WDC-Team auf Schweinswal-Mission an der Ostsee
Gemeinsam mit fünf Bloggern und meinem Kollegen, dem Meeresbiologen Fabian Ritter, bin ich an die Ostsee gereist – dort lebt Deutschlands einziger heimischer Wal! Ihn zu entdecken ist schwierig, denn der Schweinswal ist scheu und im Vergleich zu Artgenossen mit seinen max. 1,60 Meter klein. Doch wir wollten nicht nur versuchen, Schweinswale in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten – es waren noch weitere spannende Aktionen geplant.
Vor Ort hatten wir das Glück, mit einem tollen Partner zusammenzuarbeiten: dem nachhaltigen Hotel SAND in Timmendorfer Strand. Gemeinsam mit den Besitzern Marion und Bert begrüßten wir die Teilnehmer der Reise und erfuhren mehr über das Hotel, in dem Umweltschutz, Nachhaltigkeit und ein schonender Umgang mit Ressourcen gelebt werden. Das Hotel gehört zu Green Pearls®, die sich ebenfalls dem Thema Nachhaltigkeit verschreiben und uns bei der Organisation der Reise unterstützt haben. Auch das Tourismus-Cluster Schleswig-Holstein beteiligte sich an der Reise zum Thema Schweinswal.
Bei einem veganen Abendessen tauschten wir uns über wichtige Themen aus: Überfischung der Meere, Plastikmüll und Stellnetze wurden genannt. Am nächsten Morgen kamen wir einer dieser Gefahren zum Greifen nahe: am Hafen von Niendorf fanden wir feinmaschige Stellnetze, die oft zur Todesfalle für Schweinswale werden. Kilometerweit spannen Fischer diese Netze am Meeresboden auf – die kleinen Wale verheddern sich darin und ersticken qualvoll unter Wasser. Diese Netze anzufassen und zu spüren, wie die feinen Fäden in die eigenen Hände schneiden, war eine traurige Konfrontation mit der Realität.
Trotzdem machten wir uns bald auf in Richtung Boot – schließlich wollten wir noch einige Stunden auf dem Meer verbringen! Fabian Ritter erklärte, wie wir uns zu verhalten haben, wenn wir Schweinswale sichten: mit dem Finger auf die Stelle zeigen und die Uhrzeit angeben (vorne am Bug ist 12 Uhr). Gespannt starrten wir alle aufs Wasser. Wir fuhren im strahlenden Sonnenschein auf der tiefblauen Ostsee. Dann hörte ich plötzlich einen aufgeregten Ruf: „Da! Schweinswale auf 10 Uhr!“ Sofort starrten wir gespannt in die Richtung. Und Tatsache, ein Mutter-Kind-Paar tauchte kurz auf und ihre Rückenflossen waren im glitzernden Wasser zu sehen.
Wir konnten unser Glück kaum fassen – Schweinswale zu entdecken ist schon deswegen nicht einfach, da sie keine spektakulären Sprünge machen oder ihre Schwanzflosse aus dem Wasser heben. Sie tauchen nur kurz auf, man sieht ihren Rücken mit der kleinen dreieckigen Finne aufblitzen und schon sind sie wieder verschwunden. Auf dem Boot wurde weiterhin Ausschau gehalten, doch diese Schweinswal-Sichtung sollte die einzige auf unserer sechsstündigen Bootsfahrt bleiben. Trotzdem jubelten wir über so viel Glück und notierten uns die GPS-Koordinaten, um später die Sichtung zu melden.
Im Hotel SAND durften wir einen Vortrag über Schweinswale halten, der für alle Hotelgäste kostenlos zugänglich war. Trotz später Stunde war der Vortrag gut besucht, bei dem Fabian viele spannende Informationen über den Schweinswal mit den Besuchern teilte: zum Beispiel, dass Schweinswale eher Einzelgänger sind und sehr empfindlich auf Lärm reagieren.
Früh am nächsten morgen hatten wir noch ein kleines Beach Clean Up im Rahmen unserer Kampagne „Weniger Plastik ist Meer“ geplant. Einen Teil des Strandes wollten wir zu sechst unter die Lupe nehmen und vom Müll befreien. Jeder Strandabschnitt am Timmendorfer Strand wird zwar täglich von einem Reinigungsfahrzeug befahren, das Müll, Algen etc. aus dem Sand filtert – doch zwischen den Strandkörben wurden wir fündig: 152 Zigarettenkippen landeten in nur vierzig Minuten in unserer Kiste! Eine erschreckende Zahl. Hinzu kamen zahlreiche Plastikverpackungen, Flaschendeckel und Kronkorken, Metallteile, Feucht- und Taschentücher sowie anderer Müll, den wir auf einem Formular dokumentierten.
Anschließend zeichnete Fabian Ritter einen Schweinswal in den Sand und wir füllten ihn mit dem bunten Abfall. Es war eine starke Visualisierung unseres Beach Clean Ups, da wir so nochmal deutlich vor Augen hatten, was alles lieblos am Strand liegen gelassen wird! Auch andere Strandbesucher wurden auf unser „Kunstwerk“ aufmerksam.
Auge in Auge mit dem Schweinswal aus Müll legten wir dann noch – als hoffnungsvollen Gegenpol – einen Schweinswal aus Naturmaterialien – denn diese wünschen wir uns am Strand! Steine, Blumen, Gräser, Algen und Muscheln füllten das zweite Schweinswal-Bild. Natürlich haben wir den Müll sorgfältig wieder eingepackt und fachgerecht entsorgt – der Schweinswal aus Naturmaterialien blieb am Strand zurück, als kleiner Hinweis für die Besucher.
Beiträge der Teilnehmerinnen:
Luisa von Sunnyside2Go berichtet über unser Beach Clean Up und das Hotel Sand.
Beatrice von Reisezeilen wünscht sich einen sicheren Lebensraum für „Die letzten 300“.
Elke von Meerblog freut sich über die Schweinswal-Sichtung.
Mia von Hey Lila Hey hat es geschafft, unsere Schweinswal-Sichtung zu filmen! Außerdem berichtet sie auf ihrem Blog über die Reise.
Nadine von Lilies Diary hat sich damit auseinander gesetzt, welche Gefahren den Schweinswal bedrohen (und ein tolles Video zu unserer Reise erstellt).
Danke an die Umweltstiftung Greenpeace für die Förderung der Bloggerreise.