Wal- und Delfinjagd auf den Färöern – warum Veränderungen nicht einfach sind

Die meisten Einwohner*innen aus meiner Heimat, den Färöer Inseln, wünschen sich ein Ende der Delfinjagd, die im September letzten Jahres weltweit für Empörung sorgte. Dennoch hat eine Umfrage ergeben, dass erschütternde 83 Prozent der Befragten die Fortsetzung des traditionellen Grindadráp, des Abschlachtens von Grindwalen, befürworten. Dies ist keine sehr ermutigende Statistik und zeigt, dass Veränderungen nicht leicht zu erreichen sind.
Ich vermute, dass die lokale Unterstützung der Jagd vor allem auf die Beziehung zu den Grindwalen und die konservative Einstellung der Färinger*innen zurückzuführen ist. Ich glaube jedoch, dass das wachsende Umweltbewusstsein, das wir derzeit erleben, den Grindwalen zugutekommen wird.
Warum sind Wale und Delfine etwas Besonderes?
Wale und Delfine sind erstaunliche, faszinierende und intelligente Wesen. Die Wissenschaft hat aufgezeigt, dass viele Arten sowohl empfindsam als auch klug sind, dass sie ein komplexes Sozialverhalten an den Tag legen und dass sie in der Lage sind, Emotionen wie Empathie zu erleben. Einige Arten haben sogar ihre eigene Kultur. Traurigerweise erkennen die meisten Menschen auf den Färöer Inseln Wale und Delfine nicht als das an, was sie sind. Und dafür gibt es Gründe.
Bei der Beobachtung von Tieren, ob in Gefangenschaft in Zoos, auf Bauernhöfen oder in freier Wildbahn, drücken Menschen und insbesondere Kinder oft ihre Neugierde und Freude aus. Für einen Moment stellen wir eine Verbindung zu dem Wesen her, das sich hinter der körperlichen Erscheinung verbirgt, die so anders ist als unsere. Vielleicht nehmen wir sogar Augenkontakt auf und spüren eine gewisse Vertrautheit. Aber wenn es darum geht, Tiere zu essen, müssen die Menschen diese Verbindung schnell wieder abschalten. Wie könnten sie sie sonst essen?
Diese Art von Differenzierung zwischen "Nutztieren" und allen anderen Tieren ist der Grund für den Fortbestand des färöischen Grindadráp. Eine Unterscheidung, die oft kulturell definiert ist. Solange Grindwale nicht als komplexe, empfindungsfähige und intelligente Wesen anerkannt werden, die in den Ozean gehören und das Recht haben, unversehrt zu leben, wird die Jagd weitergehen. Damit die Nachfrage nach Walfleisch sinkt, muss sich die Einstellung ändern.

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Historische Bedeutung
Seit der Wikingerzeit werden Grindwale auf den Färöern, einer rauen und isolierten Inselgruppe mitten im Nordatlantik, zur Nahrungsgewinnung gejagt. Meine färöischen Vorfahren waren zum Überleben auf die Meeresressourcen angewiesen, Grindwale waren eine wichtige Nahrungsquelle. Erst seit relativ kurzer Zeit und im Zuge der modernen Globalisierung kann man getrost behaupten, dass die Jagd auf Grindwale nicht mehr notwendig ist.
Heute werden die Grindwale mit moderner Technik zu den Stränden getrieben, die für die Schlachtung genehmigt worden sind. Mit Motorbooten, Autos, Internet und Mobiltelefonen ist die Jagd nicht mehr zu vergleichen mit dem, was sie früher war – als sich die Kommunikationsmittel auf Rauchzeichen und Fußmärsche beschränkten und Männer ihr Leben in hölzernen Ruderbooten riskierten, um Nahrung für ihre Familien zu beschaffen. Manche traditionellen Elemente des Grindadráp, z.B. das Gemeinschaftsgefühl, sind zwar noch vorhanden. Aber bedenkt man, was wir heute alles über die Wale und Delfine wissen und dass das Fleisch mit Schadstoffen kontaminiert – und somit nicht länger für den Verzehr geeignet – ist, verwundert es nicht, dass das Massaker auch als "Blutsport" bezeichnet wird.

Trotz des überwältigenden Drucks und der Kritik aus aller Welt halten viele Färinger*innen, laut einer Umfrage mehr als 80 Prozent, an diesem Überbleibsel der Vergangenheit fest.
Die Färöer Inseln haben nur 53.000 Einwohner*innen, die in rund 100 Städten und Dörfern leben. Es handelt sich um eine Fischernation, in der Fisch und Fischprodukte mehr als 90 Prozent des Exportwertes des Landes ausmachen. Kultur und Politik sind hier eher konservativ geprägt.
Das Argument des Jägers
Jäger*innen argumentieren oft, dass es besser ist, Tiere zu essen, die bis zu ihrem Tod ein freies Leben in der Wildnis geführt haben, als Tiere, die ihr komplettes, oft kurzes Leben in Gefangenschaft verbracht haben. Dieses Argument wird auch häufig von den färöischen Befürworter*innen des Walfangs angeführt. Dem kann man wohl kaum widersprechen, oder? Was aber, wenn weder das eine noch das andere eine gute Option ist?
Praktisch niemand, der sich in der industriellen Tierhaltung auskennt, hält dies für eine gute Art und Weise, Tiere zu züchten. Das heißt aber nicht, dass es besser ist, ganze Familien hochintelligenter und sozialer Lebewesen an den Strand zu treiben und sie vor den Augen der anderen zu töten. Ganz sicher nicht. Darüber hinaus essen Färinger*innen sowohl Kühe, Schweine und Hühner, die entweder von den Färöern stammen oder aus dem Ausland importiert wurden. Deshalb stellt sich die Frage nach dem "Entweder-oder" nicht.
Grindwale töten und gleichzeitig den Planeten retten?
Was wird dann zu den Veränderungen führen, die zur Rettung der Grindwale notwendig sind? WDC ist, wie ich, der Meinung, dass der Wandel von den Färinger*innen selbst ausgehen muss. In der Vergangenheit haben die Einheimischen verständlicherweise nicht gut auf aggressive Kritik aus Übersee reagiert.
Ich glaube jedoch, dass das täglich wachsende Umweltbewusstsein mehr und mehr Veränderungen in unser Leben bringen wird. Eine Studie aus dem letzten Jahr hat ergeben, dass sich junge Europäer*innen im Alter von 15 bis 35 Jahren mehr Sorgen über den Klimawandel und die Umweltzerstörung machen, als über jede andere große Bedrohung auf der Welt.
Unser Ziel ist es, das Verständnis für die wichtige Rolle der Wale und Delfine bei der Bekämpfung des Klimawandels zu verbessern – schließlich sind sie unsere Verbündeten im Kampf gegen die Klimakrise. Vielleicht wird die färöische Jugend eine Vorreiterrolle übernehmen, wenn sie erkennt, dass die Bewahrung des Klimas und der Natur vor Verschmutzung, Lebensraumzerstörung, Ressourcenverknappung und dem Aussterben von Wildtieren nicht mit dem Töten ganzer Grindwalgruppen im Namen von Tradition und Delikatesse vereinbar ist.
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Wir setzen uns weltweit in verschiedenen Projekten für Wale und Delfine ein.
Ich finde, es ist heutzutage so wichtig, Menschen immer wieder vor Augen zu führen,wie wir mit unserem Planeten und den Tieren mittlerweile respektlos umgehen. Tiere zerstören niemals ihren eigenen Lebensraum, der Mensch ist gerade dabei, alles zu zerstören. Und solche alten Traditionen sind wirklich nicht mehr zeitgemäß, da die Delfine nicht mehr für die Ernährung getötet werden, sondern nur wegen der Tradition. Wenn das so weitergeht, werden die nächsten Generationen die Vielfalt und die Schönheit unseren Planeten nicht mehr erleben dürfen. Deshalb unterstütze ich auch die Arbeit des WDC mit einer monatlichen Spende in der Hoffnung, dass die Delfine und Wale endlich in Frieden leben können und nicht mehr gejagt oder abgeschlachtet werden