Umwelteinflüsse erschweren Erholung der Schweinswalpopulationen in Nord- und Ostsee
Der Schweinswal ist Deutschlands einziger heimischer Wal. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, wie Umwelteinflüsse die Fortpflanzung der kleinen Wale und eine Erholung der Population behindern – vor allem in der Ostsee.
Um Informationen zur Fortpflanzung der Schweinswale zu erhalten, untersuchten Wissenschaftler im Zeitraum von 1990 bis 2016 weibliche Schweinswale in Nord- und Ostsee. Die Untersuchungen zeigen, dass sie im Durchschnitt mit fünf Jahren geschlechtsreif werden, wobei das in der Ostsee etwas früher der Fall ist. Einen deutlichen Unterschied gibt es beim durchschnittlichen Todesalter der weiblichen Kleinwale. Während dieses in der Nordsee bei 5,7 Jahren liegt, sind es in der Ostsee nur 3,6 Jahre.
Die stark verkürzte Lebenszeit der Ostseepopulation ist dabei auf menschliche Einflüsse zurückzuführen. Unterwasserlärm, Beifang, Meeresmüll und chemische Verschmutzung der Gewässer führen zu einem erhöhten Spiegel an Stresshormonen, was zur Schwächung des Immunsystems führt und das Risiko viraler und bakterieller Infektionen erhöht. Chemische Giftstoffe wie Pestizide und Weichmacher reichern sich in der Fettschicht der Wale an, wo sie mit Hormonen interagieren und den Zeitpunkt des Einsetzens der Geschlechtsreife beeinflussen.
Die Forscher schätzen, dass sich im Sommer 10.350 Nordsee-Weibchen und gerade mal 1.000 Ostsee-Weibchen fortpflanzen – verglichen mit anderen Schweinswalpopulationen ist das ein niedriger Wert. Die Ostsee-Populationen sind daher besonders empfindlich gegenüber Veränderungen in ihrer Umwelt.
Viele weibliche Schweinswale sterben außerdem in Stellnetzen als Beifang. Ausgewachsene Schweinswalweibchen sind von dieser Gefahr häufiger betroffen, da sie sich zu Fortpflanzungszeiten vermehrt in Küstennähe aufhalten oder während der Stillzeit ein verändertes Futtersuchverhalten aufweisen.
Das niedrigere Todesalter bei den Ostsee-Schweinswalen zeigt, dass wir dringend Maßnahmen gegen Beifang benötigen. Deswegen setzt sich WDC seit vielen Jahren mit dem Projekt „Walheimat“ für die Wale in deutschen Gewässern ein.