Kultur bei Tieren: Neue Studie zeigt Bedeutung für Artenschutz

Eine neue Studie, die heute im Royal Society Journal (Proceedings B) veröffentlicht wurde, liefert überzeugende Argumente für das Schutzbedürfnis von Tieren und die Stärkung ihrer Rechte. Die Forschungsergebnisse sollen eine Basis für künftige Entscheidungsfindungen beim Tier- und Artenschutz liefern.
Durchgeführt wurde die Studie von WDC-Kollegin Philippa Brakes und weiteren internationalen Expert*innen, die die Kultur und das soziale Lernen bei unterschiedlichen Arten – von Walen bis hin zu Schimpansen – untersucht haben. Aus der Arbeit geht hervor, dass das "kulturelle Wissen" für einige Tierarten entscheidend für den Erhalt der Population sowie das individuelle Überleben ist.
Wir stehen mit unserem Wissen über die Kultur bei Tieren noch ganz am Anfang. Doch allmählich beginnen wir zu verstehen, wie wichtig diese Aspekte für die Widerstandsfähigkeit von Arten sind. Leider werden sie bei der Planung des Artenschutzes nur selten berücksichtigt.
Die neuen Ergebnisse liefern nun einen bahnbrechenden, gründlich analysierten Fahrplan für Wissenschaftler*innen, politische Entscheidungsträger*innen und Naturschützer*innen, um die Tier-Kultur in die Naturschutzpolitik und -praxis einzubinden. Angesichts der drohenden Biodiversitätskrise könnte die neue Forschung den entscheidenden Unterschied ausmachen, um die Überlebenschancen von Individuen, sozialen Gruppen und Populationen zu maximieren.
Die Veröffentlichung des Papers geht mit dem Launch der neuen Disney-Doku-Reihe "Secrets of the Whales" einher, die die Kultur bei Walen thematisiert. Die Serie erscheint am Tag der Erde (22. April) und hat Potenzial, die öffentliche Wahrnehmung von Walen und Delfinen sowie das Verständnis dafür, wie wichtig ein reiches, soziales Leben für diese Tiere ist, grundlegend zu verändern.
Wie Menschen, lernen auch viele andere Tiere wichtige Dinge voneinander: Zum Beispiel nutzen Buckelwale ein gemeinschaftlich erzeugtes "Blasennetz", um Fische zu fangen. Auch Große Tümmler entwickeln in ihrem Sozialgefüge gemeinschaftliche Jagdstrategien. Das Verhalten der Tiere kann sich wiederum positiv auf das Klima auswirken, zum Beispiel können Hitzewellen durch großräumiges Schwimmverhalten der Wale im Meer abgepuffert werden. Die Kultur von Walen, beispielsweise der Gesang von Buckelwalen, hilft uns darüber hinaus, Populationen zu identifizieren und mehr über ihre Aufenthaltsorte und Aktivitäten in bestimmten Gebieten zu erfahren.
Im Laufe der Zeit kann sozial erlerntes Verhalten zu Unterschieden zwischen Wal- oder Delfingruppen führen. Sogar innerhalb einer Population können sich unterschiedliche Kulturen entwickeln, die nur in kleinen Grüppchen praktiziert werden. Dies spiegelt sich zum Beispiel in der Art der Nahrungssuche, den Wanderrouten oder der Kommunikation wieder. Je mehr wir diese sozial erlernten Verhaltensunterschiede zwischen Gruppen verstehen, desto einfacher können wir Entscheidungen treffen, wie einzelne Gruppen am besten geschützt werden müssen. Die Erkenntnisse können außerdem in bestehende Schutzprojekte einfließen und bei der Auswilderung von Tieren in Gefangenschaft unterstützen.
"Der Naturschutz leitet sich seit langem ausschließlich von der Genetik und Ökologie ab, die einordnen, wie einzigartig oder verbunden verschiedene Tiergruppen sind", sagt die Hauptautorin der Studie, Philippa Brakes. "Wir zeigen mit unserer Forschung, dass soziales Lernen und die Kultur der Tiere eine weitere wichtige Facette der Biologie ist, aus der sich effektive Erhaltungsstrategien ableiten lassen."
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