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Paten-Delfin Charlie © Charlie Phillips

Charlie – eine starke Persönlichkeit!

Charlie als Jungtier mit seiner Mutter Kesslet. © Charlie Phillips Mit seinen 16 Jahren hat...
Bucht von Taiji © Kunito

Geliebt und gejagt: Wale und Delfine in Japan

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© Flavio Gasperini

Ein Ozean voll Hoffnung

Das Hochsee-Abkommen, das 95 Prozent der Erdfläche schützen soll, ist ein eindrucksvolles Beispiel globaler Zusammenarbeit....
Current © OrcaLab

Current – ein echter Familien-Orca!

Current in der Johnstone Strait © Gary Sutton Current oder auch "Curry", wie wir diese...

Japans Austritt aus der Internationalen Walfangkommission – Schlechte Nachrichten für die Wale

Am 26. Dezember 2018 kündigte die japanische Regierung ihren Rücktritt aus der Internationalen Walfangkommission (IWC) an. Ab Juli 2019 soll die kommerzielle Jagd auf Großwale in japanischen Gewässern offiziell wieder aufgenommen werden. Der „wissenschaftliche“ Walfang in der Antarktis und den internationalen Gewässern im Nordpazifik soll eingestellt werden. Stattdessen werden die Walfänger Jagd auf Sei-, Zwerg- und Bryde-Wale in den japanischen Küstengewässern und innerhalb Japans Ausschließlicher Wirtschaftszone machen.

Falls das Datum zur Verkündung des Austritts mit Absicht auf die Feiertage gelegt war, um die internationale Aufmerksamkeit und Empörung zu minimieren, ist die japanische Regierung kläglich gescheitert. Unser Presseteam nahm am ersten Weihnachtstag um 6:30 Uhr den ersten Anruf eines Journalisten an und das Telefon stand in den folgenden zwei Tagen kaum still.

Ich war sehr erfreut über das enorme Echo, das auf Japans Entscheidung von Medienauf der ganzen Welt erfolgte. Viele Menschen äußerten Bedenken und Enttäuschung über die Entscheidung. Das große Interesse zeigte, dass die Welt diesen Schritt als das sieht, was er ist: Eine schwerwiegende und sehr schlechte Entwicklung für die Wale.

Japans Entscheidung hat das Potenzial, mehr als drei Jahrzehnte Arbeit zum Schutz und Erhalt der großen Walarten zu gefährden. Im Jahr 1982 einigte sich die IWC auf ein weltweites Verbot oder Moratorium (indem alle Tötungsquoten auf Null gesetzt wurden) für den kommerziellen Walfang für alle Großwalarten. Dieses Verbot trat 1986 in Kraft und ist einer der größten Erfolge des modernen Artenschutzes.

Natürlich war die japanische Regierung niemals ein Freund des Walfangmoratoriums und hat in den letzten 30 Jahren hart gearbeitet, um es zu untergraben und aufzuheben. Der japanische „Forschungswalfang“ in der Antarktis und im Nordpazifik war immer kommerziell, und wurde unter dem Deckmantel der Forschung durchgeführt. Ohne einen Vorbehalt gegen das Walfangverbot konnte Japan nicht offiziell kommerziellen Walfang betreiben, während das Land Mitglied der IWC war.

Die Entscheidung Japans, die IWC zu verlassen, wurde durch den fehlgeschlagenen Vorschlag zur Aufhebung des kommerziellen Walfangverbots bei der letzten Sitzung der IWC im September 2018 ausgelöst. Stattdessen betonte die Mehrheit der Mitgliedsstaaten, sich für den Schutz von Walen und dem Ökosystem Meer einsetzen zu wollen und verabschiedete die wegweisende Florianopolis-Erklärung.

Die Erklärung unterstreicht die Schlüsselrolle der IWC als Instrument für den Artenschutz und die Bedeutung von Walen für gesunde Ozeane. Sie macht darüber hinaus deutlich, dass es heutzutage keinen Grund für die kommerzielle oder wissenschaftliche Jagd auf Wale gibt. Die Erklärung ist ein logischer und wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

Nur wenige Wochen nach der IWC-Tagung wurde der fortgesetzte Handel mit gefährdeten Seiwalen in Japan von den Mitgliedern des Washingtoner Artenschutzabkommens (CITES) als illegal erklärt.

Einige Kommentatoren haben angemerkt, dass Japan mit seinem Austritt nur dem Beispiel Norwegens (das dem Walfangverbot von Anfang an widersprach und daher nicht an die Entscheidung gebunden ist) und Islands (das die IWC verließ, um später mit einem sehr umstrittenen Vorbehalt gegen das Verbot wieder beizutreten) folgt. Beide IWC-Mitglieder betreiben weiterhin kommerziellen Walfang.

Es ist kompliziert

Die Situation ist jedoch viel komplexer und Japan schafft mit seinem Austritt einen gefährlichen Präzedenzfall. Unglücklich mit den Entscheidungen der Mehrheit der Mitglieder eines internationalen Abkommens, entscheidet sich Japan dafür, den kommerziellen Walfang ohne die lästige Aufsicht eines internationalen Gremiums wiederaufzunehmen. Japan will als Beobachter weiterhin an Treffen der IWC teilnehmen und hofft so, den Bedingungen des Seerechtsübereinkommens der Vereinten Nationen (UNCLOS) zu genügen. Japans Entscheidung ist jedoch rechtlich fragwürdig und entspricht möglicherweise nicht den internationalen Verpflichtungen. UNCLOS verlangt von den Mitgliedsländern, dass sie in Fragen des Walschutzes und Managements mit der für diesen Bereich zuständigen internationalen Organisation zusammenarbeiten. Weltweit ist die IWC die einzige anerkannte internationale Organisation für diesen Bereich. Die IWC verfügt zwar nicht über die gesetzlichen Mechanismen, um Länder zu bestrafen, die gegen das Moratorium verstoßen. Doch die Staaten könnten versuchen, gegen den Schritt Japans unter UNCLOS vorzugehen.

Eine schreckliche Nachricht für Wale in Japan

Es besteht darüber hinaus die Gefahr, dass andere Länder dem Beispiel Japans folgen. Wenn man mit den Ergebnissen internationaler Zusammenarbeit nicht zufrieden ist, geht man eben einfach los und tut, was man möchte. In Zeiten, in denen internationale Anstrengungen zum Schutz unserer Umwelt und des Weltklimas von Tag zu Tag wichtiger werden, ist dies kein hilfreicher Schritt. Obwohl das Verschwinden der Walfänger aus der Antarktis eine positive Entwicklung ist, kann man nicht absehen, was dies für die Walbestände um Japan bedeutet. Besonders ernst ist zum Beispiel die Lage einer kleinen Zwergwalpopulation, dem sogenannten J-Bestand, die vor der Küste Japans lebt und bereits stark bedroht ist. Seiwale gelten nach wie vor als gefährdet und es gibt zu wenige belastbare Daten, um den Status der Brydewale einzuschätzen.

Lediglich über Zahlen zu sprechen ist aber natürlich grundsätzlich falsch. Wale sind immens komplexe Lebewesen. Wir stehen mit unserem Verständnis ihres geheimnisvollen Lebens in den Ozeanen immer noch am Anfang.

In Japan besteht ein sehr geringes Interesse am Konsum von Walfleisch.  Die japanische Regierung müsste sich sehr anstrengen, um einen autarken Markt zu schaffen. Walfang ist von Natur aus grausam. Außerdem wissen wir inzwischen auch, wie wichtig Wale für gesunde Ozeane und sogar für unser Klima sind. Walschutz bedeutet Klimaschutz.

Im 21. Jahrhundert besteht weder Notwendigkeit noch Nachfrage nach einer kommerziellen Walfangindustrie.

Was ist zu tun?

Indem die japanische Regierung den Walfang im Walschutzgebiet des Südpolarmeers und auf hoher See aufgibt und den Walfang in ihre Gewässer verlegt, hofft sie, der Kritik und den diplomatischen Schwierigkeiten der Vergangenheit zu entgehen. Durch den Austritt aus der IWC soll der langfristige Plan zur Wiederaufnahme des kommerziellen Walfangs ohne internationale Einmischung verwirklicht werden.

Mit Ihrer Hilfe wollen wir sicherstellen, dass dies nicht geschieht. Wir müssen den Walen eine Stimme geben und die japanische Regierung auffordern, ihre fehlgeleiteten Pläne aufzugeben und sich den internationalen Bemühungen für einen effektiven Artenschutz anzuschließen. Die Interessen des Walfangs widersprechen den Interessen der breiteren japanischen Öffentlichkeit und werden nur von einer kleinen, aber einflussreichen Gruppe von Politikern und Interessensvertretern der Walfangindustrie getrieben.

Was tut WDC?

  1. Wir arbeiten eng mit anderen Organisationen auf der ganzen Welt und mit Regierungsvertretern zusammen, um den diplomatischen Druck zu erhöhen. Einige Länder haben bereits Erklärungen abgegeben, die den Schritt Japans verurteilen.
  2. Wir arbeiten mit japanischen Tier- und Artenschutzorganisationen zusammen. Der IWC-Austritt wurde in den Medien von vielen japanischen Kommentatoren mit großer Besorgnis aufgenommen-  Wir hoffen, dass dies die Aufmerksamkeit für das Problem in Japan erhöht und es unseren Verbündeten in Japan einfacher macht, Unterstützung zu erhalten. Ein Aufruf zum Wandel der Walfangpolitik muss vor allem direkt aus Japan kommen und so ist unsere Arbeit mit unseren Kollegen dort von entscheidender Bedeutung.

Darüber hinaus muss die japanische Regierung aber auch von Ihnen hören. Schreiben Sie bitte an die japanische Botschaft in Ihrem Land und lassen Sie sie wissen, dass die Wiederaufnahme des kommerziellen Walfangs inakzeptabel ist und den Ruf Japans beschädigt!

Vielen Dank für Ihre Hilfe und dafür, dass Sie mit uns zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass die Wale vor den Harpunen der kommerziellen Walfänger geschützt werden.

Über Astrid Fuchs

Astrid Fuchs leitet bei WDC Deutschland den Bereich Policy und strategische Entwicklung. Daneben koordiniert sie die EU-Arbeit und betreut die Bereiche Walfang und Delfinarien.