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Ein Sommer auf dem Atlantischen Ozean

Marianne Schwarz war Praktikantin bei WDC und arbeitet jetzt bei einem Whale Watching Unternehmen auf den Azoren. In diesem Gastbeitrag berichtet sie über die Artenvielfalt in den Gewässern vor Pico und ihre Arbeit.

Habt Ihr euch schon mal gefragt, wie es ist, täglich Wale und Delfine in freier Wildbahn beobachten zu können?

Ich habe mich entschieden, es herauszufinden und arbeite seit letztem Sommer als Biologin und Whale Watching Guide auf der Azoreninsel Pico. Seitdem ich 2016 ein Praktikum bei WDC in München gemacht habe, beschäftige ich mich vermehrt mit Meeressäugern und deren Schutz. Die Arbeit hier bietet mir die Möglichkeit, eine große Anzahl an Cetaceen zu studieren und mein Wissen an andere weiterzugeben.

Warum sind die Azoreninseln für Wale und Delfine so attraktiv und was kann man hier beobachten? Etwa 25 der ca. 89 weltweit bekannten Wal- und Delfinarten sind rund um Pico zu finden. Damit gehören die Azoren zusammen mit den Kanarischen und den Kapverdischen Inseln zu den Hot Spots in puncto Cetaceenvielfalt.

Während sich die Gruppe der Zahnwale (Odontoceti) ganzjährig hier aufhält, kommen die Bartenwale (Mysticeti) nur im Frühling vorbei. Den Winter verbringen sie in warmen Gewässern nahe des Äquators, wo sie ihren Nachwuchs zur Welt bringen. Nahrung ist in diesen Gebieten allerdings knapp, so dass die Tiere nach mehreren Monaten des Fastens Richtung Norden ziehen. Sie nutzen die Azoren als Zwischenstopp auf ihrer langen Reise in die Polarregion.

Das Gebiet rund um die Inseln bietet zu dieser Jahreszeit ein reiches Nahrungsangebot. Die Kombination aus zunehmendem Tageslicht und Nährstoffen, die von den Tiefenströmungen in Küstennähe an die Oberfläche transportiert werden, lässt massenhaft neues Leben entstehen. Es kommt zur sogenannten Frühjahrsplanktonblüte. Riesige Teppiche kleinster Algen, die die Grundlage der Nahrungskette bilden.

Bartenwale, wie z.B. Blau-, Finn- oder Buckelwal, haben sich darauf spezialisiert, kleinste Krebstierchen und Fische aus dem Meer zu filtern. Der Größte unter Ihnen, der Blauwal, ist dabei interessanterweise am wählerischsten. Wie man anhand von Kotproben feststellen kann, öffnet er sein Maul nur für Krill. Auch die Finnwale scheinen sich hier vor Pico hauptsächlich von Krill zu ernähren.

Seit Mitte März konnten wir 2017 täglich Finn-, Blau- und/oder Buckelwale beobachten. Vereinzelt wurden Seiwale gesichtet. Alles in allem erwies sich das Frühjahr als sehr erfolgreich. Bis in den Juli hinein waren immer noch Blau- und Finnwale unterwegs, was nicht jedes Jahr der Fall ist.

Der größte Vertreter der Zahnwale, der Pottwal, ist dagegen das ganze Jahr über in diesem Gebiet anzutreffen. Pottwale sind wie alle Zahnwale hochsozial und leben in Verbänden zusammen. Gruppen von zehn Tieren oder mehr sind keine Seltenheit. In den tiefen Gewässern um die Inseln sind sie meist mit der Jagd nach (Riesen-)kalmaren beschäftigt. Wenn sie sich zwischen den langen Tauchgängen ausruhen, kann man sie mehrere Minuten lang an der Wasseroberfläche beobachten. Damals war dies natürlich leider auch für die Walfänger von Vorteil. Anderen Zahnwalen wie dem Pilotwal und dem Falschen Schwertwal begegnet man ebenfalls ab und zu.

Zu den Odontoceti gehören auch die Delfine. Verbreitet sind hier auf den Azoren fünf Arten. Der Gemeine Delfin, der Zügeldelfin, der Große Tümmler, der Rundkopfdelfin und der Streifendelfin. Im Frühjahr sind vermehrt Gemeine Delfine zu sehen. Mit steigender Wassertemperatur Anfang des Sommers treffen unzählige Zügeldelfine aus etwas südlicheren Gefilden ein. Diese zwei Arten sind sehr neugierig und verspielt. Wenn sie nicht gerade jagen, erlebt man sie häufig bei sozialen Interaktionen. Oft mögen sie es auch, in den Bug- und Heckwellen des Bootes zu schwimmen. Mit bis zu vier Metern sind Große Tümmler und Rundkopfdelfine schon kleine Riesen. Auch sie sind wie alle Delfine nie alleine unterwegs und kreuzen ab und an unsere Wege. Am seltensten wurde im letzten Jahr der kleine Streifendelfin gesichtet.

Auch die Gruppe der Schnabelwale ist hier vertreten. Genauso wie der Pottwal können sie Tauchtiefen um die zwei Kilometer erreichen. Der Rekordhalter ist hierbei ein weiblicher Cuvier-Schnabelwal – sie wurde in 2993 m Tiefe gesichtet. Zu Gesicht bekommt man diese etwas eigenartig anmutenden Wale eher selten.

Nun habt ihr einen kleinen Einblick in die Artenvielfalt rund um das Atlantikarchipel Azoren gewonnen. Schaut doch für weitere Infos zum Aussehen und Verhalten der unterschiedlichen Arten einmal in den WDC Artenführer!

Ich freue mich schon und bin gespannt, welche Begegnungen uns in der kommenden Saison wieder erwarten werden. In meinem nächsten Bericht werde ich euch etwas über unsere Forschungs- und Bildungsarbeit erzählen.