Japan: Verschwendung von Steuergeldern für “wissenschaftlichen" Walfang
Das japanische Parlament hat eine Gesetzesvorlage zur Fortführung des kommerziellen Walfangs verabschiedet. Japanische Umweltgruppen protestierten nun dagegen.
Japan nutzt ein Schlupfloch in den Bestimmungen der Internationalen Walfangkommission (IWC), das das Schlachten von Walen zu „Forschungszwecken“ erlaubt. Japanische Walfänger führen den angeblich „wissenschaftlichen“ Walfang in der Antarktis und dem Nordpazifik durch – das Fleisch wird jedoch hauptsächlich zum Verkauf angeboten.
Der Gesetzesentwurf sieht vor, dass Mittel für den „wissenschaftlichen“ Walfang im nationalen Budget fest eingeplant werden sollen, obwohl die Nachfrage nach Walfleisch schon jetzt so gering ist, dass die Regierung der Industrie mit Subventionen nachhelfen muss.
Die Vorlage passierte das japanische Parlament praktisch ohne jegliche Debatte und wird weitreichende Konsequenzen haben: eine auf Jahre angelegte Bereitstellung von finanziellen Mitteln für den Walfang, dazu der Bau eines neuen Walfang-„Mutterschiffs“ und verschärfte Einreisekontrollen für ausländische Aktivisten – so soll die internationale Opposition ihre Stimme verlieren.
In einer gemeinsamen Erklärung decken zwölf Anti-Walfang-Gruppen in Japan die zwei Hauptschwächen der Gesetzesvorlage auf. Zunächst profitiert Japan nicht von der Fortsetzung des kommerziellen Walfangs, der in der Gesetzesvorlage explizit als fördernswert beschrieben wird. Selbst wenn Japan weiterhin „wissenschaftlichen“ Walfang betreibt, wird es als Nation nicht die notwendige Zustimmung der internationalen Gemeinschaft zur Wiedereinführung des kommerziellen Walfangs bekommen: Es ist für die Pro-Walfangländer unmöglich, über 75% der Stimmen der IWC zu erhalten, die für eine legale Fortsetzung des Walfangs notwendig wären. Zudem werden Japans wissenschaftliche Absichten international stark angezweifelt.
Die Erklärung der japanischen Organisationen, die auch von WDC und anderen internationalen NGOs unterstützt wird, besagt unter anderem, dass
„…die Kosten für den wissenschaftlichen Walfang ursprünglich durch Erlöse aus dem Verkauf von Walfleisch gedeckt werden sollten. Allerdings ist eine Kostendeckung nicht länger möglich, da der Walfleischkonsum in Japan stark abgenommen hat und die Ausgaben für den wissenschaftlichen Walfang enorm sind – dies führte zur Insolvenz des Instituts für Walforschung, das die „Forschung“ überwachen soll. Angesichts der niedrigen Fleischnachfrage ist offensichtlich, dass die Walfangindustrie ökonomisch nicht rentabel ist. Wissenschaftlicher Walfang in der Antarktis wird nur durch hohe Finanzzuwendungen der Regierung ermöglicht.
“Wissenschaftlicher“ Walfang klingt zunächst wie ein wichtiger Beitrag zum Wissensstand über Wale, aber die Forschung zielt auf das Schlachten von Walen ab. Es ist jetzt 70 Jahre her, dass das Internationale Übereinkommen zur Regulierung des Walfangs geschlossen wurde. Seitdem haben sich die Bedingungen für den Walfang verändert und nicht-tödliche Forschungsmethoden existieren.“
Japans “wissenschaftlicher“ Walfang wird heftig kritisiert: Sowohl von Wissenschaftlern der IWC, dem Internationalen Gerichtshof, dem EU-Parlament sowie den Experten der Weltnaturschutzunion (IUCN).
Die Erklärung schließt mit den Worten:
„Das neue Gesetz ignoriert die Kontroversen um den Walfang, versucht, Kritiker verstummen zu lassen und soll nur dazu dienen, wissenschaftlichen Walfang ungeachtet des Preises fortzuführen – auf Kosten der Wale, Japans internationalem Ansehen und der japanischen Steuerzahler.
Nach Verabschiedung der Gesetzesvorlage werden also unsere Steuergelder Jahr für Jahr für dieses Programm verschwendet, wobei unsere Beziehungen zu befreundeten Nationen Schaden nehmen und wir uns international einen schlechten Ruf erwerben. Gegenwärtig werden jährlich fünf Milliarden Yen (über 40 Millionen Euro) für den wissenschaftlichen Walfang zur Verfügung gestellt – mehr als die 4,6 Milliarden Yen für Japans gesamte Fischerei entlang der Küste. Jetzt sollen noch mehr öffentliche Gelder in den Walfang fließen, was der Fischereiindustrie erheblich schaden wird. Der Walfang steht in keinerlei Verbindung zu nationalen Interessen, weshalb wir dieses Gesetz auch weiterhin entschieden ablehnen.“