Mehr als 3.600 Wale und Delfine im lebenslangen Lockdown
Momentan befinden sich weltweit mehr als 3.600 Wale und Delfine in Gefangenschaft. Mehr als 3.600 Schicksale und Geschichten, die es zu erzählen gibt. Während meiner Recherche zu den Fallbeispielen für unsere Kampagne Lockdown Never Ends wurde mir einmal mehr klar, wie grausam und traumatisch diese Geschichten sind.

Ich erlebte den Start der Pandemie und somit den ersten Lockdown in Spanien. Von Mitte März bis Anfang Mai 2020 durften wir nur zum Lebensmittel einkaufen, Arzt- und Apothekenbesuchen oder zur Betreuung pflegebedürftiger Angehöriger aus dem Haus. Keine Spaziergänge – auch nicht allein, keine Treffen oder Besuche. So verbrachte ich also sieben Wochen allein in meinem kleinen Apartment. Und da hatte ich ja noch Glück: ich konnte jederzeit online oder am Telefon mit Freund*innen und Familie reden und auf dem Balkon frische Luft schnappen. Dennoch werde ich meinen ersten Spaziergang, das erste Treffen mit Freund*innen, das erste Bad im Ozean nach dem Lockdown nie vergessen.
Es fällt mir schwer mir vorzustellen, dass dieser Zustand ein ganzes Leben anhalten könnte, wie es bei Walen und Delfinen in Delfinarien der Fall ist. Sie sind nicht nur weit weg von ihrem natürlichen Lebensraum, sondern müssen in den kleinen Betonbecken auch noch laute Musik während der Shows und Präsentationen ertragen sowie mit Menschen interagieren, die ein Interaktions-Programm oder Schwimmen mit Delfinen gebucht haben.

Im Rahmen meiner Arbeit für einen verantwortungsvollen Wal- und Delfinbeobachtungsanbieter und auf verschiedenen Reisen habe ich viel Zeit damit verbracht, Wale und Delfine in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten. Abgesehen von den großen Bartenwalen verbringen die meisten von ihnen ihr Leben in engen Familiengruppen mit Nahrungssuche, gemeinsamen Ruhephasen und sozialen Interaktionen. Was für ein Unterschied zu den Walen und Delfinen in Gefangenschaft, die in kleinen Betonbecken gehalten werden und Kunststücke für zahlende Besucher*innen vorführen müssen.


Vor ein paar Jahren besuchte ich die Orca-Show im Loro Parque und konnte drei der Orcas beobachten, die in unseren Fallbeispielen vorgestellt werden: Morgan, Skyla und Keto. Was mir am meisten in Erinnerung geblieben ist: die laute Musik bei der Show und dass die Orcas aus dem Wasser springen mussten, dabei den Kopf schütteln und sogar die Zunge herausstrecken. Ein Verhalten, dass man in freier Wildbahn natürlich niemals beobachten würde. Skyla und Keto wurden in Gefangenschaft geboren und 2006 aus den USA in den Loro Parque auf der Kanareninsel Teneriffa transportiert. Morgan jedoch wurde 2010 vor der niederländischen Küste gefunden. Sie war allein und in einem schlechten Zustand und wurde ins Delfinarium in Harderwijk gebracht. Sie sollte aufgepäppelt und dann wieder in ihren natürlichen Lebensraum entlassen werden. Doch trotz mehrerer Gerichtsverhandlungen und einem mehrstufigen Plan, der ihr je nach Gesundheitszustand ein Leben in Freiheit oder einer betreuten Meeresbucht ermöglichen sollte, wurde Morgan 2011 in den Loro Parque gebracht.

Es ist Zeit für Reiseveranstalter anzuerkennen, dass die Haltung von Walen und Delfinen in Gefangenschaft zu Unterhaltungszwecken eine grausame und überholte Praxis ist. Verantwortungsvolle Wal- und Delfinbeobachtung ist eine großartige Alternative, diese intelligenten Meeressäuger in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten. Für bereits in Gefangenschaft gehaltene Individuen kann die Unterstützung von Meeresrefugien ein Leben in einer natürlicheren Umgebung ermöglichen, manche Individuen könnten dort auf ein Leben im Ozean vorbereitet werden.
Mit Ihrer Hilfe möchten wir TUI und andere Reiseveranstalter davon überzeugen, Delfinarien nicht mehr zu unterstützen. Gemeinsam können wir dafür sorgen, dass diese 3600 Schicksale die letzten sind, die es zu erzählen gibt.
Was können Sie tun?
1. Teilen Sie unsere Kampagne mit dem Hashtag #LockdownNeverEnds auf Ihren Sozialen Netzwerken und/oder schreiben Sie TUI eine E-Mail.
2. Klären Sie ihren Bekanntenkreis auf, bevor der nächsten Urlaub oder Zoobesuch gebucht wird und sprechen Sie mit dem Veranstalter und Ihren Mitreisenden, wenn Ihnen im Urlaub eine Reise zu einem Delfinarium angeboten wird.
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Wir setzen uns weltweit in verschiedenen Projekten für Wale und Delfine ein.