Radioaktives Kühlwasser im Meer: Bedrohung für Meeressäuger?

Der Super-GAU im Atomkraftwerk Fukushima-Daiichi liegt knapp zehn Jahre zurück. Die Ruine wird weiterhin gekühlt und gilt als stabil, jedoch wird der Platz zur Lagerung des radioaktiven Kühlwassers allmählich knapp. Trotz Protesten aus der Bevölkerung soll das belastete Wasser möglicherweise bald ins Meer abgeleitet werden.
Nach einer siebenjährigen Debatte darüber, was mit dem belasteten Abwasser aus der Atomruine Fukushima-I geschehen soll, könnte es noch diesen Monat zu einer Entscheidung kommen: Ein Expertengremium riet der japanischen Regierung, das kontaminierte Kühlwasser zu filtern und anschließend in die Atmosphäre zu verdampfen oder ins Meer einzuleiten. Diesen Möglichkeiten stimmte Anfang des Jahres auch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) zu und bestätigte, dass die Entsorgungswege globalen Standards entsprächen. Wenn das gesamte Kühlwasser innerhalb eines Jahres kontrolliert und nach Vorschrift ins Meer abgelassen würde, entstünde dem Expertengremium zufolge nur eine geringfügig erhöhte Strahlenbelastung.
"Man kann davon ausgehen, dass sich das ins Meer geleitete belastete Wasser verteilt und verdünnt", erklärt Fabian Ritter, Leiter Meeresschutz bei WDC. "Dadurch verschwindet die Radioaktivität jedoch nicht, sie wird nur gestreut. Wie stark und wie viele Meereslebewesen verseucht werden, hängt von den Meeresströmungen und dem damit verbundenen Verdünnungseffekt ab und andererseits von der Mobilität der Organismen. Festsitzende Tiere und Pflanzen werden kurzfristig auf jeden Fall stärker belastet als mobile Arten."
Klar ist auch, dass die Lebewesen in unmittelbarer Nähe einer stärkeren Belastung ausgesetzt sind als Organismen in größerer Entfernung. Mit der Zeit wird sich das radioaktive Kühlwasser jedoch im ganzen Ozean verteilen und auch an weit entfernten Orten und im Gewebe von wandernden Tier- und Pflanzenarten messbar sein.
"Wie gefährlich die Situation für Meeressäuger ist, kommt auf die Strahlendosis an, die sie abbekommen", so Ritter weiter. "Eine Belastung kann je nach Intensität zu Krankheit oder langfristig und schleichend auch zum Tod der Tiere führen. Langlebige Tiere wie Delfine und Wale, die Jahrzehnte alt werden können, sind dabei gefährdeter als kurzlebige."
Ein Teil des verwendeten Kühlwassers wird nach Angaben des Atomkraftwerk-Betreibers "Tokyo Electric Power Company" (TEPCO) gefiltert und anschließend erneut zur Kühlung genutzt, das übrige Wasser wird eingelagert. Jedes Jahr kommen rund 60.000 Kubikmeter Kühlwasser dazu.
WDC erkennt die Problematik der Situation an, eine Einleitung des Kühlwassers ins Meer wäre jedoch absolut verantwortungslos und legt große Sorglosigkeit gegenüber den Ozeanen an den Tag – auch über die Grenzen Japans hinaus. Nicht zuletzt, da gesunde Meere enorm wichtig für die Pufferung des Klimawandels sind.
[shariff]
WALSCHUTZ = KLIMASCHUTZ

Unterstützen Sie unsere Arbeit!
Wir setzen uns weltweit in verschiedenen Projekten für Wale und Delfine ein.