Warum sind Wale so groß?
Eine kürzlich von der Royal Society veröffentlichte Studie beschäftigt sich mit der Frage, warum Wale heute größer sind als ihre Vorfahren. Was führte im Lauf der Evolution dazu, dass sie sich so entwickelt haben?
Die Forscher gingen dieser Frage auf den Grund, indem sie die Schädellänge von über 60 bereits ausgestorbenen Bartenwalen vermessen haben. Die Ergebnisse wurden dann mit 13 noch existierenden Bartenwalarten verglichen.
Mit Hilfe von Computersimulationen konnten die Wissenschaftler erkennen, dass Gigantismus – also das Vorkommen außergewöhnlich großer Tiere – an verschiedenen Stellen des Stammbaums der Bartenwale auftrat. Die Entwicklung der Tiere zu solch ungewöhnlicher Größe scheint noch nicht allzu lange zurück zu liegen: Wale über zehn Meter Länge gibt es erst seit etwa zwei bis drei Millionen Jahren, obwohl Wale schon seit über 36 Millionen Jahren in den Meeren leben.
Laut den Autoren der Studie schließt diese Entdeckung aus, dass Wale sich an große Jäger wie z.B. Haie angepasst haben oder aber auf sinkende Wassertemperaturen reagierten. Stattdessen, so glauben die Forscher, haben die Wale auf Veränderungen von Meeresströmungen reagiert. Als kaltes aber nahrungsreiches Wasser nach oben gespült wurde, bildeten sich große Beuteschwärme. Dieses Phänomen begünstigte die Entwicklung von großen Mäulern und Körpern, die effizienter einem Schwarm nach dem nächsten zu erbeuten. Buckelwale entwickelten außerdem neue Fangtechniken, so wie das Einkreisen der Beute in Luftblasen (das so genannte bubble-net-feeding oder Blasennetz-Fischen).
Die Studienresultate werfen die Frage auf, welchen Einfluss der Klimawandel – und somit Veränderungen der Meeresströmungen und -temperatur auf die Verfügbarkeit von Nahrung – auf Meeressäuger haben könnte.