Warum die Antarktis dringend ein Schutzgebiet benötigt
Als ich 2013 in Bremerhaven zu einer Sondertagung der Kommission zum Schutz der lebenden Ressourcen in der Antarktis (CCAMLR) teilnahm, ging es dort um die Einrichtung eines Schutzgebietes im antarktischen Rossmeer.
Damals scheiterte das Schutzgebiet, mittlerweile wurde es – nach weiteren langen und zähen Verhandlungen – eingerichtet. Jetzt hat die CCAMLR-Kommission bei Ihrer Tagung im Oktober die Chance verpasst, das nunmehr größte Meeresschutzgebiet der Erde zu schaffen. Das ist sehr bedauerlich, wenngleich man darauf hoffen darf, dass es in den kommenden Jahren – wie beim Schutzgebiet im Rossmeer – doch noch klappt.
Deutschland hatte zusammen mit der EU den Vorschlag vorgelegt, ein Schutzgebiet im ökologisch bedeutsamen Wedellmeer einzurichten. Dieses Meeresgebiet ist sehr artenreich und beheimatet neben unzähligen Pinguinen, Fischen und Robben auch eine Vielzahl an Walarten. Die Unterschutzstellung würde das Wedellmeer dauerhaft vor dem Zugriff und der wirtschaftlichen Ausbeutung bewahren.
Jedoch scheiterte der Vorschlag am Widerstand von China, Russland und Norwegen. Dieselben Länder waren auch die vormaligen Gegner des Rossmeer-Schutzgebietes! Es geht wieder einmal um die Fischerei. Die genannten drei Länder fangen bzw. fingen in der Antarktis Krill. Dieser Kleinkrebs wird zu Omega3-Nahrungsergänzungsmitteln verarbeitet. Die bestehenden Fischereirechte wollen sich die Länder nicht nehmen lassen.
Krill nimmt in der antarktischen Nahrungskette aber eine zentrale Position ein und ist die Lebensgrundlage fast aller Tiere im Südpolarmeer. Der Schutz der Antarktis vor ausbeuterischen Fischerei ist wichtig, damit der eisige Kontinent auch seine Funktion als „Kühlhaus“ des Planeten bewahren und damit dem Klimawandel entgegenwirken kann. Es handelt sich um eine wahre Schatzkammer für die Erforschung der polaren (und in der Antarktis vielfach noch ursprünglichen) Ökosysteme, an der sich Deutschland seit langer Zeit sehr aktiv beteiligt.
Nun gilt es für die Bundesregierung, den Druck auf CCAMLR und die Gegner des geplanten Schutzgebietes hochzuhalten und auf diplomatischen und politischen Ebenen Überzeugungsarbeit zu leisten. WDC gehört seit vielen Jahren der Antarctic Ocean Alliance (AOA) an und beteiligt sich aktiv an der Arbeit für die Schutzgebiete in der Antarktis.
Ich persönlich hatte das große Glück, mehrfach die Antarktis bereisen zu können. Was ich dort an Schönheit zu Gesicht bekam, hat mein Leben verändert. Seither versuche ich, selber ein Botschafter für den Erhalt der Antarktis zu sein. Mit der Arbeit bei WDC kann ich (m)einen bescheidenen Beitrag dazu leisten.