Delfin von Eckernförde starb an einer Lungenentzündung

Die Delfin-Dame in der Eckernförder Bucht war eine große Attraktion für Tourist*innen im Corona-Jahr. Nach dem plötzlichen Tod des Delfins Ende Januar liegt nun der Obduktionsbericht vor – das Tier starb an einer schweren Lungenentzündung. Whale and Dolphin Conservation (WDC) und die Gesellschaft zur Rettung der Delphine (GRD) empfahlen regelmäßig, Abstand zu dem Tier zu halten, das vor allem auffällige Hautinfektionen zeigte, um ihm Ruhe zu bieten und jeglichen Stress zu vermeiden.
Der weibliche Gemeine Delfin (Delphinus delphis) hielt sich seit Ostern 2020 in der deutschen Ostsee auf und zeigte ein für die Art sehr untypisches Verhalten: Die Ostsee gehört nicht zu seinem natürlichen Lebensraum, außerdem suchte das Tier immer mehr die Nähe zu Tourist*innen und Einheimischen, um sich streicheln zu lassen. Da der Delfin von Beginn an auffällige Anzeichen infektiöser Hautkrankheiten zeigte, ist es möglich, dass das Tier mit den Streicheleinheiten den Juckreiz seiner Haut stillen wollte und so eine gewisse Abhängigkeit vom Menschen entwickelte. Die Expert*innen von WDC und GRD warnten immer wieder davor, das Tier anzufassen und wiesen auch auf die mögliche Übertragung von Infektionskrankheiten auf den Menschen hin. Der Obduktions-Bericht brachte nun hervor, dass der Delfin außerdem an einer schweren Lungenkrankheit litt, welche letztlich zum Tod des Meeressäugers führte.
"Die Ergebnisse der Untersuchung legen nahe, dass die Gefahr einer Krankheitsübertragung vom Delfin auf den Menschen zeitweise tatsächlich gegeben war, denn das Tier hat offenbar eine bakterielle Infektion durchgemacht. Das Tier war krank und geschwächt, auch wenn man es ihm nicht unbedingt ansehen konnte. Bis zuletzt war niemandem aufgefallen, in was für einem kläglichen Zustand der Delfin kurz vor seinem Tod tatsächlich war", kommentiert Fabian Ritter, Meeresschutzexperte bei WDC.
"Beim Eckernförder Delfin lag ein multiples Krankheitsbild vor: Neben der Lungenentzündung hatte er schwere Magengeschwüre und Parasitenbefall", erklärt Biologe Ulrich Karlowski von der GRD. "Das alles macht Sinn, denn allein die massive Hauterkrankung (Pocken), mit der er über Monate zu kämpfen hatte, deutet auf ein geschwächtes Immunsystem hin. Für immer ungeklärt bleiben wird die Frage, inwieweit der Overtourism im Sommer die Schwächung des Immunsystems zusätzlich gefördert hat – die Lungenentzündung kann er sich auch durch engen Körperkontakt von Menschen eingefangen haben. Der Massenandrang war für den Delfin sicher mit viel und langanhaltendem Stress verbunden."
Mit entsprechenden Regulierungen und Maßnahmen der örtlichen Behörden hätte die Situation jedoch möglicherweise einen anderen Lauf nehmen können. Fabian Ritter ergänzt: "Das Tier war ohne Zweifel in einer Notsituation, denn ihm fehlten Artgenossen und der natürliche Lebensraum. Außerdem war er krank. Umso wichtiger ist in solchen Fällen, dass jeglicher Stress durch zu viele menschliche Besucherinnen und Besucher vermieden wird. Leider haben viele abträgliche Faktoren gemeinsam nun zu seinem tragischen Ende geführt."
Bereits während der Sommermonate forderten die Meeresschützer*innen von WDC und GRD in einem Brief an die örtlichen Behörden entsprechende Maßnahmen, um dem Delfin in der Eckernförder Bucht Schutz zu bieten und boten ihre Beratung an. Aktuell arbeiten die Organisationen an einem gemeinsamen Positionspapier, das Handlungsempfehlungen für den Umgang mit Einzelgängerdelfinen darlegt und im Frühjahr in der Eckernförder Bucht hätte zum Einsatz kommen sollen. Im Juni 2020 veröffentlichten WDC und die GRD zudem gemeinsam mit dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) die ersten offiziellen Verhaltensregeln für den Umgang mit Walen und Delfinen in Deutschland. Der Verhaltenskodex gibt klare Handlungsempfehlungen, damit die Wal- und Delfinbeobachtung für Tier und Mensch unbedenklich ablaufen kann.
"Es ist wichtig, dass wir aus diesem Fall lernen und beim nächsten Mal besser vorbereitet sind", so die Umweltschützer*innen von WDC und GRD weiter. "Da es in den letzten Jahren immer wieder Einzelgängerdelfine in der Ostsee gab, sollte nunmehr vorbeugend gehandelt werden, indem man klare Regeln für den Umgang mit solchen Delfinen, die ja im Grunde als ein Geschenk der Natur zu betrachten sind, aufstellt. Wir streben eine entsprechende Kooperation mit den Behörden, Institutionen sowie der Bevölkerung vor Ort an, damit die Begegnungen zwischen Menschen und Delfinen für beide Seiten so gut wie möglich verläuft."
[shariff]
Unterstützen Sie unsere Arbeit!
Wir setzen uns weltweit in verschiedenen Projekten für Wale und Delfine ein.