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Gray whale (Eschrichtius robustus) Baja California. Mexico.

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Heute ist der Tag gegen Lärm – Hören wir hin?

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Es ist an vielen Stellen ruhig geworden, seitdem die Corona-Pandemie die Welt ereilt hat. Das Rauschen des Verkehrs in der Stadt, das ich von meiner Wohnung aus permanent höre, ist deutlich milder als zuvor, und am Himmel kreuzen nicht unentwegt die Flugzeuge. Das gehört definitiv zu den Dingen, über die mich trotz der großen Unsicherheiten in diesen turbulenten Zeiten freue. Die globale Entschleunigung wird somit erfahrbar, sozusagen hörbar.

Es kommt eine Frage auf, die ich mir in den letzten Wochen immer wieder gestellt habe: Wie mag es da den Walen und Delfinen gehen? Wir wissen, wie sehr sich diese Tiere auf den Schall verlassen: Ihre Kommunikation, ihre Jagd, ihre Orientierung hängen mehr vom Gehörten ab als vom Gesehenen. Mit Schall erkunden sie ihre Welt, doch die ist in den letzten Jahrzehnten immer lauter geworden. Schifffahrt, Tourismus, Bau von Offshore-Windkraftanlagen, Militär, Fischerei – ja praktisch jede menschliche Aktivität im und auf dem Meer bringt Lärm mit sich. Lärm, der den Tieren zu schaffen macht – sie werden gestört, gestresst, nicht selten sogar verletzt oder gar getötet.

Doch nun sind viel weniger Schiffe unterwegs, Baustellen im Meer und Häfen stehen fast still - auch die „Blue Economy“ macht ein Zwangspause durch Corona. Was geht in den Walen und Delfinen wohl vor, da sie diese plötzliche Veränderung wahrnehmen. Wundern sie sich? Freuen sie sich, dass sie jetzt Artgenossen hören können, die viel weiter weg sind, anders als zuvor? Dass der kommunikative Austausch untereinander wieder einfacher geworden ist, weil sie nicht mehr gegen den ganzen Lärm „anschreien“ müssen? Oder ist ihnen diese laute Welt so sehr zur Normalität geworden, dass sie nunmehr befürchten, dass sich der Lärm irgendwann wieder erhebt? Schauen Delfine und Wale überhaupt so in die Zukunft? (Die neuesten Forschungen zu ihren kognitiven Leistungen lassen das durchaus vermuten.)

Die jetzige Zeit ist gut dafür, sich einmal in die Wale und Delfine hineinzuversetzen und zu versuchen, die Welt durch ihre Augen zu sehen. Auch die Meeresschutzpolitik gilt es jetzt zu hinterfragen. Haben wir genug getan, um die Delfine und Wale (und alle anderen Lebewesen im Meer) vor zu viel Lärm zu schützen? Sicher nicht!

Nach Corona bedarf es einer grundlegenden Umstrukturierung der Wirtschaft. Wir sollten nicht alles wieder „hochfahren“ und weitermachen wie bisher. Wir wussten schon vor Corona, dass die Welt in einer großen Krise steckt. Wir haben sie bloß nicht ernst genug genommen. Jetzt ist die Möglichkeit da, Dinge anders zu machen. Dazu gehört auch, dass wir sorgsamer mit den Meeren umgehen. Das einzig Gute am Problem „Lärm im Meer“ ist, dass er mit sofortiger Wirkung abgestellt werden kann. Das ist bei Fischerei oder CO2-Ausstoß gänzlich anders. Insofern wünsche ich mir eine ruhigere Welt nach Corona, für uns Menschen genauso wie für die Meere.

WDC hat in den letzten Monaten zusammen mit einer Reihe von Partnerorganisationen intensiv an einer Meeresoffensive 2020 gearbeitet, mit der wir die Bundesregierung dazu aufrufen, sich im Jahr 2020 regional und international für die Meere stark zu machen. Dabei gehen wir natürlich auch auf den Lärm im Meer ein. Effektive Meeresschutzpolitik ist jetzt für unseren Planeten wichtiger denn je.

Danke, dass Sie uns dabei unterstützen, solch wichtige Arbeit für leisere Meere zu leisten.

Über Fabian Ritter

Leiter Meeresschutz - Fabian Ritter ist Biologe und leitet bei WDC den Bereich Meeresschutz.

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