Der Preis der Briefmarke
Es kommt nicht so häufig vor, dass man seine Schützlinge auf einer Briefmarke wiederfindet. Doch nun ziert der Schweinswal als „gefährdete deutsche Walart“ eine neue Sondermarke der deutschen Post. Zur feierlichen Präsentation der Marke unter Anwesenheit hochkarätiger Gäste erhielt auch ich eine Einladung und durfte der Zeremonie letzte Woche im Stralsunder Ozeaneum beiwohnen.
Ach, wie waren alle voll des Lobes! Über das gewählte Fotomotiv und das gelungene Design der Marke (Fotograf und Grafikerin waren anwesend) bis zum Veranstaltungsort (der Bürgermeister nannte Stralsund „die schönste Hansestadt der Welt“). Der Direktor des Ozeaneums (Harald Benke, der Gastgeber), bezog sich auf die Stadt als ein wichtiges Zentrum der Schweinswal-Forschung in Deutschland. Der Umweltminister des Landes Mecklenburg-Vorpommerns betonte gar, dass man sich „weiterhin mit aller Kraft für den Schutz des Schweinswales einsetzen“ würde.
Weiterhin? Ist es nicht bis heute so, dass die größte Gefahr für Schweinswale – Stellnetze –in diesem Bundesland besonders weit verbreitet ist? Dass es immer wieder und viel zu häufig zu Beifängen kommt? Bezeichnenderweise sprach ich in Stralsund mit einer Mitarbeiterin des Meeresmuseums, die am Tag zuvor gerade ein Tier untersucht hatte, welches zweifelsfrei in einem solchen Netz umgekommen war.
Bis heute gibt es in Mecklenburg-Vorpommern keinerlei Einschränkungen dieser Fischerei – nicht einmal in Schutzgebieten, die speziell für den Schweinswal ausgewiesen wurden. Ganz im Gegenteil scheint die Politik ihre schützende Hand über die Fischer zu halten und jegliche ernsthafte Diskussion über Veränderungen zu meiden. Ich wünschte, dass den Worten des Umweltministers auch Taten folgen.
Zum Glück gibt es andere, die den Schweinswalschutz vorantreiben wie die Forscher aus Stralsund oder Umweltschutzverbände wie WDC. Einige diese Schweinswal-Schützer bekamen während der Zeremonie als Anerkennung ihrer Leistungen ein Sonderalbum mit der Sondermarke überreicht. Auch ich durfte im Namen von WDC ein solches Album entgegennehmen.
Der Preis der Briefmarke beträgt übrigens 45 Cent, sie ist also für Postkarten gemacht. Das ist schade, denn als 70 Cent-Marke wäre sie weit besser geeignet gewesen, auf breiter Basis in der Bevölkerung wahrgenommen zu werden.
So bleibt dennoch zu hoffen, dass die neue Briefmarke, die immerhin in Millionenauflage auf dem Markt erscheint, den Schweinswal „wieder stärker ins Bewusstsein der Deutschen rückt“, wie es Direktor Benke ausdrückte.