Delfinjagd auf den Färöern − Enttäuschung ist eine Untertreibung
Nicht nur ich habe gehofft, dass die "Überprüfung der Delfinjagd" vor den Färöer Inseln wesentliche Änderungen mit sich bringen würde. Diese sogenannte Überprüfung wurde von der färöischen Regierung nach der internationalen und nationalen Empörung über das Massaker an 1.423 Atlantischen Weißseitendelfinen im September 2021 versprochen. Gemeinsam mit unseren Partnern bei Avaaz, Only One und SeaLegacy haben wir Premierminister Bárður á Steig Nielsen eine von 1,3 Millionen Menschen unterzeichnete Petition überreicht. Nielsen hat diesen internationalen Druck in einem Radiointerview anerkannt.

Der färöische Premierminister hat die weltweite Kritik an den Schlachtungen vorsätzlich ignoriert.
Mehr Todesfälle, nicht weniger
Aber es scheint, als hätte ich mich an falsche Hoffnungen geklammert, denn anstatt die Delfinjagd ganz zu verbieten − wie wir und die Mehrheit der Färinger:innen es wollen, hat man beschlossen, eine offizielle Tötungsquote von 500 Delfinen pro Jahr für die nächsten zwei Jahre festzulegen. Danach soll die Zahl der Delfine, die die Jäger:innen töten dürfen, auf 825 erhöht werden. Nichts davon ergibt irgendeinen Sinn.

Wir werden uns weiterhin international vernetzen und den Druck auf die färöische Regierung erhöhen, damit sie ihre Entscheidung überdenkt und rückgängig macht.
Helfen Sie uns, das Abschlachten zu stoppen!
Tödlicher Rückwärtsgang
Die Überprüfung der Delfinjagd umfasst lediglich die Tötung von Delfinen, jedoch nicht die berüchtigte Grindwaljagd (Grindwale sind zwar auch Delfine, aber die beiden Jagden werden von den Behörden und der Öffentlichkeit auf den Färöer Inseln getrennt betrachtet). Meinungsumfragen zeigten wiederholt, dass die Färinger:innen die Jagd für überholt und unnötig halten. Auch die Industrie, einschließlich des färöischen Aquakulturverbands (Fischzucht), sprach sich nachdrücklich für ein Verbot aus, da die Schlachtungen geschäftsschädigend auf das Image von Produkten der Färöer Inseln wirken. Dennoch wurde die neue Fangquote festgelegt und die Jagd auf Delfine damit weiterhin genehmigt.
Objektiv betrachtet mag die Begrenzung der Delfinjagd auf 500 Delfine wie ein Schritt nach vorn erscheinen, und in der Tat berichteten mehrere Medien darüber als Erfolg − doch bei näherer Betrachtung handelt es sich in Wirklichkeit um einen gewaltigen und gefährlichen Rückschritt, da die Regierung der Färöer Inseln die Delfinjagd im färöischen Recht verankern will. Eine Fangquote von 500 Delfinen pro Jahr übersteigt bei weitem die Zahl, der in den letzten Jahren getöteten Delfine (das Massaker in 2021 ausgenommen). So wurden beispielsweise zwischen 2014 und 2016 keine Delfine getötet, 2019 waren es acht und 2020 wurden 35 Delfine geschlachtet.

Atlantische Weißseitendelfine in Freiheit
Auswirkungen auf die Wildpopulation
Man muss sich auch fragen, wie die Regierung ausgerechnet auf die Zahl 500 gekommen ist. Es gibt keine zuverlässigen Populationsschätzungen für Atlantische Weißseitendelfine − wie kann man also davon ausgehen, dass eine Jagd in diesem Umfang (und eine noch höhere zulässige Tötungsquote ab 2024) nachhaltig ist? Nach den vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnissen ist die von den färöischen Jäger:innen anvisierte Population, aufgrund anderer Bedrohungen, möglicherweise bereits am Rande der Belastungsgrenze.
Widerstand der Industrie
Die Ankündigung der Quoten hat auf den Inseln eine gemischte Reaktion hervorgerufen. Regin Jacobsen, Geschäftsführer des färöischen Lachszuchtunternehmens Bakkafrost, sagte, das Töten von Delfinen sei eine der größten Bedrohungen für die färöischen Exporte. Das Unternehmen empfahl den Behörden, das Töten von Delfinen auf den Färöer Inseln zu verbieten. Atli Gregersen, ein weiteres Mitglied des färöischen Aquakulturverbands (Havbúnaðarfelagið), äußerte seine Enttäuschung über die Entscheidung und sagte, dass die Jäger:innen "keine Delfine töten sollten".
Die Vereinigung der Waljäger:innen ist mit der neuen Fangquote hingegen unzufrieden – auch wenn sie jetzt technisch gesehen doppelt so viele Delfine töten dürfen wie zuvor. Einige Mitglieder drohen sogar damit, die Regierung auf Entschädigung für den möglichen Verlust von "kostenloser Nahrung" zu verklagen.

Die Bevölkerung und die Fischereiindustrie der schönen Färöer Inseln wehren sich gegen die Delfinjagd
Ermutigung zu weiteren Schlachtungen
Wirklich besorgniserregend ist die Tatsache, dass die Zahl der gejagten Wale und Delfine nicht verringert, sondern sogar noch erhöht wurde und in den kommenden Jahren noch weiter erhöht werden soll. In den letzten 10 Jahren wurden auf den Färöern insgesamt 8.998 Wale und Delfine abgeschlachtet. In den 10 Jahren davor waren es 8.568. Anstatt die Delfine von der Tötungsliste zu streichen, scheint man zu versuchen, die Delfinjagd auf eine Stufe mit der Grindwaljagd zu stellen. Als ob das alles nicht schon schlimm genug wäre, hat die Regierung auch noch die rasche Entwicklung eines "maßgeschneiderten Tötungswerkzeugs für Delfine" gefördert.
Anstatt also auf die Mehrheit der färöischen Bürger:innen, ihre eigene Fischereiindustrie und internationale Bedenken zu hören und den Delfinen mehr Schutz zu gewähren, hat die färöische Regierung den grausamen Tod einer noch größeren Anzahl von Delfinen als je zuvor gebilligt.
Das ist ein sinnloses und abscheuliches Ergebnis, das unsere Arbeit noch schwieriger macht. Aber wir versprechen Ihnen, dass wir weiterkämpfen werden − sowohl öffentlich als auch hinter den Kulissen, um diese Jagd zu beenden. Das müssen wir, um der Delfine willen.
[shariff]
Es ist eine Schande, dass wenige Menschen über das Schicksal dieser wehrlosen Tiere entscheiden. Damit eine fortdauernde Naturzerstörung herbeiführen, aber letztendlich auch ihr eigenes Schicksal besiegeln. Denn irgendwann ist alles verschwunden.
Begegnen möchte ich so einem Jäger nicht. Es ist ein ekelhafter Akt.
Und Herr Nielsen, die Welt schaut auf Sie. Nehmen sie die Fangquote zurück und sprechen endlich ein absolutes Verbot aus. Handeln Sie im Sinne Ihrer Bevölkerung und nicht der wenigen, einflussreichen Menschen in Interessenverbänden.
Hochachtungsvoll
Hella