WDC beim Klimastreik: Weil Walschutz auch Klimaschutz ist!

„Kurzstreckenflüge sind nur für Insekten“, „Es gibt keinen Planeten B“, „Auf einer toten Erde gibt es keine Jobs“; so und so ähnlich ist auf den selbst gemalten Plakaten zu lesen. An diesem herrlichen Spätsommertag in München haben sich mehr als 40.000 Klimastreikende versammelt. Wir von WDC sind mittendrin, halten unser Plakat hoch, auf dem u.a. zu lesen ist „Jeder zweite Atemzug kommt aus dem Meer“, denn die Gesundheit der Ozeane ist entscheidend für das Leben auf der Erde.
Und so reihen wir uns ein in die Menge am Königsplatz. Die Stimmung ist gut, der Anlass ist leider düster. Viel ist schon darüber geschrieben worden, was jeder Einzelne gegen den Klimawandel tun kann; es reicht von weniger Fleischkonsum, mehr Fahrradfahren, bis zum Konsumverzicht ganz generell.
Was hat die Klimakrise mit der Versauerung der Meere zu tun?
Die Versauerung der Meere ist ein bisher eher weniger beachteter Faktor in der Diskussion und das, obwohl sie eine schädliche Folge von überschüssigem Kohlendioxid in der Atmosphäre ist. Mindestens ein Viertel des durch die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas freigesetzten Kohlendioxids (CO2) bleibt nicht in der Luft, sondern löst sich im Ozean auf. Seit Beginn des Industriezeitalters hat der Ozean rund 525 Milliarden Tonnen CO2 aus der Atmosphäre aufgenommen, derzeit rund 22 Millionen Tonnen pro Tag. Die Meere wirken also wie ein gigantischer Puffer für die Auswirkungen des Klimawandels.
Auf den ersten Blick mag das wie eine Lösung des Problems erscheinen, da weniger schädliches Kohlendioxid in die Atmosphäre gelangt und vom Ozean quasi „geschluckt“ wird. Aber leider führt dieses Mehr an Kohlendioxid, das sich nun im Wasser befindet, zu einer Verringerung des pH-Werts der Ozeane – das Meerwasser wird saurer. Alleine in den letzten 200 Jahren ist das Meerwasser um 30 Prozent saurer geworden – und dies bleibt nicht ohne Folgen für das Leben im Meer und das Meer an sich.
Während die Auswirkungen im Detail noch nicht bekannt bzw. erforscht sind, weiß man, dass manche Organismen Schwierigkeiten haben, sich an das saurere Milieu anzupassen und manche sogar aussterben werden. Über den Verlust der biologischen Vielfalt hinaus wird die Versauerung die Fischerei beeinträchtigen und die Ernährungssicherheit für Millionen von Menschen.
Ein Effekt dieser Versauerung für Wale und Delfine und aller Lebewesen mit äußeren (z.B. Krebstiere, Zoo- und Phytoplankton) und inneren Skeletten (neben Walen und Delfinen, Fische) ist, dass sie den Skelettbaustein Calciumcarbonat weniger leicht aus einem saureren Meerwasser aufnehmen können, was so z. B. zu einer Art „Osteoporose“ führt. Einfach gesprochen: Säure löst Kalk auf.
Und hier kommen wir wieder ins Spiel!
Wir alle – insbesondere in den Industriestaaten - sind durch unsere Lebens- und Wirtschaftsweise für einen Großteil der Kohlenstoffemissionen verantwortlich. Diese zu senken ist daher die logische Konsequenz, nur so kann sich langfristig die Atmosphäre wieder erholen. Und selbst wenn wir morgen unsere Emissionen auf Null senken würden, würde wir die Effekte nicht sofort bemerken, da sich Kohlendioxid typischer Weise hunderte Jahre in der Atmosphäre hält.
Dies macht umso deutlicher, dass wir mutige Klimaschutzmaßnahmen brauchen, die vielleicht ein bisschen mehr können als – wie es der bayerische Ministerpräsident am vergangenen Freitag sagte „Spaß machen“ und „Zum Mitmachen motivieren“. Diese Aufforderung ist nicht nur unangemessen, sondern verharmlost die Klimakrise, in der wir bereits mittendrin stecken.
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