Unterwasserlärm schadet Walen und verändert ihre Kommunikation
Immer wieder stranden Wale, jedoch sind die Gründe häufig nicht bekannt. Forscher gehen aber davon aus, dass militärische Sonargeräte eine – manchmal tödliche – Rolle spielen. Wissenschaftler der Foundation for Marine Ecology and Telemetry Research führten nun eine Studie an 16 Cuvier-Schnabelwalen durch, um ihre Reaktion auf Sonarsignale zu untersuchen und auf mögliche Ursachen für die Strandungen zu schließen.
Die Untersuchungen ergaben, dass die Wale, wenn sie Sonarsignalen ausgesetzt sind, länger und tiefer tauchen als gewöhnlich. Die Forscher erklären dies damit, dass die Tiere den Schallwellen in größere Tiefen ausweichen. Solche Reaktionen sind der Studie zufolge bis zu einer Entfernung von hundert Kilometer zum Sonargerät messbar. Zusätzlich konnte beobachtet werden, dass sich die Intervalle verlängern, in denen die Wale keine Nahrung zu sich nehmen. Das kann sich negativ auf den Gesundheitszustand der Tiere auswirken.
Für die Studie wurde die Reaktion der Tiere auf zwei Sonartypen untersucht: laute Sonare von Kriegsschiffen und leisere, von Hubschraubern genutzte, die mittels Boje ins Wasser abgegeben werden. Die Ergebnisse zeigen, dass die Wale heftiger auf das leisere Hubschraubersonar reagieren als auf das von Kriegsschiffen. Ein Grund dafür könnte sein, dass sich die Wale näher bei diesen Geräuschquellen befinden, da sie davon überrascht werden, während sie den Schiffen eher ausweichen können.
Dass Sonarsignale zu Strandungen führen können, zeigen die Symptome der Dekompressionskrankheit, die viele Tiere, die nach dem Einsatz von Militärsonaren strandeten, aufweisen. Dabei bilden sich beim zu schnellen Auf- oder Abtauchen Gase im Körper des Tieres, die das Gewebe zerstören.
Eine andere Auswirkung des Lärms im Meer auf die Wale konnte bei Blau– und anderen Bartwalen festgestellt werden. So haben Forscher während der letzten Jahrzehnte Veränderungen im Walgesang aufgezeichnet: Die Tiere kommunizieren heute mit tieferen Frequenzen als zuvor. Der Wissenschaftler Joe Haxel der Oregon State University deutet dies als eine Anpassung an den steigenden Unterwasserlärm: Die Wale ändern die Tonlage ihres Gesangs, um „freie“ Frequenzen zu finden und so weiterhin miteinander kommunizieren zu können.
„Diese Studien zeigen einmal mehr, wie sehr wir Menschen in den Lebensraum der Wale eingreifen, auch und gerade akustisch. Da sich Wale vor allem mithilfe Ihrer Lautäußerungen orientieren und kommunizieren, können wir nur erahnen, wie viel schwerer wir ihnen das Leben mit der Verlärmung der Meere machen“, so Fabian Ritter, Meeresschutzexperte bei WDC.
WDC fordert seit langem ein Verbot vom Einsatz militärischer Sonare und anderer stark lärmverursachender Aktivitäten in Gebieten, die ein hohes Vorkommen von Walen zeigen. „Schutzgebiete sollten prinzipiell frei von solcherlei menschlichen Einflüssen bleiben“, so Ritter weiter. „Die Realität sieht aber leider – auch in Deutschland! – ganz anders aus.“