Schiffsverkehr und Lärm bedrohen Wale und Delfine
Wale und Delfine nutzen Schall, um sich zu orientieren und sich mit Artgenossen zu verständigen. Auch bei der Jagd rufen sich die Meeressäuger gegenseitig zu, wenn sie Beute gefunden haben.
Wegen der vermehrt auftretenden Lärmbelästigung unter Wasser können sich die Meeressäuger jedoch nicht mehr so gut verständigen und sogar die Orientierung verlieren, wie eine neue Studie zeigt. Laut dem Meeresbiologen Dr. Steve Simpson führt der Lärm, der durch die vorbeifahrenden Handelsschiffe entsteht, bei Walen zu chronischem Stress, was an erhöhten Stresshormonwerten im Blut erwiesen wird. Befindet sich ein Wal in der Nähe einer sehr lauten Lärmquelle, kann er sogar Ohr- oder Lungenschäden erleiden. Laute Schiffsmotoren, Militärsonare, der Bau von Windkraftanlagen und Schallkanonen für seismische Untersuchungen sind nur einige der Lärmverursacher.
Der Schiffsverkehr wird immer dichter und die Schiffe werden noch dazu immer größer. Die Wale und Delfine können den Schiffen oft nicht ausweichen, sodass es zur Kollision zwischen einem Wal und einem Schiff kommen kann. Meist werden die Wale dabei schwer verletzt oder sterben sogar an den Verletzungen.
Erschwerend kommt hinzu, dass sich durch das schmelzende Meereseis in arktischen Gewässern immer neue Schiffsrouten auftun. Sogar die Gewässer rund um den Nordpol könnten nach Meinung einiger Wissenschaftler in Zukunft passierbar sein. Eine Studie ergab, dass besonders Narwale davon bedroht sind. Sie bewohnen die Gewässer nördlich des Polarkreises, bis zum Rande der Eisdecke, und werden oft direkt am Packeis angetroffen. Laut der Polarforscherin Dr. Kristin Laidre leben Narwale in einem Gebiet, das nur etwa ein Viertel der Arktis umfasst, sodass sich ihr Lebensraum zukünftig möglicherweise innerhalb neuer Schiffsrouten befindet.
Andere arktische Wale wie der Grönlandwal wären davon ebenfalls gefährdet, da sie sich recht langsam bewegen und Schiffskollisionen bereits jetzt der Grund für Todesfälle sind.
Die Wissenschaftler fordern politische Entscheidungsträger dazu auf, mithilfe ihrer Erkenntnisse neue Richtlinien festzulegen. So können die Bedrohungen für arktische Meeressäuger minimiert werden. Ihre Vorschläge umfassen ein Verbot von Schiffsverkehr in ausgewiesenen Schutzgebieten, bei denen die wichtigsten Wanderrouten sowie häufig von den Walen besuchte Reproduktionsorte und Nahrungsgründe berücksichtigt werden. Weiterhin schlagen sie maximal erlaubte Lärmpegel und technische Hilfe beim Aufspüren und Umfahren von Walen vor.
Der Meeresbiologe Simpson arbeitet bereits mit Reedereien zusammen, um leisere Schiffsmotoren zu entwickeln. Allerdings stellt die Lärmbelästigung nur eine der vielen Gefahren dar, denen Wale und Delfine mittlerweile ausgesetzt sind: Chemieunfälle und Ölkatastrophen, Plastikverschmutzung und die steigenden Meerestemperaturen sind weitere schwerwiegende Probleme.
WDC setzte sich bereits seit 2012 mit der Kampagne „Walheimat – Sichere Schutzgebiete jetzt“ für den Schutz der Lebensräume von Walen ein.