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Warum fällt es Schweinswalen und Delfinen so schwer, Fischernetzen auszuweichen?

(C) Charlie Phillips
(C) Charlie Phillips

Wenn sich ein Delfin oder Schweinswal in Fischereigeräten verfängt oder verheddert, nennt man das "Beifang" und es ist die größte Bedrohung, der sie ausgesetzt sind. Hunderttausende sterben jedes Jahr in den Netzen und Leinen der Fischerei, darunter mehrere Tausende in der deutschen Ost- und Nordsee. Aber warum passiert das? Warum können sie die Netze nicht einfach meiden?

Fischer*innen suchen oft in denselben Gebieten, zur selben Jahreszeit und nach demselben Fisch, wie Delfine und Schweinswale. Dabei kann es passieren, dass die Meeressäuger unbeabsichtigt gefangen werden, zum Beispiel wenn Netze oder Seile ausgeworfen oder zurück an Bord geholt werden oder während die Fanggeräte im Wasser hängen und Fische fangen.

Manchmal spielen aber nicht nur die Zeit und der Ort einen Faktor: Auch die Methode des Fischfangs kann Probleme verursachen. Im östlichen tropischen Pazifik werden seit Jahrzehnten Schwärme von Gelbflossenthunfisch gefangen, indem Gruppen von Delfinen geortet, verfolgt und eingekreist werden. Dadurch erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass sich Delfine im Netz verfangen.

In Deutschland sind stationäre Stellnetze für mehr Todesfälle verantwortlich als jedes andere Fanggerät der Fischerei. Wir wissen, dass jedes Jahr Tausende Schweinswale und Delfine in Stellnetzen in den europäischen Meeren sterben. Diese Netze stehen an Schwimmern aufgehängt im Wasser und fangen jedes Lebewesen, das in sie hineinschwimmt. Leider passiert das sogar in ausgewiesenen Meeresschutzgebieten.

Mit unserer Kampagne "Stellnetze raus aus Schutzgebieten!" fordern wir die Bundesregierung deshalb auf, die gefährlichen Netze umgehend und dauerhaft aus den Ruhezonen der Tiere zu verbannen. Außerhalb von Schutzgebieten müssen weitere Maßnahmen ergriffen werden, um den Beifang von Walen und Delfinen effektiv zu verhindern, etwa räumlich-zeitliche Einschränkungen der Fischerei oder auch der übergangsweise Einsatz von Pingern.

Noch rätselhafter ist, warum Delfine und Schweinswale mit ihren ausgeklügelten Navigations- und Kommunikationssystemen es so schwer haben, die Fanggeräte zu entdecken und ihnen auszuweichen.

Dazu gibt es mehrere Theorien und es ist wahrscheinlich, dass sie alle eine Rolle spielen.

Zum einen kann es zum Beifang kommen, wenn ein Delfin einen Fisch jagt; versucht, Fische aus einem Netz zu erbeuten oder einfach nur neugierig ist. Delfine sind dafür bekannt, sich an den Fischen zu bedienen, die in einem Netz oder an einem Haken gefangen wurden. Vielleicht sind sie damit die meiste Zeit erfolgreich und haben so gelernt, dass die Belohnung das Risiko wert ist. Sie sind jedoch nicht immer erfolgreich, manchmal verheddern sie sich auch in den Fanggeräten und schaffen es nicht mehr, sich zu befreien.

Zum anderen ist es möglich, dass die Schweinswale und Delfine bei der Nahrungssuche, bei sozialen Kontakten und beim Spielen abgelenkt sind. Ein abgelenktes Tier kann abdriften und sich in Fischereigeräten verfangen.  Es kann auch vorkommen, dass Delfine im Schlaf in die Netze treiben. Bei schlafenden Delfinen kann der Orientierungssinn reduziert sein, was dazu führen kann, dass sie Netze in ihrer näheren Umgebung nicht bemerken.

Manchmal kann es daran liegen, dass die Delfine die Netze nicht "sehen". Delfine und Schweinswale verlassen sich auf die Echoortung, um die Welt um sie herum zu interpretieren. Sie erzeugen hochfrequente Klicklaute, die Schallwellen erzeugen. Wenn die Schallwellen auf ein Objekt treffen und zurückprallen, nehmen die Delfine die Echos auf und erstellen akustische Bilder ihrer Umgebung. Einige Fischereien verwenden Netze mit sehr dünnen Maschen, die für einen Delfin oder Schweinswal schwer zu erkennen sind. Möglicherweise erzeugen solche Materialien kein Echo und so könnte es sein, dass Delfine und Schweinswale "blind" in sie hineinschwimmen und einfach nicht bemerken, dass sie da sind. Oder vielleicht können sie die Netze zwar erkennen, nehmen aber die Gefahr nicht wahr.

Ein wichtiger Punkt ist auch, dass die Fischereigeräte stabiler geworden und langlebiger sind als in der Vergangenheit. Einst aus Naturfasern hergestellt, bestehen die meisten Netze und Leinen heute aus preiswerteren, aber stärkeren Kunststoffpolymeren. Delfine sind zwar schon seit Jahrtausenden mit Fanggeräten in Berührung gekommen, konnten sich aus den Naturfasern aber einfacher befreien. Bei Netzen und Seilen aus Kunststoff ist es für Delfine und Schweinswale fast unmöglich, sich daraus zu befreien.

Wir haben noch einen weiten Weg vor uns, aber wir sind zuversichtlich, dass die Fortschritte in der Technologie dazu führen werden, dass Fischereigeräte für Delfine und Schweinswale künftig besser zu erkennen sind. Pinger erweisen sich in einigen Gebieten als erfolgreich bei der Warnung von Schweinswalen vor Stellnetzen.  Sie stellen aber eine zusätzliche Lärmquelle im Meer dar und haben in Meeresschutzgebieten nichts verloren, da sie die Tiere im schlimmsten Fall aus diesen Gebieten vertreiben. Wissenschaftler*innen experimentieren auch damit, Netze aus Materialien herzustellen, die ihre Akustik verbessern. Dadurch könnten Schweinswale und Delfine die Netze mit ihrer Echolokation eher wahrnehmen.

Wir können zwar nicht eindeutig sagen, weshalb Wale und Delfine als Beifang verenden, aber wir wissen, dass wir etwas dagegen tun müssen. Es müssen dringend geeignete politische, technische und praktische Maßnahmen ergriffen werden, um den Tod durch Beifang zu verhindern.  Der Tod jedes beigefangenen Tieres ist eine Tragödie, die wir verhindern könnten.

 

Unterstützen Sie unsere Arbeit!

Wir setzen uns weltweit in verschiedenen Projekten für Wale und Delfine ein.

Über Julia Pix

Communications manager - Public Engagement

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