Challenge Ja(hr) zu weniger Plastik: ein Interview mit dem Biohotel Villa Orange
Wir freuen uns sehr, dass Sie bei der Challenge mitmachen – auch wenn bei Ihnen als Biohotel natürlich schon vorher vieles besser lief als in anderen Hotels. Das durften wir während unseres Blogger-Workshops in der Villa Orange schon erleben. Damals haben Sie für unsere Gruppe ein komplett plastikfreies Mittagsbuffet gezaubert – vom Einkauf bis zum Servieren der Getränke war alles plastikfrei.
Wieso hat sich die Villa Orange entschieden, noch einen Schritt weiter zu gehen und bei unserer Challenge Ja(hr) zu weniger Plastik dabei zu sein?
Andreas Müller von der Villa Orange: Wir wollen einfach unseren Beitrag leisten. Und ja, wir als Biohotel sehen uns schon als nachhaltiges und vor allem ökologisches Unternehmen. Das heißt nun aber nicht, dass nicht auch wir bereit sind, über unsere Gewohnheiten nachzudenken und immer wieder den nächsten Schritt zu tun. Plastik stört uns in seiner Flut natürlich auch schon lange, und gerade auch die aktuellen Berichterstattungen haben uns dazu bewogen, zumindest schon mal hier in der Villa Orange anzufangen.
Mit Hilfe unserer Checklisten für Unternehmen haben wir gemeinsam versucht, unnötiges Plastik im Hotelbetrieb aufzudecken. Was hat Sie am meisten überrascht?
Andreas Müller von der Villa Orange: Bei vielen Punkten auf den Checklisten haben wir gedacht: „Toll, wie viel wir bereits umsetzen als Biohotel!“ Doch als wir uns dann hingesetzt haben um mal Abteilung für Abteilung ins Detail zu gehen und zu schauen, wo wir überall noch Plastik sparen können, hat uns schon überrascht, wie viel da noch zu ist – aber vor allem, wie viel man tatsächlich noch einsparen kann. So wurde vom Saft in der Küche, dem Wäschekorb im Housekeeping bis zum Textmarker an der Rezeption vieles auf den Prüfstand gestellt und nach Alternativen gesucht.
In welchen Bereichen hat sich am meisten verändert: Küche, Büro oder für die Gäste auf den Zimmern? Was haben Sie konkret in diesen Bereichen verändert?
Andreas Müller von der Villa Orange: Von der reinen Plastikmenge konnten wir sicherlich am meisten in der Küche einsparen. Allein die Umstellung auf Orangensaft in Mehrwegflaschen brachte schon sehr viel, es waren früher im Schnitt fünf Tetra Packs pro Tag. Dazu kamen zwei Becher Sahne und zehn kleine Joghurt-Becher pro Tag, die ebenfalls durch Mehrwegbehältnisse ersetzt wurden. Es wurden auch neue Behälter fürs Büffet oder die Aufbewahrung angeschafft, das vermeidet dann die Frischhaltefolie. Großgebinde sind zwar auch aus Plastik – wie wir dann aber durch ihre Begleitung der Challenge lernen konnten – jedoch aus einer besser wieder verwertbaren Qualität. Es sind wie gesagt die Details, zum Beispiel die neuen Textmarker auf Buntstiftbasis und andere Kleinigkeiten. Auf den Zimmern findet sich kein Plastikbeutel mehr im Mülleimer und die Hotelwäsche kommt und geht nun ausschließlich über Wäschesäcke ins Haus, neu angeschaffte Putzeimer sind wieder wie früher aus Emaille und unsere neu angeschafften Wäschekörbe aus Metall.
Uns ist es wichtig, dass alle Mitarbeiter sich aktiv einbringen. Wie wurde die Idee im Team der Villa Orange aufgenommen?
Andreas Müller von der Villa Orange: Von Anfang an haben wir uns in der Gruppe getroffen. Einer allein kann da nur sehr wenig machen. So hat sich ein Team aus allen Abteilungen herausgebildet, das sich regelmäßig trifft und fleißig darüber diskutiert, wo man noch Plastik einsparen kann und wie man die passende Alternative findet. Die Gruppe ist offen und es ist schön zu sehen wie viele es interessiert wie man Plastik einsparen kann. Ein Profi war ja keiner von uns im Vorfeld.
Beschäftigt Sie und Ihre Kollegen das Thema Plastik nun auch über den Arbeitsalltag hinaus? Fällt ihnen Plastikmüll in der Natur mehr auf, verzichten Sie im Urlaub auf Strohhalme?
Andreas Müller von der Villa Orange: Oh ja, wie gesagt in unseren regelmäßigen Treffen wird natürlich nicht nur isoliert über die Villa Orange gesprochen. Alltäglichkeiten und Erfahrungen im Kontext Plastik werden ausgetauscht. Erkenntnisse von zu Hause mitgebracht, aber auch von den Meetings mit nach Hause genommen. Auch die Informationen, die wir von ihnen zu Müll- und Mülltrennung bekommen haben, wirken selbstverständlich nach. Bei vielen hat sich bestimmt eine Sensibilisierung für das Thema eingestellt, was ja auch kaum vermeidbar ist, wenn man sich den Plastik-Wahnsinn vor Augen hält und nicht irgendwann darin versinken möchte.
Wir von WDC möchten uns herzlich für das tolle Engagement und das spannende Gespräch bedanken. Wir hoffen, dass die Villa Orange als gutes Vorbild für andere Hotelbetriebe zeigt, wie man auch ohne unnötiges Plastik auskommen kann.