Sprengung in der Ostsee: Schweinswal-Rettung in letzter Sekunde

Die Vorbereitungen zum Bau des mit Skandalen behafteten Fehmarnbelt-Tunnels laufen auf Hochtouren. Dabei wurden jetzt auf dänischer Seite Munitionsaltlasten gefunden, die heute gesprengt werden sollten. Im Rahmen des Rechtsstreits zwischen NABU und Femern A/S, dem Bauherrn des Tunnels, sollte ein Konzept zur Entschärfung von Minenfunden vorgelegt werden. Erst auf Nachfrage des NABU wurde jedoch bekannt, dass für die Detonation heute kein technischer Schallschutz zum Einsatz kommen sollte. Nach massiven Protesten wurde das Sprengvorhaben kurzfristig abgesagt.
Im langjährigen Rechtsstreit um den Ostseetunnel kam die Frage zum Vorgehen bei Munitionsfunden immer wieder auf: Die Schockwellen, die durch die Sprengung der Kriegsbomben verursacht würden, könnten viele Tiere in dem Gebiet tödlich verletzen und ihre teilweise bedrohten Populationen reduzieren, darunter auch Schweinswale. Bereits im Sommer 2019 kamen zahlreiche Schweinswale bei der Minensprengung durch einen NATO-Verband im Naturschutzgebiet Fehmarnbelt ums Leben.
"Die geplante Detonation liegt genau in dem Zeitraum, in dem die Schweinswale das Gebiet in ihrer Frühjahrswanderung durchkreuzen", erklärt Meeresbiologe Fabian Ritter, der bei WDC die aktuelle Kampagne zum Schutz der Ostseeschweinswale leitet. "Die Ereignisse vor zwei Jahren haben gezeigt, welche fatalen Folgen Unterwassersprengungen haben können. Solche Fehltritte können wir uns jetzt nicht mehr erlauben – das gebietet allem voran die deutsche und europäische Naturschutzgesetzgebung."
Aufgrund fehlender technischer Lärmschutz-Vorkehrungen wurde die Sprengung kurzfristig durch das zuständige dänische Verkehrsministerium abgesagt.
"Der Einsatz eines doppelten Blasenschleiers, um den Schalldruck abzuschwächen, ist das Mindeste, was bei so einem Vorhaben eingeplant werden muss", so Ritter weiter. "Die Absage der Sprengung war sozusagen die Rettung in letzter Sekunde für viele bedrohte Tierarten im Fehmarnbelt. Wir schließen uns der Forderung des NABU an, dass Femern A/S nun ein durchdachtes Konzept für den Umgang mit Altmunition vorlegen muss, bevor das Bauvorhaben weiter fortschreiten kann."
Zu den Bedrohungen des Ostseeschweinswals gehört neben Unterwasserlärm, militärischen Aktivitäten und der Verschmutzung der Meere vor allem die Stellnetzfischerei, die selbst in ausgewiesenen Naturschutzgebieten erlaubt ist. Die Wale verfangen sich darin und sterben als unbeabsichtigter Beifang. WDC lancierte deshalb im November die Kampagne "Stellnetze raus aus Schutzgebieten!" und fordert Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner dazu auf, die Fischernetze umgehend aus den Schutzzonen zu verbannen.
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