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Buckelwal vor der Küste von Qeqertarsuaq © Oliver Dirr
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Buchvorstellung: Interview zu Oliver Dirrs „Walfahrt“

Oliver Dirr © Frank Stolle
Oliver Dirr © Frank Stolle

Buchautor Oliver Dirr und WDC haben bereits an verschiedenen Projekten gemeinsam gearbeitet. Z.B. haben wir mit ihm unser "Walplaner-Poster" erstellt.

Heute möchten wir Ihnen ein neues Buch über Wale vorstellen: "Walfahrt" von Oliver Dirr. Darin berichtet der Autor informativ, witzig, persönlich und tiefgründig wie er und seine Frau Theresa zur Walbeobachtung kamen und immer tiefer in die Welt der Wale "eingetaucht" sind. In das Buch ist übrigens auch die Expertise verschiedener WDC-Mitarbeiter*innen eingeflossen, weshalb wir es Ihnen gerne besonders ans Herz legen möchten.

Doch nun lassen wir Oliver am besten selbst sprechen …

Lieber Oliver, wie bist Du zum ersten Mal mit Walen in Kontakt gekommen und wieso haben sie Dich so in Ihren Bann gezogen?

Meine Frau Theresa wollte Orcas sehen, damit ging es los. Ein Urlaub an der kanadischen Westküste, gut zehn Jahre her. Nirgendwo kann man so gut Orcas beobachten wie dort, also haben wir da eine Orca-Tour gebucht. Für Theresa ging ein Kindheitstraum in Erfüllung. Die Tour war schön, wir haben ein paar Orcas gesehen − das war sehr aufregend. Hinterher dachte ich, dass die Sache mit den Walen damit nun abgehakt wäre. Ein paar Jahr später musste ich dann aber feststellen, dass wir seit dieser Orca-Tour nur noch Reisen unternommen hatten, bei denen es um Wale ging! Irgendwann war es so, dass Theresa irgendwohin mitkam, weil ich dort Wale sehen wollte. Diese Entwicklung war schleichend, ich habe sie unterwegs nicht kommen sehen. Eins führte zum anderen, das hat sich einfach so ergeben.

 

Und wie ist daraus dann ein Buch geworden?

Das hat sich genauso ergeben: Auch hier führte eins zum anderen, das passierte ganz unmerklich. Vor ein paar Jahren saß ich mit einem Freund bei einem Kaffee in München und der Freund wollte stundenlang alles über mein neues Wal-Interesse wissen. Er bat mich, das alles einmal für das ZEIT Magazin aufzuschreiben, wo er arbeitet. Daraus wurde ein langer Artikel. Darüber lernte ich wiederum eine Literaturagentin kennen, die mit mir das erste Exposé für das Buch erarbeitete. Anschließend fanden wir mit Ullstein einen ganz tollen Verlag, und jetzt ist daraus tatsächlich ein richtiges Buch mit total schönen Illustrationen von Aki Röll und einigen meiner eigenen Bilder entstanden. Das ist schon ein bisschen verrückt!

 

Wie unterscheidet sich Dein Buch von anderen über Wale?

Ich habe zwar während des Schreibens vermutlich hunderte Walbücher gelesen, und nebenbei wohl auch ähnlich viele über Bären, Seevögel, Schildkröten, das Meer, die Natur und die Menschen − weil es im Buch neben den Walen ja immer auch um all die anderen großen Themen geht. Diese Frage kann ich aber leider trotzdem nicht so gut beantworten. Das Genre nennt sich auf jeden Fall "erzählendes Sachbuch", ich hoffe daher, dass es sowohl interessant als auch unterhaltsam geworden ist.

 

Von den beschriebenen Orten im Buch – welcher sticht für Dich heraus?

Puh, das ist so schwer zu sagen. Wenn Ihr mir die Frage zehnmal stellt, würde ich wahrscheinlich zehnmal etwas anderes sagen. Heute sage ich: Kanadische Westküste! Oder, nein: Grönland! Oder vielleicht doch die Azoren? Okay, ich lege mich fest: die Shetlands. Halt, nein, Stopp: Island! Ach, ich weiß es nicht.

 

Und Madeira? Du beschreibst im Buch auf sehr lustige Weise, wie Du dort unbedingt Pottwale sehen wolltest.

Ach ja, stimmt, Madeira! Auch so ein toller Ort! Ja, anfangs waren es bei mir vor allem die Pottwale, die mich begeistert haben. Man kennt sie aus Moby Dick. Nach den ersten paar Orca-Touren, die ich anfangs vor allem Theresa zuliebe mitgemacht hatte, habe ich irgendwann angefangen, mich selbst immer mehr einzuarbeiten – und je mehr ich dabei über den Pottwal gelesen hatte, desto klarer wurde für mich, dass ich unbedingt einmal einen Pottwal sehen wollte.

Auf seinen Reisen machte Oliver viele Fotos von Walen − hier ist die Fluke eines Pottwals zu sehen. © Oliver Dirr

 

Was hat Dich so am Pottwal fasziniert?

Pottwale sind die größten Raubtiere, die es jemals gegeben hat − viel größer und schwerer, als jeder Tyrannosaurus. Sie können stundenlang die Luft anhalten und aus dem Stand mehrere Tausend Meter tief tauchen, ohne jede Akklimatisierung. Das ist ungefähr so, als würden wir ohne Ausrüstung einfach abheben und mal eben ins Weltall fliegen. In der völligen Finsternis der Tiefsee jagen sie nach Riesenkalmaren, den absoluten "Schrecken der Meere", man kennt sie von Jules Verne. In der Theorie ist das also das epischste Duell seit Tyrannosaurus vs. Triceratops vor über sechzig Millionen Jahren. Pottwale können die lautesten Töne im Tierreich erzeugen und ihre Schallimpulse so genau "zielen", dass man das schon mit Lasern verglichen hat. Das ist allerdings nur eine Theorie, niemand weiß, was dort unten zwischen den Pottwalen und den Riesenkalmaren wirklich vor sich geht. Diese Ungewissheit fand ich von Anfang an wahnsinnig faszinierend. Ich habe aber im Laufe der Zeit herausgefunden, dass das für beinahe alle Wale gilt: Man weiß fast nichts über sie, trotz jahrzehntelanger Forschung, und das Wenige das man weiß, ist oftmals kaum zu glauben. Ich finde heute daher alle möglichen Wale höchst spannend.

 

Wie wichtig ist es, bei der Walbeobachtung entspannt zu bleiben?

Das ist das Wichtigste überhaupt! Das habe ich vor allem vor Madeira gelernt: Madeira ist nämlich gar nicht unbedingt die beste Adresse, um Pottwale zu sehen. Das habe ich damals aber erst vor Ort gelernt und musste damit dann erstmal umgehen. Es ist immer gut, dass Theresa dabei ist, die mich immer wieder an das Wesentliche erinnert: Man sollte so eine Walfahrt nicht zu sehr mit eigenen Erwartungen überfrachten. Das ist allerdings gar nicht so leicht, wie es klingt. Viele Menschen bringen bereits sehr konkrete Vorstellungen mit, was sie während einer Bootstour zu sehen und zu erleben gedenken. Auf dem Meer ist jeder Tag anders, und wenn man die Dinge mal ein bisschen auf sich zukommen lässt, gibt es dort so viel mehr zu sehen und zu lernen. Es hat allerdings eine Weile gedauert, bis ich das wirklich verstanden hatte.

 

Was war bisher Dein schönstes Erlebnis?

Das ist wie bei der Frage nach den schönsten Orten. Da gibt es so viele tolle Erlebnisse, von denen ich einige ja auch im Buch beschreibe. Der vielleicht eindrücklichste Moment war eine Woche im Schlauchboot mit dem Blauwalforscher Richard Sears. Anfangs habe ich vor allem über die Blauwale gestaunt: Das sind die größten Tiere, die es auf diesem Planeten je gegeben hat, inklusive aller Dinosaurier! Irgendwann tauchte einer von ihnen direkt unter unserem Boot hindurch. Er war gut drei- bis viermal so lang wie das Boot − das dauerte also − und währenddessen traute sich an Bord niemand, auch nur leise zu atmen. Im Laufe der Woche habe ich dann festgestellt, dass mich Richard Sears mitsamt seiner Leidenschaft, Faszination und Hingabe mindestens ebenso begeistert hat, wie die Blauwale. Aus dieser Begegnung ist im Buch nun ein ganzes Kapitel entstanden.

Welche Walart Oliver am faszinierendsten findet, kann er nicht beantworten – aber der Blauwal ist auf jeden Fall ganz vorne mit dabei! © Oliver Dirr

 

Welchen Ort kannst Du empfehlen, wenn man zum ersten Mal Wale sehen will?

Konkrete Gegenden oder Arten sind schwierig zu empfehlen, das kommt ja immer auch ein bisschen auf die eigenen Vorlieben an. Ich zum Beispiel mag es gern eisig kalt, Theresa dagegen findet es schon auch schön, wenn man draußen nicht immer gleich zwanzig Schichten übereinander anziehen muss. Grundsätzlich sollte man sich Orte suchen, an denen es mehr Wale gibt als Boote, denn in einigen Gegenden ist es leider andersherum. Es gibt auch einige Orte, an denen man theoretisch sehr vielen verschiedenen Arten begegnen kann: Island oder die Azoren etwa. In manchen Gegenden geht das sogar von Land aus, zum Beispiel auf dem "Whale trail" auf den schottischen Hebriden. Irre schön!

 

Was hast Du bei jeder Walfahrt dabei?

Immer dabei habe ich eigentlich nur zwei Sachen: eine Kamera und ein Notizbuch, weil die Erlebnisse doch manchmal ein bisschen verschwimmen, gerade wenn man mehrere Tage am Stück stundenlang auf dem Wasser ist. Neben den Fotos haben mir ein paar Notizen deshalb immer sehr beim Erinnern geholfen. Ansonsten versuche ich möglichst nichts dabei zu haben − vor allem keine besonderen Erwartungen.

 

Deine drei besten Tipps für eine Walfahrt?

Zunächst sollte man schauen, ob man vor Ort überhaupt ein Boot zur Walbeobachtung braucht. In vielen Gegenden kann man Wale ganz wunderbar von Land aus sehen. Das waren für uns manchmal die schönsten Sichtungen überhaupt. Wenn ein Boot notwendig ist, sollte man schauen, dass man engagierte Anbieter findet. Solche, die sich Mühe geben, nicht nur eine Bootstour anzubieten, sondern im Idealfall auch einen neuen Blick auf die Welt. Ein gutes Zeichen sind geschulte Guides an Bord, die versuchen ihre Leidenschaft und Begeisterung für das Meer und seine Bewohner an die Gäste weiterzugeben. Als dritten Tipp habe ich für mich herausgefunden, dass es hilfreich ist, sich vorab ein bisschen über die Natur und das Leben vor Ort zu informieren. Je mehr Hintergrundwissen bekannt ist, desto mehr gerate ich ins Staunen − das habe ich unterwegs immer wieder festgestellt, egal, ob es dabei nun um Wale, Seevögel oder Bären ging.

An vielen Orten lassen sich Wale nicht nur vom Boot sondern auch von Land aus gut beobachten. © Oliver Dirr

 

Wo geht es für Theresa und Dich als nächstes hin?

Das weiß ich nicht, womöglich wird es bis zur nächsten Walfahrt noch ein bisschen dauern. Unser einjähriger Sohn interessiert sich gerade besonders für alle möglichen Vögel und Käfer, denen er zuhause im Garten oder im Wald begegnet. Durch ihn lernen wir gerade, dass man gar nicht weit reisen muss, um faszinierende Tiere zu beobachten. Momentan machen wir also vor allem Ameisen- und Marienkäferfahrten, und das macht ziemlich großen Spaß! Vielleicht schreibe ich darüber ja später auch mal ein Buch.

 

Was kann jeder tun, um Wale zu schützen?

Ganz grundsätzlich: Das Meer schützen! Das Meer, die Natur, das Leben. Sich außerdem selbst ein bisschen zurücknehmen und mal ehrlich überlegen, wo das überall geht. Es klingt vielleicht banal, ich habe unterwegs für mich aber festgestellt, dass es nichts Wichtigeres und Einfacheres gibt, als darüber nachzudenken, was sich im eigenen Alltag alles ändern lässt. Besser einkaufen, weniger verbrauchen, anders ernähren … da gibt es so viel! Und alles ist ein guter erster Schritt, der ja bekanntlich immer der schwerste ist. Ich glaube, hier muss jede und jeder für sich eigene Antworten finden – es ist aber bereits viel geschafft, wenn man damit beginnt, ehrlich und aufrichtig nach ihnen zu suchen. Und natürlich ist es nie verkehrt, nebenbei auch tolle Organisationen wie WDC zu unterstützen, die sich auf der politischen, gesellschaftlichen und globalen Ebene darum kümmern, Veränderungen zu ermöglichen. Den eigenen Alltag, das große Ganze – wir brauchen dringend beides.

Wenn Sie nun auf den Geschmack gekommen sind, können Sie das Buch "Walfahrt" bei Ullstein Buchverlage erwerben (17,99 €).

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Über Bianca König

Bianca König leitet bei WDC Deutschland das Team Kommunikation. Sie ist zuständig für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, das Magazin WAL & MEER sowie den Jahresbericht und plant Kampagnen mit. Sie ist verantwortlich für die Kommunikationsplanung rund um Konferenzen und Konventionen für WDC international. Als Ehrenamtliche unterstützt sie regelmäßig die Forschungsarbeiten der Orca-Forschungsstation OrcaLab an der kanadischen Westküste, wo die Paten-Orcas von WDC beheimatet sind.

1 Kommentar

  1. Veröffentlicht von Kerstin Ludwig-Tschepe am 6. Mai 2022 um 10:57 am

    Wooow! Ich finde dieses Interview schon so interessant amüsant dass ich das Buch sofort bestellen werde. Vielen Dank, für die Erlebnisse die mir beschrieben werden und mich informieren und unterhalten.
    Viele Grüße Kerstin Ludwig-Tschepe

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