Walbestände erholen sich nur schleppend vom Walfang
Laut einer wissenschaftlichen Studie werden sich die Bestände von Südkaper, Blau– und Finnwalen in der Südhemisphäre bis zum Jahr 2100 höchstens auf die Hälfte des Ausgangsbestandes von vor dem industriellen Walfang erholen.
Grund sind unter anderem die fatalen Auswirkungen der Waljagd besonders im 20. Jahrhundert. Die Forscher schätzen, dass Buckel- und Zwergwalpopulationen ihre Ausgangsgröße frühestens 2050 erreichen könnten.
Für die Studie, geleitet von Viv Tulloch, Doktorandin an der Universität Queensland, wurden Datensätze von der Internationalen Walfang Kommission (IWC) aus den letzten 122 Jahren analysiert. Um beispielsweise den zukünftigen Bestand des Südkapers zu berechnen, setzten die Forscher die Populationsdaten in Bezug mit den Krill- und Ruderfußkrebsvorkommen, der Hauptnahrung dieser Wale. Berechnungen zufolge wird der Krillbestand im Südpolarmeer während der nächsten 100 Jahre zunehmen, während er im Indischen und Pazifischen Ozean tendenziell eher abnehmen wird.
Wissenschaftler von WDC warnen, dass die Erholung der Bestände auf der Nordhalbkugel signifikant länger dauern wird. Dabei verweist WDC auf Forschungsergebnisse, die belegen, dass Wale in der Nordhemisphäre stärker durch menschliche Aktivitäten bedroht sind, als die Wale auf der Südhalbkugel. Die Auswirkungen des Walfangs werden im Norden durch Gefahren wie Beifang, Wal-Schiffs-Kollisionen und Lärmverschmutzung dramatisch verschärft.
Unter anderem beinhaltet der analysierte Datenbestand kürzlich veröffentliche Daten zu über 100.000 illegal durch die Sowjetunion gejagte Wale, die bis in die 1970er Jahre stattfanden. Des Weiteren betonen die Forscher, dass schon die Jagd auf einige Hundert Tiere pro Jahr eine Art bedroht, wenn diese über mehrere Jahre hinweg andauert. „Die Ergebnisse der Studie zeigen deutlich, dass eine nachhaltige Waljagd nicht möglich ist und der kommerzielle Walfang ein für alle Mal gestoppt werden muss“, sagt Astrid Fuchs, Walfangexpertin von WDC.
Forschungsergebnisse der letzten Jahre belegen die Wichtigkeit einer Erholung der Walpopulationen sowohl für gesunde Ozeane als auch im Kampf gegen den Klimawandel. Die Wale fungieren als „Gärtner der Meere“ indem sie pflanzlichen Plankton düngen. Dieser wiederum produziert über die Hälfte des Sauerstoffs in der Atmosphäre. Dabei nimmt er große Mengen CO2 auf. “Wir brauchen die Wale mehr als sie uns brauchen. Es ist höchste Zeit für die Menschheit, dies zu erkennen, sagt Regina Asmutis-Silvia, leitende Biologin bei WDC. „Die Erholung der Bestände und der Schutz der Wale sollten für uns alle Priorität haben.“