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Die Facetten der Delfinhaltung in Lateinamerika und der Karibik

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Vom weißen Sandstrand aus sieht man auf das strahlend blaue Meer hinaus, wo eine kleine Delfingruppe aus dem Wasser springt – es scheint wie ein Traum. Bei solchen Szenen ist es vielleicht kein Wunder, dass die Karibik und Lateinamerika zu den Regionen gehören, die weltweit das größte Angebot zum "Schwimmen mit Delfinen" und die meisten in Gefangenschaft lebenden Delfine aufweisen.

Wir haben die Geschichte und das Ausmaß der Gefangenschaftshaltung von Delfinen sowie die gesetzlichen Grundlagen und Vorschriften zum Tierwohl in diesen Regionen untersucht. Dabei sind wir auf schockierende Geschichten gestoßen, die das traurige Schicksal der in Gefangenschaft lebenden Delfine verdeutlichen.

In 17 Ländern dieser Region werben Delfinarien, Zoos und sogar Hotelanlagen Tourist*innen mit dem "Schwimmen mit Delfinen" an. Mexiko unterhält mit 31 Einrichtungen mit Abstand am meisten solcher Attraktionen, danach folgen Kuba (10), die Dominikanische Republik (5), die Bahamas (4) und Jamaika (4). Außerdem werden auch in Anguilla, Argentinien, Bermuda, den Kaimaninseln, Kolumbien, Curacao, Honduras, Peru, St. Kitts, St. Thomas, Tortola und Venezuela Delfine in Gefangenschaft gehalten. Die Delfin-Anlangen profitieren dabei auch vom lukrativen Geschäft des beliebten Kreuzfahrttourismus der Region, denn Kund*innen können an Bord Ausflüge zu den Einrichtungen buchen.

Große Tümmler führen Tricks im "National Aquarium" auf Kuba vor. (C) David Pfender

94 Prozent der Delfinarien bieten den Besucher*innen neben den regulären Shows auch die Möglichkeit, mit den Delfinen zu schwimmen oder zumindest mit ihnen zu interagieren. Zehn Einrichtungen bieten Delfintherapien an (das ist die umstrittene und kontroverse Praxis, die menschliche Interaktion mit Delfinen fördert, um angeblich die geistige und körperliche Gesundheit der Menschen zu unterstützen).

Die Geschichte der Gefangenschaftshaltung von Delfinen in dieser Region reicht weit zurück: Im Jahr 1960 nahm das "National Aquarium" in Kuba seinen Betrieb auf und präsentierte erstmals Delfine in Gefangenschaft. In den 1960er und 70er Jahren wurden auch Einrichtungen in Kolumbien, Mexiko und Venezuela gegründet. Doch erst in den 1990er und 2000er Jahren nahm die Branche richtig Fahrt auf, als das Schwimmen mit Delfinen und der Kreuzfahrttourismus immer beliebter wurden. Überall in der Region wurden Gehege im Meer errichtet, um dort Delfine gefangen zu halten. Noch heute halten diese Küstengehege die meisten Delfine.

Im Vergleich zu klassischen Delfinarien an Land, ermöglichen solche Meeresgehege den Delfinen zwar  ein Leben unter potenziell natürlicheren Bedingungen – doch diese Einrichtungen bringen auch eine Reihe von Problemen mit sich. Sie befinden sich oft in der Nähe von Verschmutzungsquellen durch nahegelegene Urlaubsorte. Außerdem ist das Wasser oft zu flach und zu warm für die Delfine, und die stationären Gegebenheiten bieten meist keinen Schatten vor der Sonne. Der Bau von Meeresgehegen wirkt sich darüber hinaus negativ auf die Umwelt aus: Die örtlich hohe Konzentration von Delfinkot kann empfindliche Ökosysteme wie Korallenriffe schwer schädigen.

Eine Attraktion in Antigua musste beispielsweise schließen, da der Betreiber mit dem Gehege den Abfluss aus einer nahegelegenen Lagune blockiert hatte. Die Delfine in dem Gehege wurden durch verunreinigtes Wasser und Abwasser gefährdet und die nahegelegenen Gebäude der Ortschaft wurden durch die bauliche Blockade überschwemmt.

Viele dieser Küstenattraktionen befinden sich darüber hinaus in Gebieten mit hohem Risiko für Hurrikans. Viele Delfine sind deshalb in der Vergangenheit bei schweren Stürmen auf das Meer hinausgespült worden oder durch schlimme Verletzungen gestorben. Im Jahr 2020 zwangen die Hurrikane Genevieve und Delta die Einrichtungen in Mexiko, Delfine aus den Meeresgehegen zu evakuieren und sie in völlig unzureichende Haltungsbedingungen umzusiedeln – solange, bis die Hurrikan-Gefahr vorüber war.

Die überwiegende Mehrheit der in Lateinamerika und der Karibik in Gefangenschaft gehaltenen Delfine sind Langschnäuzige Gemeine Delfine oder Indopazifische Große Tümmler. Darüber hinaus wird ein Orca namens Kshamenk allein in Argentinien und ein Amazonas-Flussdelfin namens Huayrurín in Peru gehalten. Huayrurín ist derzeit der einzige in Gefangenschaft gehaltene Amazonas-Flussdelfin der Welt.

Huayrurín, der weltweit einzige Flussdelfin in Gefangenschaft, im Quistococha Zoo in Peru. (C) WDC

Doch es gibt auch positive Entwicklungen in der Region: Chile und Costa Rica haben die Vorreiterrolle in Sachen Delfinschutz eingenommen. Sie verbieten sowohl den Fang von Delfinen aus der freien Wildbahn, als auch die Haltung von Delfinen in Gefangenschaft. Argentinien, Brasilien, die Dominikanische Republik, Mexiko und Uruguay verbieten erst einmal nur den Wildfang.

Viele Länder haben regionale und internationale Abkommen verabschiedet, die den Fang von Delfinen verbieten (z.B. das "Protokoll über besondere Schutzgebiete und Wildtiere in der Karibik des Umweltprogramms der Vereinten Nationen" und das "Übereinkommen zur Erhaltung wandernder, wild lebender Tierarten"). Die meisten Länder verfügen jedoch nicht über die notwendigen nationalen Gesetze, um den Fang, den Handel oder die Gefangenschaft zu verbieten. So erlaubt z.B. Kuba auch weiterhin den Fang von Delfinen. Das führt dazu, dass viele der in Gefangenschaft lebenden Delfine der Region aus kubanischen Gewässern stammen. Andere Individuen kommen aber von viel weiter her, zum Beispiel von den Salomon-Inseln im Südpazifik. Von 28 Tieren, die 2003 nach Mexiko importiert wurden, starben allerdings sechs in den ersten zwei Jahren nach ihrer Ankunft – daraufhin haben die Salomon-Inseln den Delfinfang in ihren Gewässern verboten.

Wir haben die Ergebnisse unserer Untersuchung in einem Bericht (auf Spanisch) veröffentlicht, der die Länder der Region auffordert, Gesetze zum Schutz und zur Erhaltung von Delfinen zu verabschieden und durchzusetzen. Dazu gehört in erster Linie, den Fang und die Haltung von Delfinen in Gefangenschaft zu verbieten. Wir fordern auch die internationale Tourismusindustrie, einschließlich Kreuzfahrtunternehmen auf, Attraktionen mit gefangenen Delfinen nicht weiter zu unterstützen.

Wenn sich die Tourismusbranche nach dieser Pandemie wieder aufbaut – ist es dann wirklich in unserem Sinne, dass die Ausbeutung von Delfinen weiterhin Teil von Urlaubsreisen ist? Wir müssen dieses Momentum jetzt nutzen, um eine bessere, tierfreundlichere Zukunft für die Tourismusbranche aufzubauen. Lassen Sie uns Delfine lieber in freier Wildbahn sowie mit Respekt und Akzeptanz für ihre eigenen Bedingungen beobachten.

 

 

[shariff]

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Über Cathy Williamson

Cathy Williamson was policy manager of our End Captivity Programme until July 2021.

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