Um die Erde zu schützen, müssen wir über Wal-Kot und -Kadaver sprechen
Wir wissen, dass der Schutz der Wale unerlässlich ist, wenn wir die Erde retten wollen. Sie sind wichtige Verbündete im Kampf gegen die Klima- und Biodiversitätskrise.
Wir wissen auch, dass viele großartige Menschen täglich unglaubliche Arbeit leisten, um wissenschaftliche Beweise zu sammeln, die diese These stützen. Nur so können wir die Entscheidungsträger:innen in Sachen Klimapolitik davon überzeugen. Trotzdem gibt es noch relativ wenig Forschung über die Bedeutung der Wale für den Klimaschutz. Der Einfluss von Bäumen und Wäldern auf das Klima werden deutlich stärker erforscht. Um das zu ändern, haben wir bei WDC beschlossen, Wissenschaftler:innen aus der ganzen Welt zusammenzubringen. Wir möchten ihnen helfen, Fachwissen und Projekte zu teilen, Ideen auszutauschen und einander zu unterstützen. So können wir gemeinsam herausfinden, wo unser kollektives Wissen noch Lücken hat.
Bekannte Unbekannten
Herauszufinden, was wir noch nicht wissen, ist ebenso wichtig, wie zu sammeln, was schon bekannt ist. Nur so können wir Forschende dazu ermutigen, Projekte zu entwickeln, die solche Wissenslücken schließen. Zusammen können dann passende Sponsoren gefunden werden. Bislang haben wir vier Ideen finanziert und suchen aktuell noch nach Fördermöglichkeiten für zwei weitere, wichtige Projekte. Seid gespannt!
Dreimal im Jahr, zuletzt im Oktober, bringen wir führende Wissenschaftler:innen aus der ganzen Welt auf unserem "Grüner Wal-Symposium" zusammen. Als Koordinatorin dieses Kollektivs bin ich stets inspiriert davon, wie enthusiastisch die Forscher:innen Ideen austauschen und zusammenarbeiten. Sie alle profitieren enorm von diesem Austausch und mich erreicht regelmäßig positives Feedback.
Mikroskopische Wunder
Eines der von uns finanzierten Projekte ist die Untersuchung von Buckelwal-Kot vor Alaska. Das Team unter der Leitung von Dr. Heidi Pearson berichtet regelmäßig über die Forschung und erklärte uns beispielsweise die Sammlung von Kotproben aus den Fjorden Alaskas. Untersucht wird jetzt, wie stark die Nährstoffe, die in den verschiedenen Kotproben enthalten sind, das Wachstum von Phytoplankton im Meer fördern.
Phytoplankton sind winzige, pflanzenähnliche Organismen, die Sauerstoff produzieren. Außerdem absorbieren sie mindestens 40% des CO2 in der Atmosphäre. Aktuelle Studien gehen sogar davon aus, dass es deutlich mehr sein könnte. Diese Forschung ist also von großer Bedeutung! Außerdem versucht das Team festzustellen, wie stark die Nährstoffe durch die Schwimmbewegungen der Wale – bekannt als "Walpumpe" − im Meer verteilt werden.
Energie aus Schweinswal-Kot
Ein Forscher erzählte uns von einem neuen, mittlerweile von uns finanzierten Projekt in den Niederlanden. Dabei wird die Bedeutung von Schweinswalen für das Phytoplanktonwachstum untersucht. Es ist eines der ersten Projekte, das dem Beitrag von Schweinswalen oder Delfinen (und nicht von Walen) zum Mechanismus der "Walpumpe" auf die Spur geht.
Die Forscher:innen haben fleißig Proben gesammelt und führen nun verschiedene Labortests durch. Erste Daten zeigen bereits, dass größere Konzentrationen von Schweinswal-Kot zu einem erhöhten Phytoplanktonwachstum beitragen. Wir werden in Kürze mehr über dieses Projekt berichten.
Käfer und Bären
Ein weiterer Wissenschaftler berichtete über seine Forschungen zur Bedeutung von Wal-Kadavern. Sie werden als "totes Strandgut" an unseren Küsten angespült und dienen dort als Nahrung für lebende Arten an Land. So kann sich ein Eisbär zum Beispiel bis zu ein Jahr lang von einem angestrandeten Wal-Kadaver ernähren. Auch aasfressende Vögel, wie Kondore, greifen auf diese Nahrungsquelle zurück. Hinzu kommen haut- und knochenfressende Käfer, von denen bekannt ist, dass sie extra in Gebiete mit gestrandeten Wal-Kadavern umziehen.
Aufgrund des Rückgangs der Walpopulationen durch den Walfang ist die Zahl der natürlichen Strandungen stark zurückgegangen. Hinzu kommt die Beseitigung der Kadaver durch örtliche Behörden. Insgesamt bedeutet das den Verlust einer einzigartigen Nahrungsquelle für viele verschiedene Spezies:
Kondore waren in der Vergangenheit bereits gezwungen, ihre Ernährung auf Landtiere umzustellen. Einige von ihnen sind für die Nahrungssuche inzwischen mehr als 80 Kilometer von ihren Nistplätzen entfernt beobachtet worden. Andere überqueren ganze Gebirgsketten, um Nahrung an Land zu finden.
Globale Zusammenarbeit
Die Forschung zeigt, wie wichtig eine natürliche Verwesung der Wal-Kadaver an Ort und Stelle ist − das gilt auf dem Meeresboden, genauso wie an Land. Das ist der beste Weg, um sicherzustellen, dass die Ökosysteme auf natürliche Weise funktionieren. Arten, die auf diese küstennahen Nahrungsquellen angewiesen sind, können so den größtmöglichen Nutzen daraus ziehen.
Aufregend für alle Teilnehmer:innen des Grüner Wal-Symposiums war vor allem die gegenseitige Begeisterung für die unterschiedliche Arbeit in diesem wichtigen Bereich, aber auch der Austausch neuer Ideen und Kenntnisse und vor allem die Möglichkeit, bei Projekten rund um den Globus zusammenzuarbeiten. Alle Beteiligten sind inspiriert vom großen Nutzen der Forschung für einen besseren Wal- und Delfinschutz und so letztlich für unsere eigene Rettung.
Unterstützen Sie unsere Arbeit!
Wir setzen uns weltweit in verschiedenen Projekten für Wale und Delfine ein.