Eine unangenehme Wahrheit – Wie nicht nur Wale, sondern auch wir Opfer des Walfangs werden

Während wir auf das Ende der Coronakrise warten, dürfen wir eine andere existenzielle Gefahr nicht aus den Augen verlieren: den Klimawandel. Eine Gefahr, die weiter voranschreitet, auch wenn wir uns zuhause isolieren.
Es bleibt zu hoffen, dass die selbstsüchtigen Wege einiger Regierungen im Umgang mit der Pandemie als die Tragödie von fast kriminellem Ausmaß erkannt werden, die sie sind. Uns muss allen klar werden, dass nur eine gemeinsame, internationale Zusammenarbeit helfen kann, um solch globalen Herausforderungen wirkungsvoll zu begegnen. Doch schon bevor uns das Virus in unsere vier Wände zwang, verunglimpften die Führungsriegen mancher Länder die internationalen Bestrebungen zum Klimaschutz.
Dass Japan und Norwegen den Walfang auch in Coronazeiten genehmigen, ist nichts anderes als Klima-Kriminalität. Ein Unrecht, nicht nur wegen der grausamen Tötung sensibler Lebewesen, sondern auch aufgrund des immensen Klimaschadens, der durch den Tod der Tiere entsteht.
Nicht weniger schuldig als die Regierung machen sich japanische Medien, die mit ihren Beiträgen zur Wiederaufnahme des kommerziellen Walfangs das Meinungsbild verzerren. Erzählungen von „armen“ Walfischer*innen, die nach jahrzehntelanger Entbehrung endlich ihre Arbeit wieder aufnehmen können, verschleiern die Wahrheit: Es handelt sich um dieselben Personen, die von gewaltigen staatlichen Förderungen für den Walfang unter dem Deckmantel der Forschung profitierten. Es handelt sich keinesfalls um hungernde Fischer*innen, sondern um genau diejenigen, die über Jahrzehnte auf Kosten der Steuerzahler*innen lebten und über die internationale Gemeinschaft nur die Nase rümpften. Trotz dieser Unterstützung und der Absicht, mit geschicktem Marketing die Wahrheit zu verdrehen, berichtet die Japan Times über Eiji Mori, den Präsidenten der Kyodo Senpaku Co. (die Firma mit der Genehmigung für Offshore-Walfang in Japan). Laut Mori müssen Tötungsquoten und die Zahl der Zielarten weiter erhöht werden, um die Arbeit fortzusetzen. Damit untermauert er die scheinbare Notwendigkeit der Jagd auf Meeressäuger, obwohl er im selben Atemzug einen Rückgang der Nachfrage für Walfleisch bestätigt: „Wenn nachfolgende Generationen kein Walfleisch mehr essen, bleibt die Frage: Wer wird es noch?“
Gar doppelt anmaßend agiert die norwegische Regierung, die ihren Walfang mit Subventionen unterstützt, die auf dem Rücken der Öl- und Gasindustrie ruhen. Reich durch die Förderung ihres schwarzen Goldes, arbeitet die norwegische Regierung nun gegen globale Bestrebungen, die Schäden der Ölindustrie auszugleichen, indem sie Lebewesen tötet, die eigentlich von zentraler Bedeutung im Klimaschutz sind.
Nahezu ironisch, dass der norwegische Walfang bereits 1982 mit der Unterzeichnung des Walfang-Moratoriums der Internationalen Walfangkommission (IWC) hätte enden können. Weil der damalige US-Vizepräsident und heutige Klimaaktivist Al Gore die Wale allerdings aufkaufte, ebnete er den Weg für die Wiederaufnahme des kommerziellen Walfangs in Norwegen.
Seine Motivation war das langjährige, freundschaftliche Verhältnis zur norwegischen Premierministerin Gro Harlem Brundtland sowie die Sicherstellung eines angeblichen Waffenhandels mit der norwegischen Airforce. Brundtland, die bis zur Veröffentlichung im Jahr 1987 den wegweisenden Bericht mit dem Titel „Our Common Future“ betreute, sagte: „Nachhaltige Entwicklung muss den Bedürfnissen der heutigen Generation entsprechen, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen.“ Tragisch ist die Gewissheit, dass die Unterstützung des kommerziellen Walfangs durch Gore und Brundtland unserer gemeinsamen Zukunft geschadet hat und es noch immer tut.
Heute wissen wir, dass Wale ein essenzieller Teil naturbasierter Lösungen für die Klimakatastrophe sind. Sobald ein Wal stirbt, sinkt sein Körper auf den Meeresgrund. Jedes Jahr werden dadurch viele Tonnen Kohlenstoff auf den Ozeanboden transportiert und dort für Jahrtausende gespeichert. Nicht weniger wichtig sind die Tiere für den Nährstofftransport im Ozean, von dem das Wachstum sauerstoffproduzierenden Phytoplanktons abhängt. Die hohe Kohlenstoffspeicherkapazität des Meeres ist mitunter auf dieses Phytoplankton zurückzuführen.

(C) V. Mignon
Ich habe ausgerechnet, wie viel uns die japanische und norwegische Regierung schuldet, um den von ihnen verursachten Klimaschaden zu bezahlen. Angenommen, wir beginnen mit der Zahl getöteter Wale seit dem Moratorium und 2018 (etwa 36.615 tote Wale) und schätzen, dass diese im Durchschnitt weitere zehn Jahre gelebt hätten. Anschließend lassen sich die durchschnittliche Menge theoretisch gespeicherten Kohlenstoffs pro Wal und die durch ihn genährte Menge an kohlenstoffspeicherndem Phytoplankton berechnen. Bei einem Preis von 25 Dollar pro Tonne Kohlenstoff ergibt sich eine Schadenssumme von insgesamt 415 Millionen Dollar für Japan und von 260 Millionen Dollar für Norwegen. Vielleicht sollten wir ihnen die Rechnung zustellen?
Es gibt viele Gründe, Wale vor den Harpunen und Waffen der Jäger*innen zu schützen. Dazu zählen das ihnen inhärente Recht auf Leben und der ethische Grundsatz zur Vermeidung von unnötigem Schmerz und Leid. Heute wissen wir, dass der Schutz von Walen gleichbedeutend ist mit dem Schutz allen Lebens auf der Erde.
Im Rahmen des Petersberger Klimadialogs trafen sich am 27. und 28. April Umweltminister*innen aus 30 Ländern zu einer Onlinekonferenz. Sie berieten sich über Möglichkeiten, die Reduktion von klimaschädlichen Emissionen voranzutreiben. Solche Konferenzen bieten in der aktuellen Situation die Gelegenheit, Klimaschutzbestrebungen und Debatten über den Wiederaufbau der Wirtschaft nach den ökonomischen Schäden durch Covid-19 zu kombinieren, um ökonomisch wirkungsvolle und gleichzeitig „grüne“, naturgetragene Lösungskonzepte zu kreieren.
WDC fordert von allen klimabewussten Ländern ihr Augenmerk auf die Arroganz von Walfänger*innen zu legen und etwas zu unternehmen. Sie töten zahlreiche der bemerkenswertesten Tiere unseres Planeten und stehlen uns und unseren Nachkommen ein wertvolles öffentliches Gut. Und das allein zum Zweck einer perversen Form von nationalistischem und individuellem Stolz.
[shariff]
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Wir setzen uns weltweit in verschiedenen Projekten für Wale und Delfine ein.
Das muss endlich aufhören, aber solange Geld die Welt regiert bezweifel ich das leider!!!