event statt, in dessen Rahmen es unter anderem eine Veranstaltung zum nachhaltigen Konsum von Walfleisch gab: Die "Schule des Wal-Essens", für Kinder im Grundschulalter und deren Eltern als primäre Zielgruppe, organisiert von dem Japanischen Walforschungsinstitut und der Japanischen Fischereigesellschaft. In spielerisch gestalteten Workshops für Eltern und Kinder soll das Verständnis für die Tradition des Walfangs vertieft und auf leicht verständliche Weise etwas über die "nachhaltige Nutzung der Wal-Ressourcen" gelernt werden. In der Stadt Satsumadendai, in der Walfleisch ebenfalls traditionell gegessen wird, plant derweil die "Kagoshima Whale Food Culture Preservation Society" wieder Walfleisch in den Mensen von Schulen und Kindertagesstätten anzubieten, sobald die Corona-Krise vollständig abgeklungen ist.

Es bleibt abzuwarten, wie die japanische Bevölkerung auf die zahlreichen Werbemaßnahmen reagieren wird und ob die Befürworter:innen des Walfangs es tatsächlich schaffen können, das schwindend geringe Interesse an Walfleischprodukten wieder ansteigen zu lassen.

Wir bei WDC setzen in internationaler Zusammenarbeit und gemeinsam mit Kolleg:innen in Japan alles daran, die Einflussnahme der Walfangindustrie zu verhindern. Unser Ziel ist es, den Menschen in Japan stattdessen zu vermitteln, dass Wale nicht auf einen Teller gehören, sondern unbedingt zu schützen sind − nicht zuletzt, da sie unsere Verbündeten im Kampf gegen den Klimawandel sind.

[shariff]

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Wir setzen uns weltweit in verschiedenen Projekten für Wale und Delfine ein.

Über Katrin Matthes

Katrin koordiniert für uns die internationale Arbeit zu Japan. Ihr Hauptaugenmerk liegt auf der Beendigung des kommerziellen Walfangs und der Delfinjagden in Taiji. Katrin kümmert sich außerdem um die Bildungs- und Kinderinhalte auf unserer deutschen Website.

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