Die Welt räumt auf!
Tobias rammt seinen Müllpicker in den Boden und sieht mich böse an: „Mama“ sagt er und ich hör schon an seiner Stimme, dass er müde und genervt ist. „Mama, ich mag nicht mehr, ich hab schon eine Million Zigarettenstummeln aufgehoben, der Müll stinkt und die Zange ist viel zu schwer für mich. Ich mag was trinken!“ Ich kann Tobias, sechs Jahre alt und (noch) stolzer Erstklässler, gut verstehen. Er hat gemeinsam mit mir und über hundert weiteren Freiwilligen die letzten zwei Stunden das Mainufer in Frankfurt von Müll befreit. Das mühsame Einsammeln von Zigarettenstummeln, Kronkorken und Verpackungsmüll ist wahrlich kein Vergnügen. Es ist kein Vergnügen, aber wichtig. Ein einziger Zigarettenstummel verseucht bereits 40 Liter Grundwasser! Der Filter in Zigaretten besteht aus Celluloseacetat und zersetzt sich im Meer erst nach 400 Jahren.
Tobias hat sich eine Pause verdient und ich vereinbare mit ihm nur noch die letzten zehn Meter bis zur nächsten Parkbank zu reinigen. Auf einmal ruft er begeistert „Mama, ich hab was Großes gefunden.“ Natürlich ist es nicht gerade positiv, wenn man große Müllteile direkt am Flussufer findet, in einem Stadtgebiet in dem fast täglich vom Reinigungsdienst der Müll der Menschen beseitigt wird. Trotzdem lasse ich mich von seiner Begeisterung anstecken und eile zu der kleinen Böschung, in der Tobias offensichtlich einen „Müllschatz“ gefunden hat. Gut versteckt ist er nicht, aber groß und schwer dafür. Es handelt sich um einen Motor, der dem Aussehen nach zu urteilen bereits seit längerer Zeit dort liegt. Wir betrachten ihn gemeinsam, fotografieren ihn und notieren auf unserem Streckenplan genau wo wir ihn gefunden haben. Denn unseren „Müllschatz“ werden wir nach der Clean-Up Aktion, die heute im Rahmen des World Clean-Up Days stattfindet, an das Grünflächenamt melden, damit der schwere Motor fachgemäß entfernt werden kann.