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Update zu den grausamen Hörtests an Zwergwalen vor Norwegen

Zwergwal (C) Ursula Tscherter / ORES
Zwergwal (C) Ursula Tscherter / ORES

Es ist schwer zu sagen, ob man darüber erleichtert sein soll, dass die diesjährigen riskanten Hörversuche an jungen Zwergwalen vor Nordnorwegen beendet wurden – ohne dass Wale gefangen und gewaltsam getestet wurden – oder ob man weiterhin wütend darüber sein soll, dass diese Tests überhaupt in Betracht gezogen, geschweige denn von der norwegischen Behörde für Lebensmittelstandards abgesegnet wurden.

Im Juni berichtete ich über die gemeinsamen Pläne des US-amerikanisch-norwegischen Forschungsteams, unter der Leitung von Dorian Houser von der US National Marine Mammal Foundation und Petter Kvadsheim, vom norwegischen Defence Research Establishment:  Junge Zwergwale sollten in riesigen Netzen nahe der Lofoten, auf ihrer saisonalen Wanderung zu den Futterplätzen in der Barentssee eingefangen werden.

Nach dem Einfangen sollten die Wale einzeln in einen modifizierten Lachskäfig getrieben, zwischen zwei Flöße geklemmt und mit Elektroden unter der Haut versehen werden, um ihre Gehirnströme als Reaktion auf die Beschallung mit verschiedenen Lärmquellen zu messen. Glücklicherweise hielten sich die Wale zu diesem Zeitpunkt aus der Zone des Versuchsaufbaus heraus, obwohl das Forschungsteam wochenlang rund zwei Kilometer lange Netze ausgebracht hatte.

 

Was geschah dann?

Sehr wenig, glücklicherweise. Kurz nach der Veröffentlichung meines letzten Blogs, fand ein Zwergwal den Weg in das Testareal. Die Forscher*innen versperrten folglich den Ausgang, aber dieser kleine Wal konnte noch in derselben Nacht spurlos entkommen. Spätere Presseberichte gehen auseinander: Einige behaupten, der Wal sei durch ein Loch im Netz entkommen – während andere aussagen, er sei unter dem Netz durchgeschwommen. Wie auch immer, die Forscher*innen wissen nichts über das Schicksal dieses Wals. Hat der junge Wal überlebt oder wurde er bei seinem Fluchtversuch durch das Netz verletzt? Zumindest muss er oder sie sicherlich verängstigt gewesen sein.

Das Forschungsteam gab bekannt, dass zuvor noch zwei weitere Wale in das Testareal geschwommen sind. Bei dem ersten handelte es sich um einen Zwergwal – jedoch um ein älteres Individuum, der zu groß war, um in den Versuchskäfig zu passen, und deshalb freigelassen wurde. Bei dem anderen Wal handelte es sich um einen Buckelwal, der, wie die Forscher*innen sagten, "weiterschwimmen durfte".  Aber allein die Tatsache, dass ein Wal einer anderen Art überhaupt in das Netzgehege schwimmen konnte, gibt Anlass zu großer Besorgnis: Diese riesigen Netze werden wahllos eingesetzt und gefährden somit auch andere Meeresbewohner, die sich in ihnen verfangen könnten.

In den Gewässern um die Lofoten lebt eine Vielzahl von Arten: darunter Orcas, Grindwale, Schweinswale, Weißstreifendelfine, Robben, Seeadler und Otter. Stellen Sie sich den Stress und die Panik vor, wenn sich eines dieser wunderbaren Tiere in diesen Netzen verfangen würde.

Luftaufnahme des Versuchsareals mit Netzen und modifiziertem Lachskäfig. (C) WDC

 

Beschöningungen

Das Forschungsteam ist sich des stürmischen Widerstands gegen diese Experimente in der Öffentlichkeit, unter Wissenschaftler*innen und Tierärzt*innen bewusst – ein Großteil davon wurde von WDC, dem Animal Welfare Institute und unserer Partner-Organisation NOAH (Norwegens führender Tierschutzorganisation) hervorgebracht. Fast 100.000 Unterstützer*innen haben unsere Petition unterschrieben. Mehr als 50 der weltweit führenden Wal- und Meereslärm-Expert*innen sowie Tierärzt*innen mit Spezialisierung auf Meeressäuger haben unseren offenen Brief an die norwegische Regierung unterzeichnet, in dem sie die Einstellung dieser grausamen Experimente fordern.

Die Forscher*innen verteidigten ihr Projekt mit der vorhersehbaren Dreistigkeit, dass es zwar ein "hohes Risiko" und ein "gewagtes Experiment" gewesen sei, dass diese Saison aber kein Fehlschlag gewesen sei, da das Team wertvolle Erfahrungen sammeln konnte, wie man Wale am besten in Netzen fängt.  Petter Kvadsheim betonte: "Wir haben das endgültige Ziel des Vorhabens noch nicht ganz erreicht. Das war jedoch nicht die Intention des diesjährigen Projekts. Der Plan ist, bis zum nächsten Jahr weiterzumachen. Wir haben einen weiten Weg zurückgelegt und eine Menge gelernt."

Angesichts des Mangels an greifbaren Ergebnissen – obwohl dies natürlich eine gute Nachricht für die Wale ist, denen der Versuchskäfig erspart blieb – müssen die Geldgeber*innen sicherlich Fragen stellen.

 

Die Mittel könnten besser für praktische Maßnahmen zur Verringerung des Lärms in unseren Ozeanen verwendet werden

Das Experiment gefährdet nicht nur die Sicherheit und das Wohlergehen aller Wale, die das Pech haben, im nächsten Jahr gefangen zu werden, wenn das Projekt nicht gestoppt wird, sondern es ist auch unglaublich teuer! Die US-Bundesregierung hat Berichten zufolge 3,7 Millionen Dollar zu diesem Projekt und seinen Ablegern beigesteuert. Ein Blick auf die Liste der anderen Geldgeber*innen, zu denen die US-Marine und die norwegische Verteidigungsbehörde sowie die Öl- und Gasindustrie – allesamt Lärmproduzenten – gehören, sagt viel über ihre wahren Absichten aus. Diese Behörden wollen ganz einfach wissen, wie viel Lärm sie in unsere Ozeane pumpen können (beim Einsatz von Marine-Sonaren oder seismischen Airguns zur Suche nach Öl und Gas), bevor Bartenwale zu Schaden kommen, damit sie diese lukrativen Aktivitäten mit minimalen Einbußen durchführen können.

Wäre es nicht sinnvoller gewesen, diese enormen Mittel für praktische Lösungen zur Verringerung der durch menschliche Aktivitäten verursachten Lärmbelastung in unseren Ozeanen zu verwenden? Schließlich wissen wir bereits sehr viel über die Art und Weise, wie Lärm Wale und Delfine beeinträchtigt und schädigt. Doch leider haben die bisher gesammelten Daten aus ähnlichen Studien über Delfine und anderen Zahnwalarten nicht zu soliden Managementmaßnahmen geführt –Sinn und Zweck der Versuche sind also spektakulär gescheitert. Gibt es irgendeine echte Hoffnung, dass diese neueste "Forschung" tatsächlich den Zwergwalen und anderen Bartenwalarten zugutekommt, oder handelt es sich dabei nur um eine weitere Verzögerungstaktik, um dem eigentlichen Problem aus dem Weg zu gehen?

Und war es in Anbetracht der Tatsache, dass die Welt immer noch mit einer Pandemie kämpft, die in den meisten Regionen zu zahlreichen Abriegelungen und strengen Reisebeschränkungen führt, wirklich eine so gute Idee, ein US-Team Tausende von Kilometern weit zu fliegen, nur um ein riesiges Netz auszulegen? Denn genau darauf lief diese Saison hinaus.

 

Wir müssen die Tests im nächsten Jahr verhindern!

Die Forscher*innen bestehen trotzig darauf, dass sie im nächsten Jahr wieder vor Ort sein werden und prahlen damit, dass sie aufgrund ihrer gewonnenen Erfahrungen bereit sein werden, einige Wale zu fangen und gewaltsam zu testen. Wir bei WDC versichern aber, dass wir eine starke Kampagne führen werden, um sicherzustellen, dass das nicht passiert!

Wir haben erneut an die norwegische Behörde für Lebensmittelsicherheit geschrieben, die die Fanggenehmigung erteilt hat. Wir stellen in unserem Schreiben Fragen zu den diesjährigen Experimenten und insbesondere dazu, ob sie belegen können, dass der kleine Zwergwal, der entkommen ist, definitiv unverletzt war (wir wissen, dass sie das nicht können!).

Wir werden bei den Regierungen und offiziellen Stellen in Norwegen und den USA vorstellig werden und auch das Vereinigte Königreich und andere walfreundliche Regierungen um Unterstützung bitten.

Wir werden den leitenden Forscher Petter Kvadsheim zu einer Videokonferenz einladen, an der Expert*innen für Lärm und Tierschutz teilnehmen, um im Gespräch auf unsere Bedenken einzugehen.

Darüber hinaus nehmen wir das "Offshoring" unter dem Aspekt des Tierschutzes genauer unter die Lupe. Als "Offshoring" bezeichnet man den Fall, wenn Forschungsarbeiten in andere Regierungsbezirke ausgelagert werden, beispielsweise, weil die geplanten Versuche in heimischen Gewässern wahrscheinlich nicht zulässig wären. So lief es in diesem Fall mit den USA und Norwegen.

Wie Sie helfen können

 

Bitte unterzeichnen Sie unsere Petition, falls Sie dies noch nicht getan haben und teilen Sie diese auch mit Freund*innen und Bekannten. 6.000 Unterschriften fehlen uns noch bis, wir die 100.000er Marke knacken. Informieren Sie sich außerdem über weitere Beteiligungsmöglichkeiten, die wir im Laufe der Kampagne noch entwickeln.

Symbolische Skizze des Versuchs (C) WDC

Unterstützen Sie unsere Arbeit!

Wir setzen uns weltweit in verschiedenen Projekten für Wale und Delfine ein.

Über Vanessa Williams-Grey

Policy manager - Stop Whaling and Responsible Whale Watching

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