Hoffnungsschimmer für Schweinswale

Beifang, der unbeabsichtigte aber tragische Tod in Fischernetzen, gehört zu den größten Bedrohungen für Schweinswale. Ein Beispiel aus Kalifornien gibt nun Grund zur Hoffnung: Die Schweinswalpopulationen haben sich dramatisch erholt, nachdem die staatliche Stellnetzfischerei eingestellt wurde. Dasselbe wäre für Deutschland wünschenswert, jedoch blockiert das Bundeslandwirtschaftsministerium unter Julia Klöckner solche Bestrebungen bisher. Noch immer sind gefährliche Stellnetze in den Meeresschutzgebieten der deutschen Nord- und Ostsee erlaubt und bringen die Schweinswale dort an die Grenze des Aussterbens.
Neue Untersuchungen zeigen, dass die Stellnetzfischerei in den kalifornischen Küstengewässern den Schweinswalen deutlich mehr zugesetzt hat, als bisher angenommen. Aber nachdem die Netze in den Küstengebieten vor mehr als einem Jahrzehnt verboten wurden haben sich die Populationen drastisch erholt. Die Rückkehr der Schweinswale ist das erste dokumentierte Beispiel dafür, dass sich die Art überhaupt erholen kann.
"Es ist ein Lichtblick für die marine Tierwelt", schreiben die Wissenschaftler*innen in ihrer Studie, die in der Zeitschrift Marine Mammal Science veröffentlicht wurde. "Die Untersuchungen sind ein Beweis dafür, dass die Populationen von Meeressäugern in großem Stil zurückkehren können, wenn wir den Tod in Fischernetzen langfristig verhindern", sagte Biologin Karin Forney von NOAA Fisheries.
Die Wissenschaftler*innen schätzten, dass in den 1980er Jahren bis zu 300 Schweinswale pro Jahr als Beifang in der kalifornischen Küstenfischerei mit Stellnetzen ums Leben gekommen sind. Die systematische Überwachung der Schweinswale begann erst 1986.
Die Schweinswal-Population in Morro Bay spiegelte den Aufschwung seit dem Stellnetzverbot am deutlichsten wider: Biolog*innen schätzten die Population im Jahr 1991 auf etwa 570 Tiere. Erhebungen in den letzten Jahren schätzen die Population nun auf etwa 4.200 Schweinswale – eine Zunahme um rund das Siebenfache. Das schnelle Wachstum der Population in der Morro Bay deutet darauf hin, dass der Beifang die Schweinswale vor allem vor und während der 1980er Jahre dezimiert hatte. "Wir wussten damals noch nicht, wie stark die Morro Bay-Population durch die Stellnetze beeinträchtigt wurde", so Forney. "Jetzt ist klar, dass der Tribut schwerer war, als wir dachten."
"Das Beispiel in Kalifornien zeigt uns, dass wir die Schweinswale retten können, wenn wir die Faktoren beseitigen, die ihren Rückgang verursachen – in diesem Fall die Stellnetzfischerei im Verbreitungsgebiet des Schweinswals", erklärt Fabian Ritter, Leiter des Bereichs Meeresschutz bei WDC.
"Kalifornien zeigt in aller Deutlichkeit, dass wir mit entsprechenden Verboten und langfristigen Kontroll-Maßnahmen auch die Schweinswale vor Deutschland schützen können", so Ritter weiter. "WDC fordert genau das schon seit Jahren von der Bundesregierung, nicht zuletzt da die Populationen in der deutschen Nord- und Ostsee stetig zurückgehen – die Population in der zentralen Ostsee ist bereits akut vom Aussterben bedroht. Leider stemmt sich Julia Klöckners Landwirtschaftsministerium bisher gegen jegliche Regulierung der Fischerei."
Deswegen lancierte WDC im November die Kampagne "Stellnetze raus aus Schutzgebieten!", um auf die Missstände hinzuweisen und die Bundesregierung aufzufordern, Schweinswale endlich effektiv zu schützen. Denn bis heute dürfen in deutschen Meeresschutzgebieten flächendeckend umweltschädliche Fischereimethoden wie Stell- und Grundschleppnetze eingesetzt werden. Ein Skandal.
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