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Schiffskollisionen mit Walen vermeiden – worauf kommt es an?

In einem hoffnungsvoll stimmenden Artikel der Vancouver Sun wurde kürzlich berichtet, dass man mit technologischer Hilfe und dem Einsatz von künstlicher Intelligenz dem Problem der Kollisionen von Schiffen mit den vor Kanada lebenden Schwertwalen begegnen will. So sollen im Wasser installierten Detektoren die Kommunikationslaute der Orcas identifizieren und lokalisieren. Anschließend wird die Position der Wale an Schiffe, die sich in der Gegend aufhalten, vermittelt und um erhöhte Aufmerksamkeit gebeten.

Das ist ein sinnvoller Ansatz, der in ähnlicher Form auch in anderen Gegenden bereits angewendet wird. Vor Boston an der Ostküste der USA gibt es bereits ein System mit fest installierten Unterwassermikrofonen, welche in ähnlicher Weise das Vorkommen der dort lebenden Glattwale erfasst und an die Schifffahrt meldet.

Mit dieser sehr aufwändigen und teuren Technik ist das Problem aber leider noch nicht gelöst. All diese Systeme haben ein gemeinsames Problem: Es handelt sich um reine Alarmsysteme, die zwar Aufmerksamkeit schaffen und erhöhte Wachsamkeit nach sich ziehen können. Die eigentliche Vermeidung von Kollisionen basiert jedoch auf dem Verhalten der Bootsführer*innen, nachdem sie einen Alarm oder eine Mitteilung über das Auftreten eines Wals erhalten haben.

An dieser Stelle wird es schwierig, denn das Verhalten von Walen ist meistens nur sehr schlecht vorhersagbar. Je nachdem, womit die Tiere beschäftigt sind, ändert sich ihre Bewegungsweise, d.h. ihre Tauchzeit und die Schwimmrichtung. Diese zu erkennen ist aber das Wichtigste für Schiffsführer*innen, damit sie nicht den Weg des Wals kreuzen. Die Reaktion ist also der wichtigste Schritt in dem Prozess, einem Wal aus dem Weg zu gehen, nicht das Entdecken des Wals selbst.

Schiffskollision Wal

Ich habe selber an Bord von großen Schiffen zahlreiche Beinahe-Kollisionen miterlebt. Selbst in Situationen, wo die Besatzung sich der Präsenz von Walen absolut im Klaren war und alle Augen auf die Tiere gerichtet waren, war die Voraussage dessen, was die Wale als Nächstes tun, enorm schwierig. Wale schwimmen nicht immer in geraden Linien. Oft ist nicht einmal ihre Schwimmrichtung zweifelsfrei zu ermitteln. Sie tauchen auch unvermittelt an Stellen auf, wo man sie überhaupt nicht vermutete.

Hinzu kommt, dass Schiffe oft eine erhebliche Reaktionszeit haben. Sie können nur langsam zum Stillstand gebracht werden und eine Kursänderung lässt sich nicht sofort einleiten. In Gewässern mit eingeschränkter Manövrierfähigkeit sind die Handlungsmöglichkeiten zusätzlich limitiert. Auch kann man nicht generell davon ausgehen, dass die Wale die Schiffe hören und von sich aus eine Vermeidungsreaktion zeigen.

All diese Faktoren müssen einbezogen werden. Es bedarf einer guten Beobachtungsgabe und reichlich Erfahrung in der Begegnung mit den Tieren, um adäquate und effektive Maßnahmen zu ergreifen.

Insofern sollten Schiffbesatzungen entsprechend ausgebildet werden. Dazu gehört, ihnen die Verhaltensweisen der Tiere zu vermitteln.

Es gibt indes auch eine einfache Lösung: Geschwindigkeitsbegrenzung. Man weiß aus wissenschaftlichen Studien, dass das Kollisionsrisiko zwischen Schiffen und Walen mit der Geschwindigkeit des Schiffes exponentiell ansteigt. Ab einer Geschwindigkeit von zehn bis 13 Knoten (ca. 20-25 km/h) ist - zumindest bei großen Schiffen - der tödliche Ausgang einer Kollision für den Wal praktisch vorprogrammiert.

Insofern fordert WDC seit langem ein Tempolimit für Schiffe. Dieses sollte in wichtigen Lebensräumen der Wale verpflichtend eingeführt werden. Ganz ähnlich wie an Land, könnten auf diese Weise durch ein Tempolimit auf See eine große Zahl von Todesopfern vermieden werden.

[shariff]

Über Fabian Ritter

Leiter Meeresschutz - Fabian Ritter ist Biologe und leitet bei WDC den Bereich Meeresschutz.

2 Kommentare

  1. Veröffentlicht von Claudia Herr am 20. März 2020 um 3:28 am

    Hallo Fabian, gut und noch nicht gut. Die Richtung ist also einerseits Tempolimit?. Andererseits meine Frage, die Idee, die Schiffe mit einem akustischen o.ä. Warnsystem aus zu statten, ist bisher nicht weiterentwickelt? Die Herausforderung, ein quasi Unterwasserinstrument am Schiffsbug an zu bringen, das während der Fahrt in alle Richtungen Warntöne von sich gibt, war schon ein Denkansatz der UnterWasserOper. Wollen wir den Gedanken weiter verfolgen? Herzliche Grüße Claudia.

    • Veröffentlicht von Michaela Harfst am 24. März 2020 um 11:22 am

      Liebe Frau Herr,

      vielen Dank für Ihre Rückmeldung. Mein Kollege Fabian Ritter möchte Ihnen folgende Antwort zukommen lassen:

      „Die Idee hat mehrere Haken:

      Wenn alle Schiffe mit Warngeräten fahren würden, wäre eine enorme zusätzliche Verlärmung die Folge. Ein bisschen so, wie wenn alle Autos mit eingeschalteter Hupe durch den Wald zu fahren, um Rehe zu vertreiben. Niemand weiß, welche der rund 90 Wal- und Delfinarten wie auf bestimmte Signale (Warnlaute) reagieren. Frequenzbereich, Hörvermögen, etc. sind ja sehr unterschiedlich. Und Schallausbreitung in den Meeren ebenfalls, je nach Temperatur, Schichtung, Strömung etc. Es gibt hier keine „one for all“ Lösung, je nach Art müsste man unterschiedlich Warnlaute einsetzen. Das wäre kaum umsetzbar.

      Grundsätzlich sind wir bei WDC dafür, das Problem bei der Wurzel zu packen. Demgemäß gilt es, das Risiko für Kollisionen zu vermeiden, und da hilft ein Tempolimit einfach am effektivsten.

      Fabian Ritter“

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