Reisen mit Wind und Wellen

Ein Gastbeitrag von Andrea Brönnimann und Boris Kulpe, die über ihre Erfahrungen mit Walen, Delfinen und Plastik beim Segeln berichten. Die Inhalte und Ansichten in diesem Beitrag sind die der beiden Autor*innen und müssen nicht mit denen von WDC übereinstimmen. Deshalb wird in diesem Blogbeitrag auch nicht gegendert.
Die Geschichte unserer Segelreise nach Norwegen beginnt im Jahre 2003, als mich Freunde zu einem Törn von Südfrankreich nach Korsika überredeten. Ein Erlebnis, das dazu führte, dass ich schlagartig und massiv vom Segelvirus befallen wurde.
Das Reisen durch die blauen Weiten nach den Gesetzen des Windes und der Wellen, die Erkenntnis wie wenig man eigentlich braucht, um zufrieden zu sein und die Tatsache, dass sich die Aufgaben des Segelalltages auf ein paar wenige, fürs Vorankommen aber äußerst wichtige reduzieren, machen das Segeln so speziell.

(C) Andrea Brönnimann und Boris Kulpe
Irgendwann habe ich meinen jetzigen Lebenspartner kennengelernt, selber ein begeisterter Segler seit Kindesbeinen und es war schnell klar: Wir möchten nochmal länger aufs Wasser.
Seit 2018 sind wir nun mit der SY Timanfaya unterwegs. Erst im Mittelmeer, welches wir im August 18 bei Gibraltar verlassen, um via Atlantik und Nordsee in die Ostsee zu gelangen.
Unsere diesjährige Reise beginnt im Mai 2019 in Peenemünde, wo die Timanfaya den Winter längsseits an der Dschunke Fu (Glück) verbracht hat. Erst erkunden wir die Ostsee und das Baltikum. Wir segeln durch den Kalmarsund, durch eindrückliche Schärengärten, kommen vorbei an Stockholm, Helsinki, Tallinn, Riga, Visby auf Gotland und Kopenhagen. Von Kopenhagen geht es nordwärts immer entlang der eindrücklichen norwegischen Küste bis hoch zu den Lofoten und weiter bis Tromsø, dem nördlichsten Punkt unserer Reise.
Von Mai bis Oktober halten wir ständig Ausschau nach Meeressäugern und anderen interessanten Lebewesen. Bei ruhigem Wetter sehen wir die oft sehr unauffälligen Schweinswale, größere Wale und Delfine begegnen uns aber erst auf der Höhe von Trondheim und weiter nördlich. Laut den Forschern ziehen die Tiere im Sommer hoch in die kühle Barentsee, wo sich auch die Heringsschwärme aufhalten. Umso glücklicher schätzen wir uns an den Tagen, an welchen wir die Möglichkeit haben, Delfine, Zwergwale, Pilotwale und Orcas zu beobachten. Jedes Mal tauchen die Tiere einfach plötzlich auf. Im Gegensatz zu den neugierigen Delfinen des Mittelmeeres interessieren sie sich aber nicht für uns. Sie schwimmen zum Teil sehr dicht an unserem Schiff vorbei, tauchen darunter durch, begleiten uns aber nicht, wie bei anderen Sichtungen.

Walbeobachtung - Andrea Brönnimann und Boris Kulpe
Begegnungen mit Meeressäugern sind jedes Mal wieder ein Highlight und sehr emotional. Warum das so ist, ist schwer zu sagen. Tatsache ist, man lässt jedes Mal wieder alles stehen und liegen, wenn sie plötzlich da sind.
Während unserer Reise untersuchen wir die Gewässer rund um die Lofoten und entlang der norwegischen Küste auf Mikroplastik. Es ist uns ein Anliegen, uns für den Schutz der Meere einzusetzen und nicht einfach durch die Gegend zu gondeln. Jede Wasserprobe bedeutet mindestens eine Stunde Arbeit. Der mächtige Spibaum muss gesetzt und mit diversen Leinen in Position gebracht und gesichert werden, dann wird der Manta zu Wasser gelassen und eine halbe Stunde mit maximal drei Knoten Geschwindigkeit mitgeschleppt. Es wird Buch geführt über Position, Zeitpunkt, Wind und Wellenverhältnisse. Danach muss alles wieder weggeräumt und sturmsicher verstaut werden. Die Proben werden vakuumiert, beschriftet und Ende Saison an die NGO Oceaneye in Genf gesendet. Der erste Augenschein lässt vermuten, dass wir mehrheitlich organisches Material aus dem Wasser gefiltert haben. Ob wir mit unserer Vermutung richtigliegen, untersucht Oceaneye nun im Verlaufe des Winters.

Plastik Untersuchung (C) Andrea Brönnimann und Boris Kulpe
Unsere nächste Reise führt uns nach Schottland, Irland, England und Holland. Wir werden auch da die Wasserqualität untersuchen und Organisationen anfragen, wie wir sie in ihrer Arbeit unterstützen können. So oder so wird es eine spannende Sache werden.
Andrea Brönnimann und Boris Kulpe
Unterstützen Sie unsere Arbeit!
Wir setzen uns weltweit in verschiedenen Projekten für Wale und Delfine ein.