Hoffen und Bangen bei bedrohten Orcas

Am 30. Mai wurde vor der Küste bei Tofino in British Columbia (Kanada) ein Orca-Baby gesichtet. Es schwamm zwischen zwei ausgewachsenen Weibchen der bedrohten Southern Resident Orca-Population. Nur noch 75 Individuen zählte die Population vor der Geburt.
Während der Nachwuchs Anlass zur Hoffnung gibt, meldete das Center for Whale Research aber auch fast gleichzeitig die Abwesenheit zweier anderer Mitglieder der Gruppe, die nicht mehr mit ihren Familien gesehen wurden. Bei vorherigen Sichtungen dieser beiden Individuen wurde festgestellt, dass sie stark abgemagert waren, was bei den Forscher*innen Anlass zur Sorge gab. Die Nahrungssituation ist gerade bei dieser Orca-Gemeinschaft sehr angespannt, da ihre bevorzugte Beute Königslachs in immer geringeren Mengen zugänglich ist. Die Bestände nehmen ab, unter anderem weil Laichgebiete der Lachse teilweise durch Dämme versperrt sind.
In der neuen Auflage seines Buches „The whale called killer“, die im September 2019 erscheint, vergleicht WDC-Forscher Erich Hoyt die Lage der Southern Residents mit denen der Northern Residents, zu denen auch die Paten-Orcas Uma und Current gehören. Diese Population besteht aus mehr als 260 Individuen, Tendenz steigend. Ein weiteres Kapitel des Buches widmet Erich Hoyt den ortstreuen Orcas vor Kamchatka und den Kommandeurinseln in Russland. Dort wurden bereits über 2000 Orcas identifiziert und deren Dialekte, Nahrungspräferenzen und Gruppenstrukturen analysiert.
In Russland fanden auch im letzten Jahr noch Fänge von Orcas und Belugas für die Delfinarienindustrie statt. Solche Fangaktionen in den 1960er- und 70-er-Jahren hatten die Southern Residents stark dezimiert. Die Population hat sich davon nicht wieder erholen können. Dies liegt auch an den zahlreichen weiteren Gefahren, denen sie ausgesetzt sind: Nahrungsverknappung, Unterwasserlärm, Meeresverschmutzung und Störungen durch Schiffsverkehr.
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