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Mehr Schutz für Wale, unsere Klimahelden: Wir erhöhen den Druck auf die Regierungen

Die Klimakrise ist die größte Bedrohung für alles Leben auf der Erde. Doch es gibt...
Paten-Delfin Charlie © Charlie Phillips

Charlie – eine starke Persönlichkeit!

Charlie als Jungtier mit seiner Mutter Kesslet. © Charlie Phillips Mit seinen 16 Jahren hat...
Bucht von Taiji © Kunito

Geliebt und gejagt: Wale und Delfine in Japan

Wer unsere News und Blogs über Japan verfolgt, der hat meinen Namen sicherlich schon das...
© Flavio Gasperini

Ein Ozean voll Hoffnung

Das Hochsee-Abkommen, das 95 Prozent der Erdfläche schützen soll, ist ein eindrucksvolles Beispiel globaler Zusammenarbeit....

Werden Trump und Trudeau rechtzeitig Maßnahmen gegen das Aussterben des bedrohten Nordkapers ergreifen?

Seit April sind mindestens zehn Atlantische Nordkaper gestorben. Eine besorgniserregende Tatsache, denn bei einer Population, die weniger als 500 Tiere aufweist, sind das zwei Prozent. Auf die menschliche Bevölkerung übertragen, entspräche dies dem Tod von 150 Millionen Menschen innerhalb weniger Wochen – beinahe die Hälfte der gesamten US-Bevölkerung. Am gravierendsten ist, dass im Zeitraum von zwei Monaten neun Wale in den Atlantischen Provinzen Kanadas, einem neu erschlossenen Sommerhabitat des Nordkapers, gestorben sind. Dieses unterliegt momentan keinen bestimmten Schutzmaßnahmen.

Krise in Kanada

In der ersten Juniwoche erreichte die kanadische Organisation Marine Animal Response Society die Meldung von zwei toten Nordkaper im Sank-Lorenz-Golf. Während der Suche nach den Tieren wurden weitere im Wasser treibende Kadaver gefunden. Bis Ende Juni wurden im Gebiet sieben tote Nordkaper registriert, gefolgt von zwei weiteren im Juli.

Lediglich drei der Wale konnten an die Küste gezogen und untersucht werden. Zwei der Wale wiesen Verletzungen auf, die auf eine Kollision mit einem Schiff zurückzuführen sind. Der andere starb vermutlich, nachdem er sich in einem Fischernetz verfangen hatte.

Zur gleichen Zeit gab es Meldungen über mindestens vier weitere Nordkaper, die sich in dem Gebiet in Fischernetzen verfangen hatten; einer von ihnen konnte von Joe Howlett befreit werden. Der Retter, ein ausgebildetes Mitglied des Campobello Whale Rescue Teams, kam bei der Befreiung des Tieres tragischerweise ums Leben.

Kanada hat bereits Maßnahmen zum Schutz der Nordkaper ergriffen, wie zum Beispiel die Auszeichnung von gefährdeten Gebieten oder Änderungen der Schiffsrouten. Diese Maßnahmen beschränken sich jedoch auf das Gebiet der Bay of Fundy, einem historischen Lebensraum des Nordkapers (blau eingekreist). Allerdings existieren vergleichbare Schutzmaßnahmen im Sankt-Lorenz-Golf nicht (das gelb eingekreiste Gebiet ist ein neu erschlossenes Habitat der Wale). Kanada hat im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten bisher keine Anpassungen oder Regulationen der Fischerei vor Ort vorgenommen.

Während der letzten Jahre hat sich der Lebensraum des Nordkapers verlagert. Grund dafür könnte die erhöhte Meerestemperatur sein: Ruderfußkrebse (die zur bevorzugten Nahrung der Wale gehören) werden davon beeinflusst. Mit steigender Wassertemperatur im Golf von Maine verschieben sich das Zooplankton sowie auch andere Kaltwasserfische weiter nördlich.

Wirtschaft und Schutz in Zeiten des Klimawandels

Verheerend ist, dass sich die Krebse und somit auch die Nordkaper über den Sommer in jenem Gebiet aufhalten, das der Krabbenfischerei im südlichen Teil des Sankt-Lorenz-Golf zugeteilt worden ist. Kanadas Fischereiministerium (DFO) hat die Fischerei im Gebiet nun gestoppt, jedoch erst nachdem der Tod eines achten Tieres bestätigt wurde und nach dem zuvor erwähnten tragischen Tod des Campobello Whale Rescue Teammitglieds. Zudem sollte die Fischereisaison in diesem Gebiet bis zum 28. Juli beendet sein. Berichten zufolge wurden bereits 98% der Fangquote erreicht.

Laut Studien aus dem Jahr 2009 zählt die Schneekrabbenfischerei in den Atlantischen Provinzen Kanadas weltweit zu einer der Größten. Sie macht beinahe 90% des globalen Gesamtertrages aus und bringt einen Gewinn von 177 Millionen Dollar. 2012 wurde die Fangmethode mittels Reusen im Sankt-Lorenz-Golf vom Marine Stewardship Council (MSC) als „nachhaltig“ ausgezeichnet, trotz zahlreichen Einwänden von WDC, der Humane Society of the United States und anderen Organisationen, die sich für den Schutz der Nordkaper einsetzen.

In vielen Supermarktketten sind als „nachhaltig“ zertifizierte Meeresfrüchte und Fische des MSC Labes erhältlich. Der Konsument sollte aber vor dem Erwerb unbedingt bedenken, dass es auf der einen Seite wichtig ist, dass der Fang einer Art nachhaltig ist, gleichzeitig beim Fischfang aber immer auch ungewollt andere Tiere als Beifang getötet werden. Im konkreten Fall trägt die als „nachhaltig“ zertifiziere Fischerei in der Bay of Fundy zum Aussterben einer bedrohten Art bei.

Trotz der schockierenden Verluste einer bedrohten Art ist unklar, welche Maßnahmen Kanadas Premierminister Justin Trudeau zur Risikominderung ergreifen will. Laut Aussage des DFO vom 12. Juli, wurden von der frühzeitigen Beendigung der Krabbenfangsaison abgesehen lediglich unverbindliche Maßnahmen ausgesprochen. Schiffe sollten demnach langsamer unterwegs sein und die Sichtung von Walen gemeldet werden. Ist sich Kanada bewusst, dass während es über mögliche Maßnahmen nachdenkt, seine Tatenlosigkeit zum Aussterben des Nordkapers beiträgt?

Kanadas Schuld? Auch die Vereinigten Staaten tragen zum Aussterben des Nordkapers bei

Obwohl sich die Vereinigten Staaten dafür einsetzen, Kollisionen von Schiffen mit Walen sowie das Verfangen der Tiere in Fischernetzen zu vermindern, bedeutet dies nicht, dass sie sich selbstzufrieden zurücklehnen und die Schuld für das Verschwinden des Atlantischen Nordkapers Kanada zuschieben können – die Taten und Untaten der USA sind nicht weniger verheerend als die Kanadas, seit die Trump-Regierung den Schutz für die Wale in US-Gewässern mindern will.

Vor sechs Monaten wurden sechs Anträge von Ölunternehmen auf Bewilligungen für seismische Tests entlang der US Küste von der Obama-Regierung abgelehnt. Die seismischen Untersuchungen erzeugen alle zehn Sekunden, 24 Stunden pro Tag über Wochen oder Monaten hinweg einen Lärm, der für die Nordkaper eine hohe Belastung darstellt. Studien zufolge führt Lärm, der durch Menschen erzeugt wird, bei Walen zu einem erhöhten Level an Stresshormonen. Dies kann ihre Fortpflanzung sowie das Immunsystem negativ beeinflussen. Nichtsdestotrotz versucht die Trump-Regierung nun dieses Verbot aufzuheben und will fünf Anträge bewilligen. Dies hätte zur Folge, dass Wale und Delfine in ihrem Lebensraum dem ständigen Lärm und später vielleicht den Verschmutzungen durch Ölbohrungen ausgesetzt würden.

Dass Trump die Notwendigkeit der elf kürzlich ausgewiesenen Meeresschutzgebiete entlang beider Küsten infrage stellt, scheint ebenfalls durch das Interesse an fossilen Brennstoffen motiviert zu sein. Unternehmen möchten Zugang zu diesen Gebieten, die Lebensräume für Nordkaper und andere bedrohten Arten sind.

Zudem versucht Trump die Gesetze zum Schutz der vom Aussterben bedrohten Tierarten zu schwächen. Zuletzt soll Trumps Entscheidung, aus dem Pariser Klimaabkommen auszusteigen, nicht außer Acht gelassen werden. Die Verlagerung des Lebensraums des Nordkapers aufgrund der erhöhten Wassertemperatur ist eine unmittelbare Folge des Klimawandels.

Wieso betrifft uns das?

Um es einfach auszudrücken: Der Mensch braucht Wale, denn Wale tragen zu einem gesunden Ökosystem Meer bei. Das ist nicht nur essenziell für unsere Atmung oder Ernährung, sondern auch für den Kampf gegen den Klimawandel. Die Rolle des Atlantischen Nordkapers ist nicht zu unterschätzen – die Meeressäuger versorgen Phytoplankton mit Nährstoffen. Dieser produziert wiederum den größten Teil des globalen Sauerstoffs und dient als wichtige Nahrungsquelle vieler Fische. Immer mehr Studien zeigen den positiven Einfluss einer stabilen Walpopulation auf das Klima auf. Forscher sind der Ansicht, dass eine Erholung des Walbestandes dem Schwund von Nährstoffen durch die Ozeanerwärmung entgegenwirken könnte.

Kurz gesagt: Die Investition in die Erholung der Walpopulation zahlt sich im Kampf gegen den Klimawandel aus.

Was wir von WDC tun

Seit der Gründung im Jahr 2005 setzt sich WDC Nordamerika speziell für den Schutz des bedrohten Atlantischen Nordkapers ein. Dank des wissenschaftlichen und politischen Know-Hows des Teams können wir gemeinsam mit Rechtsberatern Gesetzesänderungen anstoßen. Wir sind außerdem beratend tätig um Schiffskollisionen und Beifang zu minimieren und sichere Lebensräume zu schaffen.

Als Mitglied des Atlantic Large Whale Take Reduction Team versucht WDC weiterhin, das Risiko des Verfangens von Walen in Fischernetzen zu reduzieren. Wir werden auch zukünftig Autopsien durchführen und Daten gestrandeter Tiere erheben, um sicherzustellen, dass die Einflüsse auf die Tiere realistisch eingeschätzt und ausreichend berücksichtigt werden.

Auch sind wir Teil einer Koalition aus Organisationen für Tierwohl und -schutz, mit der wir für die Integrität der US Gesetzgebung kämpfen:

–        Erhalt der Gesetze Marine Mammal Protection Acts (MMPA) und Endangered Species Acts (ESA)

–        Sichern des Budgets zur Überwachung des Nordkapers, zum Handeln beim Verfangen der Tieren in Fischernetzen sowie bei Strandungen

–        Ablehnung gegenüber uneingeschränkten seismischen Tests entlang der Nordamerikanischen Ostküste

–        Ablehnung gegenüber Bewilligungen, die schädliche Aktivitäten im Lebensraum des Nordkapers zulassen

–        Reaktion auf alle Verwaltungsvorschriften, die den Nordkaper oder andere Arten betreffen

Als Reaktion auf die kürzlich verstorbenen Nordkaper in Kanada fordern wir, dass der Schneekrabbenfischerei das MSC-Label entzogen wird, da diese eine Bedrohung für die Wale darstellt. Wo auch immer Wale Schutz benötigen – wir von WDC werden für sie kämpfen!

Was Sie tun können

Unterstützen Sie unsere Arbeit. Ihre Spende, egal ob groß oder klein, hilft uns. Durch die Spende finanzieren Sie nicht nur unsere Arbeit; wir können uns in Ihrem Namen an die Behörden wenden, um die Wale zu schützen.

Verzichten Sie auf den Verzehr von Schneekrabben bis Kanada Maßnahmen umsetzt, um das Risiko für Wale, sich in Fischernetzen zu verfangen, beträchtlich zu vermindern.

Reduzieren, wiederverwenden, recyceln und vermeiden. Durch den Klimawandel werden die Nordkaper gezwungen, neue Lebensräume zu erschließen. Dies kann sie gefährden, da diese neu erschlossenen Lebensräume oft keinen Schutzmaßnahmen unterliegen. Indem Sie den Verbrauch von Plastik reduzieren, es wiederverwenden, recyceln oder ganz darauf verzichten und Energie sparsam nutzen, können Sie etwas gegen den Klimawandel tun.

Zählen wir den Nordkaper, der diesen April durch eine Schiffskollision bei Cape Cod getötet wurde dazu, haben wir dieses Jahr insgesamt elf Nordkaper verloren, während nur fünf Babys geboren worden sind. Vor gerade mal zwanzig Jahren schwammen noch 500 Kalifornische Schweinswale im Golf von Kalifornien. Heute sind es wegen dem Einfluss des Menschen nur noch 30. Das Schicksal des Atlantischen Nordkaper der nächsten 20 Jahre liegt in unseren Händen. Es ist noch nicht zu spät zum Handeln, aber wir müssen jetzt handeln.

Über Regina Asmutis-silvia

Executive director - WDC North America