WDC schließt sich der Forderung nach globalen Maßnahmen zum Schutz von Walen und Delfinen vor dem Aussterben an

Mehr als 250 Walwissenschaftler*innen, darunter WDC, unterzeichnen eine Stellungnahme, die globale Maßnahmen zum Schutz von Walen und Delfinen vor der besorgniserregenden Bedrohung durch menschliche Aktivitäten fordert.
Führende Expert*innen warnen davor, dass einige Wale und Delfinarten wahrscheinlich noch zu unseren Lebzeiten aussterben werden, wenn nicht Maßnahmen gegen die menschengemachte Zerstörung der Meere ergriffen werden.
Mehr als 250 Walexpert*innen aus der ganzen Welt haben eine offene Erklärung an die führenden Politiker*innen der Welt unterzeichnet, in der Maßnahmen zur dringenden Bewältigung der prekären Situation vieler Wal- und Delfinpopulationen gefordert werden. Viele Wale und Delfine sind aufgrund schädlicher menschlicher Aktivitäten, wie Beifang durch die Fischerei, Lebensraumzerstörung, Umweltverschmutzung, Unterwasserlärm, Kollisionen mit Schiffen und dem Klimawandel vom Aussterben bedroht. Die Wissenschaftler*innen stellen fest, dass sich von den derzeit 90 lebenden Wal- und Delfinarten mehr als die Hälfte in einem bedenklichen Zustand befinden. Der Trend, dass Schutzmaßnahmen nicht wirkungsvoll genug sind oder zu spät ergriffen werden, muss ein Ende haben. Wenn nicht dringend effektive Maßnahmen ergriffen werden, könnte der Atlantische Nordkaper genauso verschwinden, wie der bedrohte Vaquita in Mexiko, der auf "des Messers Schneide des Aussterbens steht".
Die von einigen der weltweit führenden Walforscher*innen aus mehr als 40 Ländern unterzeichnete Erklärung warnt: "Das Fehlen konkreter Maßnahmen gegen Bedrohungen, die sich negativ auf Wale und Delfine in unseren zunehmend belebten, verschmutzten, überfischten und vom Menschen dominierten Meeren und großen Flusssystemen auswirken, bedeutet, dass viele Populationen oder gar ganze Arten wahrscheinlich noch zu unseren Lebzeiten für ausgerottet erklärt werden müssen. Wale und Delfine sind beliebt und überall auf der Welt boomt der Walbeobachtungstourismus. Sie gelten als empfindungsfähige, intelligente, soziale Tiere, die den Menschen inspirieren. Zukünftige Generationen müssen gleichermaßen die Möglichkeit haben, sie in freier Wildbahn zu erleben. Darüber hinaus tragen sie zur Gesundheit unserer Meere, Ozeane und einigen Flusssystemen bei. Die Rolle der Wale und Delfine bei der Erhaltung produktiver Ökosysteme, die sowohl für unser als auch für das Überleben der Tiere selbst von entscheidender Bedeutung sind, wird immer deutlicher."
Eine alarmierende Zahl von Wal und Delfinarten ist in Gefahr: 13 Arten sind als "stark gefährdet" oder "vom Aussterben bedroht" gelistet, sieben als "gefährdet" und sieben als "potentiell gefährdet". Für weitere 24 Arten, die ebenfalls gefährdet sein könnten, gibt es nur unzureichende Daten. Darüber hinaus existieren derzeit 32 Unterarten oder lokale Wal- und Delfinpopulationen, die entweder gefährdet oder vom Aussterben bedroht sind.
Internationale Gremien, wie die Internationale Walfangkommission (IWC) und das Abkommen zur Erhaltung wandernder Wildtierarten (CMS), müssen von allen Nationen gestärkt werden, und regionale Fischereiorganisationen müssen sich dringend mit den Fischerei-bedingten Bedrohungen für Wale und Delfine befassen.
Die Erklärung wurde von Mark Simmonds von der Humane Society International koordiniert. Simmonds erklärt: "Während viele Populationen dem Aussterben immer näherkommen, gibt es auch einige wenige Walpopulationen, die sich erholen. Das zeigt, dass gute Ergebnisse möglich sind, wenn der Druck auf die Tiere reduziert wird. Der Ausdruck tiefer Besorgnis durch Expert*innen weltweit bringt auch zum Ausdruck, wie wichtig es ist, dass wir aus den Fehlern der Vergangenheit lernen und nicht zu spät handeln. Wir hoffen, in diesem historischen Moment, dass die Erkenntnis der großen Gefahr für Delfine und Wale eine mächtige Welle des Handelns auslöst: Bei Politiker*innen, Behörden, Wissenschaftler*innen, und in der Öffentlichkeit. Es geht um die Rettung unserer Ozeane."
Fabian Ritter, Meeresschutzexperte bei Whale and Dolphin Conservation (WDC), ergänzt: „Wale und Delfine sind langlebig und vermehren sich nur langsam, was sie extrem anfällig für Störfaktoren macht, die sich schnell auf ganze Population auswirken können, wie z.B. der stetig zunehmende Lärm und die Umweltverschmutzung. Für viele bleibt die Hauptbedrohung die Fischerei. Jedes Jahr kommen geschätzte 300.000 Delfine und Wale in Netzen ums Leben, ein qualvoller und unnötiger Tod. Es besteht höchster Handlungsbedarf. Vor allem der mangelnde politische Wille muss ein Ende haben".
Die Wissenschaftler*innen fügen hinzu: "Wir müssen endlich erkennen, dass Wale und Delfine eine Schlüsselrolle bei der Erhaltung der Gesundheit der Meeresökosysteme und damit der Gesundheit des Planeten spielen. Die Ozeane sind der größte Klimaregulator des Planeten, und gleichzeitig die wichtigste Proteinquelle für Millionen von Menschen weltweit. Wale düngen die Ozeane und erhöhen damit die Produktivität des Planktons, welches 40% des vom Menschen produzierten Kohlendioxids verbraucht. Im Gegenzug produziert das pflanzliche Plankton, welches die Basis der marinen Nahrungsnetze bildet, die Hälfte des Sauerstoffs, den wir atmen. Bei der Rettung der Wale geht es nicht um Idealismus, sondern darum, unseren Planeten und uns selbst zu retten".
Lesen Sie die vollständige Erklärung auf der Website der Whale Unit der Universität von Pretoria: https://www.mammalresearchinstitute.science/whale-unit
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