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Zwergwal © Vanessa Mignon
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Es kam, wie es kommen musste: Zeit die Hörtests an Zwergwalen zu beenden!

Die zweite Forschungssaison eines bisher erfolglosen Experiments an Zwergwalen, deren Reaktion auf Lärm getestet werden soll, ist beendet. Im Mai berichtete ich über das amerikanisch-norwegische Vorhaben, dass nun auch zur Hälfte des vierjährigen Genehmigungszeitraums keine Forschungsergebnisse vorweisen kann. Einzig ein junger, gestresster Wal bleibt als "Kollateralschaden".

Zwergwal © Ursula Tscherter / ORES
Zwergwal © Ursula Tscherter / ORES

Zu gestresst für den Test

Im Mai rühmte sich das Forschungsteam unter der Leitung von Petter Kvadsheim vom norwegischen Verteidigungsforschungsinstitut (FFI) damit, dass es gerade "die größte Tierfalle der Welt" aufgestellt hatte.  Ein junger Zwergwal geriet in diese "Falle" − ein zwei Kilometer langes Netz, das über die Meerenge bei Stamsund auf den Lofoten in Nordnorwegen gespannt war. Anschließend wurde er in die "Testzone" getrieben; einen modifizierten Lachskäfig. Wie wir vorausgesagt hatten, war der Wal jedoch so gestresst, dass er freigelassen werden musste, bevor man sein Gehör mit Hilfe von implantierten Elektroden unter der Haut testen konnte. Wie auch im vergangenen Jahr verfehlte das Unterfangen seinen Sinn.

Hier ist zu sehen, wie die Netze gespannt werden. In dem kreisförmigen Käfig sollen die Experimente stattfinden. Eine Drohnenaufnahme von NOAH, AWI und WDC.

 

Schreckliche Tortur

Ein Bild des norwegischen Verteidigungsforschungsinstituts (FFI), das vor Ort aufgenommen wurde und in diesem Artikel abgedruckt ist, zeigt diesen kleinen Wal, der hilflos in einem Netz gefangen ist − fest eingeklemmt zwischen der Seite des Lachskäfigs und einer Reihe von gelben Bojen, die an einem Holzfloß befestigt sind. Er ist vollkommen in dieser "Hängematte" gefangen. Ich sehe drei Männer auf dem Floß, die versuchen, Sensoren an seinem Körper anzubringen, vermutlich um seinen Herzschlag zu überwachen. Und mindestens sieben weitere Männer, die sich über die Seite des Käfigs beugen. Das sind mindestens ein Dutzend Menschen, viele davon nur wenige Zentimeter von dem Wal entfernt − kein Wunder, dass der junge Zwergwal in dieser Situation mit Stress reagierte.

 

Der, der entkam

Seit wir im Frühjahr 2021 davon erfahren haben, arbeiten wir mit Kollegen von NOAH, der größten norwegischen Tierschutzorganisation, und dem US-amerikanischen Animal Welfare Institute (AWI) zusammen, um diese Versuche zu stoppen. Die erste Saison endete in einer Beinahe-Katastrophe, da der einzige Wal, der in die Netze gelangte, mit einem ungewissen Schicksal entkam. Wir wissen immer noch nicht, wie es diesem jungen Wal geht und ob er oder sie die Tortur überlebt hat.

In diesem Jahr zogen 20 Zwergwale am Eingang zu den Netzen vorbei, aber nur zwei schwammen in die Falle hinein − der arme Wal, den ich oben beschrieben habe und ein zweiter Wal, der sich in das Außengehege verirrte, sich aber glücklicherweise strikt weigerte, in das kleinere "Testbecken" getrieben zu werden.

In diesem modifizierten Lachskäfig wurde ein junger Zwergwal fixiert. Eine Drohnenaufnahme von NOAH, AWI und WDC.

Der Stress, dem die Zwergwale beim Fang und während des Experiments ausgesetzt sind, könnte zu einer sogenannten "Fangmyopathie" führen. Ein Zustand, bei dem sich die Muskeln von Wildtieren krampfhaft versteifen oder versagen und im schlimmsten Fall mit einem Herzversagen endet. Wir sind daher sehr besorgt über das Wohlergehen der Zwergwale, die sich in Nähe zu dem Versuchsaufbau aufhalten.

 

Wir haben weltweit um Unterstützung gebeten

Vielen Dank an alle, die sich uns im Widerstand gegen die grausamen Walversuche in Norwegen angeschlossen haben. Fast 100.000 von Ihnen haben unsere Petition unterschrieben, die von der WDC-Unterstützerin Vicky Moens initiiert wurde und abschließend per Video an das Büro des norwegischen Premierministers übermittelt wurde. Über 60 Walforscher:innen und Tierärzt:innen aus aller Welt teilen Ihre und unsere Besorgnis und haben dies in einem durch WDC initiierten Schreiben an den Premierminister kund getan. Zusammen mit den 6.668 E-Mails und rund 700 Tweets, die Sie an den norwegischen Premierminister geschickt haben, können Sie sicher sein, dass unsere Stimmen gehört wurden. Sie können auch jetzt noch E-Mails und Twitter-Beiträge an den norwegischen Premierminister absetzen.

Gemeinsam haben wir dafür gesorgt, dass diese grausamen Experimente auch in diesem Jahr nicht unbemerkt unter dem Radar durchgingen, sondern weltweit Aufmerksamkeit auf sich zogen. Wenn wir das Forschungsteam nicht so genau unter die Lupe genommen hätten, hätte das Ergebnis in dieser Saison noch schlimmer ausfallen können.

 

Sie wussten, dass Stress zu einem Problem werden könnte

Die beiden leitenden Forscher haben bereits eingeräumt, dass Stress bei den Walen ein Problem für die Testmethode sein könnte. In einem Video, das vor Beginn der Saison auf der FFI-Website veröffentlicht wurde, gab der leitende US-Forscher, Dr. Dorian Hauser, zu, dass "jeder, der schon einmal mit Wildtieren gearbeitet hat, weiß, dass sie gestresst sind, wenn sie von Menschen angefasst werden".

Forschungsleiter Dorian Houser

In unserer förmlichen Beschwerde haben wir eine Reihe von Fragen gestellt, u.a. wie der Stress gemessen werden soll und an welchem Punkt des Prozesses. Bis heute haben wir darauf noch keine Antwort erhalten.

Interessanterweise sagt Kvadsheim in einem kürzlich erschienenen Artikel: "Wir werden Änderungen an den Verfahren vornehmen, um zu vermeiden, dass das Tier gestresst wird. Kurz gesagt, wir wollen uns [mehr] Zeit nehmen, damit der Wal sich an die Situation gewöhnen kannn". Wir haben jedoch erfahren, dass er im Mai beantragt hat, die Mindestdauer, die erforderlich ist, um die Wale in dem größeren Netzbereich unter Beobachtung zu halten − um sicherzustellen, dass sie sich wohlfühlen, bevor sie in den Lachskäfig gebracht werden − von 12 auf nur 2 Stunden zu verkürzen.

 

Kein Grund zum Lachen

In demselben Artikel berichtet er von einem Vorfall zu Beginn der Testphase, als mehrere Wale nahe an das "Tor" zum Netzbereich heranschwammen, sich aber abrupt abwandten. Es stellte sich heraus, dass das Tor beim Öffnen und Schließen schabende Geräusche verursachte. "Bei unserem Versuch, die Fanganlage zu verbessern, hat sich herausgestellt, dass wir eine Schreckvorrichtung gebaut haben ... auch wenn wir nicht messen konnten, was die Zwergwale wahrnehmen, so haben wir zumindest klare Hinweise darauf, dass sie das Geräusch von Metall auf Metall wahrnehmen. Und das gefällt ihnen nicht!" sagte Kvadsheim und lachte.

Ein weiterer Beweis (wenn es überhaupt einen weiteren Beweis gebraucht hätte), dass dieses Projekt in jeder Hinsicht falsch ist und abgebrochen werden sollte, bevor weitere Wale unnötigem Stress ausgesetzt werden.

 

Wir werden für ein Ende kämpfen

Da die Genehmigung für das Experiment über vier Jahre gilt, werden die Versuche im nächsten Sommer wieder aufgenommen. WDC wird den Druck und die Kritik an dem Forschungsvorhaben weiter aufrechterhalten.

Es ist unentschuldbar, junge Zwergwale zu fangen und in Angst und Schrecken zu versetzen, wo wir doch bereits wissen, wie Wale auf den Lärm von Öl- und Gasexploration und militärische Sonare reagieren − sie reagieren schlecht! Wenn die Geldgeber dieser millionenschweren Projekte wirklich Wale und Delfine schützen wollten, würden sie in Maßnahmen investieren, die dazu beitragen den Lärm in den Meeren zu verringern. Stattdessen wird Geld dafür ausgegeben, die maximale Toleranzgrenze der Wale zu ermitteln. Das sagt doch schon alles.

Unterstützen Sie unsere Arbeit!

Wir setzen uns weltweit in verschiedenen Projekten für Wale und Delfine ein.

Über Vanessa Williams-Grey

Policy manager - Stop Whaling and Responsible Whale Watching

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